Selbstorganisierte Radtour mit Zuganfahrt und -rückreise nach/von Hannover, übernachtet wurde in Hotels
Teilnehmer: Michaela und Otto, Vera und Reinhard, Gisela, Johannes, Sebastian, Angelika und Claus
Vorbereitung:
Nach den Corona-Jahren war die Vorbereitung dieses Mal wieder völlig problemlos. Auch wurde nicht überraschend
ein 9-Euro-Ticket eingeführt, das für übervolle und verstopfte Züge sorgte, die oft keine Räder mitnahmen.
Das mit viel Gezerre und Hin und Her eingeführte 49-Euro-Abonnement ängstigte uns nicht sonderlich, weil
hiervon sowieso nur die Vielfahrer unter den Zugnutzern profitieren. Aus dem Auto wird so keiner gelockt.
Ich wollte gerne mal Braunschweig besuchen, Angelika machte mit Hildesheim eine rundherum gelungene
Radtour daraus. Hotelzimmer in der Innenstadt zu bekommen bereitete ebenfalls keine Probleme. Lediglich
beim Hotel in Braunschweig musste noch ein Messezuschlag bezahlt werden, weil an diesem Tag in Hannover
noch eine Messe lief. Bei unserem Aufenthalt in Hildesheim war diese schon zu Ende.
Die Fahrkarten für die Zugan- und -rückreise (Gruppenreise) hatte ich schon Montag am
Bahnhof besorgt. Ich war gerade mit meinem Fahrkartenstapel zurück, da rief Otto an, er
dürfe doch nicht Radfahren (Augen-OP). Doch die diesjährige Radtour eignete sich ideal dafür,
die Strecken zwischen den Städten per Zug zurück zu legen. Den Rest, Stadtrundgänge und Geselligkeit,
konnten wir prima gemeinsam erledigen. Zwei Fahrradkarten schenkte Otto der Bahn.
Die Touren (sowohl die Rad- als auch die Stadtbesichtigungen) wurden
mit outdooractive erstellt und auf Fahrrad-Navi und
Smartphone übertragen. Das Navi hielt diesmal durch, doch bei der Einfahrt in Braunschweig
schaltete es sich plötzlich ab. Immer gut, eine Alternative zu haben ...
Do. 18.5.23 (70 km Route am Ende unvollständig, Rest)
Die Wettervorhersage war gut: nach kalten Nächten sollte es sich tagsüber jeweils erwärmen, Donnerstag
auf 15, Freitag auf 17 und Samstag auf 20 Grad. Das mit der kalten Nacht stimmte schon mal und so
wurde alles, was an Kleidung zum Fahren mitgenommen wurde, auch am Körper getragen. So verkleinerte
sich das zu transportierende Gepäck deutlich.
Am Bahnhof Paderborn herrschte normaler Betrieb, das vordere Fahrradabteil war noch gänzlich leer und
wir fanden auch alle noch prima Sitzplätze. Doch an jeder Station füllte sich der Zug deutlich, auch etliche
Fahrräder kamen noch dazu. Wir betrachteten das mit aller Ruhe, denn wir hatten unsere Plätze. Und in Hameln
sollte ja noch ein zweiter Zugteil dazu kommen. Es wurde voller und voller, mittlerweile wurden die
ersten Räder abgewiesen. Aber es kam auch kein Zugteil dazu: weil heute Feiertag war, wurde in
Hameln kein zweites Zugteil eingesetzt, obendrein fiel auch die halbstündlich dazwischen liegende S-Bahn
Hameln-Hannover weg. Kein Wunder, dass unser Kurzzug aus allen Nähten platzte!
Zum Aussteigen in Hannover-Bismarckstr. baten wir alle, die im Einsteigebereich standen, auszusteigen,
damit wir mit den Rädern überhaupt den Zug verlassen konnten. Aber alle waren willig und so klappte es prima.
Direkt unter den Gleisen ging unser Radweg los. Zuerst ging es durch einen schönen Park entlang der Bahn,
dann durch einen verschlafenen Vorort (Waldheim). Jatzt lag auch schon die höchste Erhebung der heutigen
Etappe überwinden: eine enorm hohe Brücke über die B3. Die Brücke ist so hoch, dass man sich über eine
Spirale auf die Höhe hinauf schrauben muss. Durch Seelhorst überquert man die nächste Bundesstraße (B6,
Messeschnellweg). Man muss nicht extra erwähnen, dass im Autoland Niedersachsen alle Bundesstraßen mindestens
vierspurig ausgebaut sind. Doch uns war das egal, nach einer letzten Ortsdurchquerung ging's aufs
freie Feld. Unter der A7 hindurch folgt ein Wald, darin gelangt man zum Mittellandkanal. Unser
Kanalmatador wurde schmerzlich vermisst, wenigstens schickten wir ihm ein Gruppenfoto mit dem
(breiten) Mittellandkanal.
Nach etlichen Kilometern zweigt der Stichkanal Hildesheim ab. Kurz vor diesem nassen Dreieck verließen
wir den Kanal, und zwar über einen ganz abenteuerlichen "Radweg": 30prozentige Steigung, also Schieben, aber nur
50 cm breit und darin noch zwei spitzwinklige Serpentinen. Über einen ebenfalls 50 cm breiten Durchlass zwischen den
Leitplanken gelangte man auf die Landstraße nach Wehmingen und Bolzum ("falls Sie schon mal gehört haben").
Nach Überquerung des Stichkanals folgten weitere schöne Feldwege bis "Groß" Löbke. Einer der nächsten
Orte, Klein Solschen, führte nach Groß Solschen. Jetzt folgten nur noch "große" Orte: Groß Bülten und Groß
Ilsede. Der zweite nennenswerte Berg auf dieser Etappe heißt Oberg ("Oh Berg"). Jetzt näherten wir uns der B1,
die mitten hinein nach Braunschweig führt, doch mitten im nächsten größeren Ort, Vechelde, gab es doch
tatsächlich eine Eisdiele. Angesichts der weiterhin niedrigen Temperaturen entschlossen wir uns nur zu einem
Eis im Hörnchen.
Gegenüber von Lamme (letzter Ort vor Braunschweig) konnten wir die B1 wieder verlassen. Durch Kleingartenvereine
und ein kleines Wäldchen ging es in den schönen Westpark von Braunschweig. Danach nähert man sich über kleine
Straßen unweigerlich der Innenstadt. Auch wird hier erstmals die Oker überquert, die die Innenstadt von allen
Seiten einschließt. Unser Hotel hat eine tolle Lage direkt neben Burg Dankwarderode. Hier bezogen wir erst mal
die Zimmer – von Otto war nichts zu sehen.
Für 17 Uhr hatten wir uns zum Stadtrundgang verabredet, mit etwas Verspätung (einer war eingeschlafen)
ging's dann auch los. Und Otto war auch da ...
Der Stadtrundgang führte uns direkt neben dem Hotel erstmal zum Burgplatz mit dem Braunschweiger Löwen (Heinrich der Löwe). Ein herrlicher Blick auf Burg Dankwarderode und Dom St. Blasii, der leider wg. Vorbereitung einer Ausstellung geschlossen war. Neben dem Rathaus (mit schönem Turm) gingen wir zum Braunschweiger Schloss, bei dem allerdings nur die Außenfassade komplett rekonstruiert ist, alles andere ist neu (Arkaden like Centro).
Neben dem Schloss strahlt der nächste Höhepunkt, das Happy Rizzi House (von dem amerikanischen Künstler James Rizzi), bunt bemalt und ohne rechte Winkel.
Gleich nebenan liegt das schöne Magni-Viertel mit einem alten Kirchrundling (1031). Von hier gingen wir zum
Theater (4-Spartentheater), das direkt an der Oker (Ostseite) liegt. Die Theaterbrücke bietet einen Blick
auf die historische Strickleiter. Links und rechts vom Theater liegen schöne Parks mit alten Bäumen
und einigen Skulpturen. Über den Steinweg enterten wir jedoch wieder das Zentrum mit Fußgängerzone.
Langsam machte sich auch bei dem einen oder anderen ein deutliches Hungergefühl bemerkbar. An einem
Restaurant, das man unbedingt besuchen muss, waren wir noch nicht vorbei gekommen. So griffen wir
Veras Vorschlag auf, ein Arabisches Restaurant namens "Sultana" zu besuchen. Vorher machte ich noch
einen kleinen Umweg zur St. Andreaskirche: der höhere der beiden Kirchtürme ist der höchste
Kirchturm Braunschweigs. Und direkt davor steht die "Alte Waage", ein riesiger Fachwerkbau.
Im "Sultana" wiesen uns sehr nette Kellner einen Tisch im Keller zu und erläuterten uns die Speisekarte.
Syrisches Essen ist sehr fleischlastig, man konnte allerdings auch vegetarisch wählen. Etwas sparsam
guckten wir, weil es in diesem arabischen Lokal keinerlei Alkohol gibt. Das Essen war jedoch sehr
lecker, wenn auch viel zu viel. Inzwischen hatte ein Kalligraph von jedem von uns ein wunderschönes
Namensblatt gemalt.
Nach dem Essen war es bereits sehr dämmerig. Ein paar gingen nun schon zurück zum Hotel, doch der
letzte Höhepunkt wartete noch auf uns: der Altstadtmarkt, ein sehr ansprechender Platz mit Brunnen.
Eingefasst ist der Platz rundherum vom Altstadtrathaus, der Kirche St. Martini, dem Gewandhaus und
dem irischen Lokal "The Wild Geese". Nachdem wir viele Fotos an diesem Platz geschossen hatten, kehrten
wir im "Wild Geese" ein und tranken Guiness oder Gin Tonic. Unterhalten war nicht so recht möglich,
weil ein Karaoke-Wettbewerb lief, der aber für gute Stimmung sorgte. Zufrieden kehrten wir dann
zum Hotel zurück.
Fr. 19.5.23 (57 km Route)
Ein bisschen Straßenbahn-Rumpeln störte den Schlaf, aber es war noch erträglich. Dafür erwartete uns
ein sehr gutes Frühstück in einem alten Saal, den ein riesiger goldener Löwe zierte. Müsli, Rührei mit
gebratenem Speck, alles was das Herz begehrte, war vorhanden. Doch irgendwann mussten wir uns
losreißen, die Räder wurden aus dem Abstellraum geholt, Otto wurde verabschiedet, und ab ging die Post.
Otto hatte ja noch Zeit und nutzte diese, um das Museum in Burg Dankwarderode zu besuchen. Er sah viel
Gold und Edelsteine, prächtige Säle und Gewölbe.
Fahrradmäßig hatten wir heute eine interressante, wenn auch nicht so schöne Strecke nach Hildesheim zu
bewältigen. Und zwar fährt man mitten durch das Industriegebiet vom Stahlwerk Salzgitter. Am ersten
Tag hatten wir ja bereits Lengede gestreift, wo es in dieser Gegend den letzten Bergbau gab und das durch das
Bergwerksunglück traurige Berühmtheit erlangt hat. Und Bergbau und Stahlhütte gehören einfach zusammen.
Doch aus Braunschweig heraus hatten wir erst mal eine wunderschöne Fahrradstrecke: es ging an der Oker
entlang – zuerst duch den Bürgerpark und dann den Richmond-Park. Braunschweig hat natürlich
auch Industrie, ein Teil davon folgte jetzt, mit etwas Autobahngewirr. Dann wurde es etwas ruhiger,
bevor wir auf das VW-Werk Salzgitter zuradelten. Von hier bis zum Stahlwerk fuhren wir auf dem Radweg
an einer Kreisstraße, doch diese wurde nahezu ausschließlich von LKWs befahren. In Watenstedt bei
einem türkischen Supermarkt legten wir eine Rast ein und beobachten die Fahrer beim
Ausladen der Ware. Auf einer Brücke
über die Eisenbahnzufahrten des Stahlwerks konnten wir den größten Teil des Werks in ganzer Pracht
bewundern: rechts lagen die Stahl- und Walzwerke, links war die Sinteranlage sowie das Entsorgungszentrum
mit Halde. Klar dass sich hier noch weitere Industrie ansiedelt: Alstom, MAN und Mannesmann sind
ebenfalls vertreten.
Jetzt ging es aber bald wieder anders zu: über Felder gelangten wir nach Salde, dann ging's eine längere
Strecke endlang des Flüsschens Fuhse bis zum Salzgittersee. Dann waren wieder Feldwege angesagt, teilweise
unbefestigt. Die Namen der Orte, die durchquert werden, hatten wir noch nie gehört – bis auf
Ottbergen, das wir eigentlich in OWL vermuteten. Ein letzter Anstieg auf einem Feldweg war noch zu
bewältigen, dann rollten wir auf einem Radweg entlang der B6 ganz leicht bergab in das schöne
Hildesheim hinein. Wir passierten noch eine Jugendverkehrsschule, Theaterstr., Zingel und die Rathaussstraße.
Und schon standen wir vor unserem Hotel. Ob Otto auch schon angekommen war, erfuhren wir erst später.
Die Räder kamen in einen Vorratsraum, dann bezogen wir die Zimmer.
Bereits kurz nach 16 Uhr konnten wir zum Stadtrundgang aufbrechen. Otto war tatsächlich schon vor
uns da, erwartete uns aber von der anderen Seite des Hotels in einem schönen Biergarten. Da wir nicht kamen,
musste er sich mit einem Weizenbier trösten.
Unser Stadtrundgang begann mit einem Waffel- und Eisessen (sehr lecker!) neben Ottos Biergarten. Das Waffeleisen
wurde zum Glühen gebracht! Jeder hatte auf seinem Teller auch noch seinen eigenen Namenszug.
Danach gingen wir weiter zum Historischen Marktplatz, auf dem das Hildesheimer Weinfest tobte. Neben
dem Rathaus prägten drei besonders schöne Häuser den Platz: das Tempelhaus (1350, mit Utlucht), das
Wedekindhaus (1598, dreigieblig) und das Knochenhaueramtshaus (1529), ein wunderschön geschnitztes Fachwerkhaus
mit vorspringenden Etagen. Mitten auf dem Marktplatz steht ein Rolandbrunnen, an dem die Tauben originelle
Techniken zum Wassertrinken entwickelten.
Um nur zwei Ecken lag der Andreasplatz mit der beherrschenden Kirche St. Andreas – der Kirchturm ist der höchste Turm Niedersachsens – und einem angedeuteten Kirchenrundling. Hier wollten wir eigentlich in der "Alten Münze" essen gehen, doch der Wirt hatte keinen Platz mehr für unsere Gruppe. Zweite Wahl war das mexikanische Lokal "Mexical", bei dem wir dann sicherheitshalber anriefen (mit mehr Glück). Doch erstmal ging's weiter durch die Fußgängerzone zur Jakobikirche (1514), die als Kulturkirche benutzt wird. Dann gingen wir hoch zum Michaelishügel, auf dem Hildesheims zweitälteste Kirche (nach dem Dom) steht: St. Michaelis (1022, frühromanisch), mit Kloster und Kreuzgangresten. Sie gehört zum UNESCO-Welterbe. Für uns war es auf dieser Reise die erste Kirche, die auch offen war.
Nebenan liegt der schöne Magdalenengarten. Die Aussicht vom Hohen Wall
auf Seniorengraben und Innerste blieb uns leider verwehrt, da die Hintere Tür des Gartens bereits
geschlossen war. Nun stand vor dem Essen noch der Dom (Mariendom, 872) auf dem Programm. Das Gebiet
um den Dom bildete früher die Domburg und wurde von uns durch das Paulustor betreten. Auch der
Dom war noch offen, allerdings lief gerade eine Messe, so dass wir nur einen kurzen Blick hinein
werfen konnten.
Auf dem Weg zum Mexikaner machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Alten Markt, auf dem noch eine
uralte Kaiserhausfassade und ein Renaissance-Erker erhalten sind.
Das "Mexical" liegt gar nicht weit von unserem Hotel. Und auch das Essen war toll, keine zweite Wahl!
Gute Zutaten und ausgesprochen lecker gewürzt. Und Bier gab es auch (KöPi).
Rundherum zufrieden brachen wir zur letzten Etappe unseres Stadtrundgangs auf. Dazu ging's zuerst durch den Park der Sedanallee bis zum Kehrwiederwall im Südosten der Innenstadt. Hier liegt das Fachwerkviertel Hildesheims und die schönste Straße darin ist die Keßlerstraße. An einem Ende liegt der Kehrwiederturm, ein schöner alter Stadtturm. Wenn wir nach so viel Kehrwieder nicht wiederkehren ...
An der Südspitze der Innenstadt liegt noch die machtige Basilika St. Godehard, doch nun wurde es schon ziemlich dunkel. So wendeten wir wieder Richtung Historischer Marktplatz, der am besten über den Andreasplatz (höchster Turm) erreichbar ist. Trotz Weinfest hatte heute keiner Lust auf Wein (Hildesheim ist auch nicht die Weingegend), sondern wir gingen in das Lokal, wo Otto heute Nachmittag schon im Biergarten gesessen hatte ("Chapeau Claque"). Neben Weizenbier gab es hier ebenfalls Köpi! Die paar Schritte bis zum Hotel wurden dann gerade noch geschafft.
Sa. 20.5.23 (38 km Route Teil 1, Teil 2)
Das Frühstück war zwar bei weitem nicht so gut wie im "Deutschen Haus", aber wir wurden prima satt und
brauchten uns heute auch nicht so doll anzustrengen (Innerste- und Leineabwärts). Ottos versprochene
hohe Temperaturen blieben wieder aus, doch zum Radfahren war es angenehm. Und trocken sowieso!
Beim Losfahren überquerten wir ein letztes Mal den Historischen Marktplatz, der sich gerade vom
Weinfest regenerierte. Entlang des Hohen Walls links und der B1 rechts fuhren wir zur Innerste, doch
es war gar nicht so einfach, an den Fluss zu gelangen. Auch die Hildesheimer Stadtplaner denken nur
an Autos.
Doch dann war es geschafft und der Radweg führte sehr schön an oder in der Nähe der Innerste entlang.
Vor Giesen scheint die Innerste unwegsam zu sein, denn ein (gut fahrbarer) Feldweg führte mitten in
den Ort. Und direkt hinter dem Ort liegt der riesige Kaliberg, den wir schon am ersten Tag auf
unserer Fahrt nach Braunschweig sehen konnten. Jetzt standen wir praktisch an seinem Fuß.
Dann
ging's zurück zur Innerste und den Sarstedter Seen sowie Sarstedt selbst. Hier meldeten wir uns
schon mal bei Heinrich (nicht der Löwe) an, denn jetzt war es nicht mehr weit bis Laatzen.
Vorher ging's aber noch durch die schöne Koldinger Seenplatte, die aus ca. 15 Seen besteht.
Direkt vor der Seenplatte fließt die Innerste in die Leine, d. h. ab jetzt führte ich meine Gruppe an
der Leine spazieren. Die Ausfahrt vom Radweg nach Laatzen wurde problemlos gefunden. Christina und
Heinrich erwarteten uns bereits vor der Haustür. Sie sind immer sehr glücklich, wenn der Besuch zu
ihnen kommt, denn sie sind beide nur noch eingeschränkt mobil. Wir verbrachten eine sehr angenehme
Zeit in ihrem schönen wilden Garten, auch die Perlenkunst wurde bewundert. Leider hatten wir noch
Termine: Otto wartete auf uns in Hannover-Linden/Fürstenhof. Und wir waren ja auch in ständiger
Sorge, dass der Zug genauso voll wie am Donnerstag sein könnte. So hieß es doch irgendwann
Abschied zu nehmen.
Vor uns lag aber noch eine wunderschöne Reststrecke: durch viele kleine Seen und mehrere
Leine-Überquerungen gelangten wir schließlich an den Maschsee, Hannovers größter Stadtsee.
Jetzt noch den Schnellen Graben entlang und über eine lange Ihme-Brücke (Lodemann-Brücke),
schon war der Bahnhof in Sichtweite. Natürlich nahmen wir hier den falschen Eingang, wo man
die Fahrräder eine lange Treppe hochtragen musste. Der Vorteil war aber, dass Otto bereits
auch am falschen Eingang stand und uns helfen konnte. Und bis zur Abfahrtzeit um 14:03 Uhr
hatten wir noch über eine halbe Stunde Zeit.
Als der Zug schließlich kam, war die Überraschung perfekt: im vordersten Fahrradabteil war kein
einziges Rad! Zwar saßen dort einige Leute, die sich die Klappsitze herunter gelassen hatten, doch
die gingen bereitwillig auf andere Plätze. Nachdem wir das Fahrradabteil gefüllt hatten, fanden
auch wir alle noch Sitzplätze: der Tag war gerettet!
In Paderborn auf dem Bahnsteig trennten wir uns erst mal. Für 18:30 Uhr hatten wir einen Tisch
im "Koya" (vietnamesisch) bekommen. Für alle blieb genügend Zeit zu duschen und sich auszuruhen.
Angelika und Claus sind die einzigen, die zu Fuß zum "Koya" gehen können, dem entsprechend
waren wir die Letzten, die dort ankamen. Und die knusprige Ente und was sonst noch bestellt wurde
waren ausgesprochen lecker, dazu gab es mein Lieblingsbier, frisches Veltins. Eine gelungene Radreise klang hier
köstlich aus.
Fazit:
Der schönste Teil unserer Radrouten lag im letzten Tag: an Innerste und Leine, aber auch an vielen,
vielen Seen entlang. Auch die Ein- und Ausfahrt für Radler nach/von Braunschweig muss man als sehr
gelungen bezeichnen, der Rest der Strecke war langweilig (über Felder) bis interessant (Salzgitter).
Höhepunkte der gesamten Reise waren jedoch die verkannten Perlen Niedersachsens Braunschweig und
Hildesheim. Beide haben eine große alte Innenstadt mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten, die eigentlich
an jeweils einem Abend gar nicht zu schaffen sind.