Große Elbe-Radtour – August 2003

Schloss Strehla

Eine selbstorganisierte Radreise mit Zugan- und -rückfahrt, übernachtet wurde in Hotels, Pensionen und privat

Teilnehmer: Angelika und Claus

Vorbereitung:
Nachdem wir gehört hatten, dass die Elbe in diesem Jahr die beliebteste Radwanderroute werden sollte, bestellten wir alle Zimmer vor. Zur weiteren Vorbereitung dienten zwei Bücher (der Dumont Kunstreiseführer "Die Elbe" und ein älteres Buch mit dem doppelsinnigen Titel "Kunstland DDR"), die bikeline-Radwanderführer sowie das Internet.

Route:
Klick mich groß!

Sa. 9.8.03 (11 km)
Es war heiß wie seit Wochen, um halb neun brachen wir von zu Hause auf, unsere nette Nachbarin verabschiedete uns. Die Regionalbahn nach Hameln war bereits da – und gekühlt! Auch die S-Bahn nach Hannover war gekühlt, nicht so der IC von Hannover nach Leipzig: alte Interregio-Wagen, die übliche Schummelpackung der Deutschen Bahn. In Königslutter blieb er auch noch stehen wegen eines angeblichen Böschungsbrands (es war nichts zu sehen) und fing sich eine 90minütige Verspätung ein. Aufgrund dieser fuhr er auch nicht bis Leipzig, sondern endete einfach in Halle. Bei der Bahn erlebt man jedes Mal andere Überraschungen! Wir wurden in einen bereits vollen Zug nach Dresden gepfercht, die Räder durfte man entgegen den sonst üblichen Sicherheitsbestimmungen auch auf die Podeste stellen. Immerhin war dieser Zug gekühlt. So bliesen wir die Besichtigung von Leipzig ab und fuhren gleich durch bis zu unserem Ziel Riesa.
In der Bahnhofsgaststätte gab es kühle Getränke, dann machten wir uns auf zum anderen Stadtrand (Pausitz) und rollten durch das (verschlossene) Hoftor bei unseren Verwandten ein. Nach der herzlichen Begrüßung probierten wir gleich den nagelneuen Swimmingpool aus, eine herrliche Abkühlung. Auch den ganzen Abend verbrachten wir im Freien: es wurde gegrillt, viel erzählt und getrunken – und Brot mit rohem Knoblauch bestrichen.

So. 10.8.03 (16 km)
Nachdem wir lange geschlafen und spät gefrühstückt hatten, machten wir es uns in der Nähe das Pools bequem. Hin und wieder reparierten wir ein Fahrrad, bestaunten Gerds schnittiges Boot sowie den Motorroller und das Moped der (nicht anwesenden) Kinder. Nach einem üppigen Entenbraten noch ein langer Mittagsschlaf, dann wurden wir aktiv: per Fahrrad fuhren wir zu Gerds Büro in Nickeritz, dann über Mergendorf und Poppitz zu Marine-Kameradschaft an der Elbe. Hier schilderte Gerd uns anschaulich, wie er vor einem Jahr durch eine verwegene Fahrt zwischen den Baumkronen hindurch sein Boot vor dem Hochwasser gerettet hatte. Kaum vorstellbar bei dem jetzigen Tiefststand der Elbe, vor einem Jahr muss sie fast zehn Meter höher gewesen sein.
Dann radelten wir weiter zur Fußgängerzone von Riesa, wo es leckere Eisbecher gab. Weiter nördlich besichtigten wir noch den Riesenhügel (daher der Name Riesa) und das Elbedenkmal. Zu Hause haben wir erstmals drinnen gegessen, weil es gegen Abend "kühl" wurde. Auch danach saßen wir im Wohnzimmer und gingen früh schlafen.

Mo. 11.8.03 (59 km)
Heute war Gerds Geburtstag, aber auch sein erster Arbeitstag. Auch wir standen gerne früh auf, um in der noch kühlen Morgenluft ein gutes Stück voran zu kommen. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von allen und fuhren noch einmal über das Stadtzentrum im Bogen auf die Elbebrücke.
Rechtselbisch war ein sehr schöner Deich-Radweg, hier begegneten wir auch den ersten Störchen. Vor Strehla nahmen wir die Personenfähre auf die linke Seite; die Sorge, dass Fähren wegen des Niedrigwassers ausfielen, erwies sich als unbegründet. Wir radelten zur Stadt Strehla hoch, hielten kurz am Marktplatz und besichtigten dann den schönen Schlossinnenhof. Anschließend kürzten wir etwas über die Straße ab: Lößnig, Paußnitz, Schirmeritz, um Aussig gab es eine schöne Umgehung, ab Plotha umfuhren wir neugebaggerte Kiesseen. Auch in Belgern fuhren wir vom Fährhaus in die Stadt hoch, beguckten den Roland vorm Rathaus und kehrten auf dem Rückweg im Fährhaus ein, die Fähre selbst brauchten wir hier nicht. Direkt hinter dem Ort gab es ein "Steilstück", das entfernt an den Furka-Pass erinnerte.
Ab Weißnig konnte man die Silhoutte von Torgau sehen, das Schloss und die Stadtkirche. Der Hafen wurde von einer Radlerbrücke überspannt, dann kamen wir direkt an Schloss und Denkmal (Zusammenkunft der Amerikaner und Russen) vorbei zu unserer Unterkunft im Pestalozziweg (Pension Gotthardt). Auch hier gab es einen Swimmingpool im Garten, den wir gleich ausprobierten. In diesem Sommer war jeder Pool eine lohnende Investition. Nach etwas Ruhe besichtigten wir das Schloss Hartenfels, bestiegen den Südturm mit herrlicher Aussicht, den großen Wendelstein, gingen in die Schlosskirche und verließen das Schloss über dem Bären-Freigehege.

Schloss Hartenfels in Torgau

In der Stadt besuchten wir ein Cafe, das Rathaus, den ältesten Spielzeugladen Deutschlands, die Markthalle, Stadtkirche und den Rosengarten am Schloss (sehr trocken). Abends aßen wir lecker bei "Herrn Käthe" und saßen noch lange auf dessen gemütlicher Terrasse. Zum Schluss gingen wir noch durch den schön angestrahlten Schloss-Innenhof, die Bären schliefen bereits. Wir schliefen dann auch, aber es war recht laut und warm.

Di. 12.8.03 (78 km)
Beim guten Frühstück stellten wir fest, dass auch alle anderen Gäste Radler waren. Ein Pärchen (er beförderte das gesamte Gepäck, sie die Verantwortung) trafen wir in den folgenden Tagen öfter wieder. Wir verließen nun den Elberadweg und fuhren über die große Elbebrücke bis nach Zwethau (Radweg), ab dort ruhige Straßen, z. T. im Wald, Rosenfeld, Dautzschen, Großtreben, Prettin. Dort in Schloss Lichtenburg war eine eindrucksvolle Hochwasserausstellung.
Jetzt ging's zurück zur Elbe und mit der Fähre auf die linke Seite durch Dommitzsch. Es folgte eine lange, staubig-schöne Strecke an der Bahn entlang bis kurz vor Priesitz. Die "Schifferkirche" war schwer zu finden und nicht zu besichtigen, so ging's direkt weiter nach Pretzsch, wo wir im Schatten des Schlosses unser zweites Frühstück einnahmen. Die Fähre brachte uns auf die rechte Seite nach Mauken (es roch aber nicht so).
Über eine gesperrte Straße kamen wir ruhig nach Kleindröben und auf dem Radweg weiter nach Klöden, wo wir in der Burgruine einkehrten und im angrenzenden Teich badeten. Eine weitere gesperrte Straße erwartete uns bis Schützberg, aber ab hier gab es eine holprige und staubige Umleitung nach Gorsdorf. Nachdem wir die Schwarze Elster überquert hatten, gab es einen schönen Radweg durch die Auen bis zum Ort Elster, wo wir abermals einkehren mussten (mittlerweile war es unerträglich heiß).
Die letzten Kilometer bis Wittenberg führten zwar wieder durch die schöne Auenlandschaft, doch eine Deichbaustelle (ohne Umleitung) verlangte noch mal das Letzte von uns ab: zu zweit mussten wir jeweils ein Rad schieben. So waren wir froh, als wir an der Bundesstraße in das Stadtzentrum hinein rollten. Zuerst sollten wir ein Zimmer zu Sonne und Straße hinaus bekommen, doch nach etwas Verhandlung gab es wenigstens eines zur Seite: es war auch noch laut und warm genug (Pension an der Stadthalle). Ansonsten war die Unterkunft allerdings okay, denn wir verbrachten hier vier Nächte.
Abends radelten wir durch die Thomas-Müntzer-Str. (wo früher meine Tante gewohnt hatte) zu den empfohlenen Restaurants in der Innenstadt. Zuerst beguckten wir russischen Volkstanz, tranken ein "Wittenberger Original"-Bier im Brauhaus und aßen dann im Kartoffelhaus (eine Kette, wie sich später herausstellte). Unser Abendspaziergang führte uns zum Schloss(-Keller) und zur Bastion, das Abschlussbier gab es wieder im Brauhaus.

Mi. 13.8.03 (8 km)
Markt und Stadtkirche in Wittenberg Spät gefrühstückt, denn heute wollten wir ja nicht weiter. Wittenberg hat zwar wenig Grün in der Innenstadt, dafür aber einen breiten "Jrünjürtel" drumherum. Einen Teil davon (Schwanenteich) entdeckten wir bei unserer Fahrt in die Stadt, dann besichtigten wir Stadtkirche (hier predigte Luther), Melanchtonhaus, Lutherhaus und das Rathaus. Im Hof vom Cranach-Haus ruhten wir uns aus. Mittags aßen wir Salat beim Mediterranee.
Nachmittags besichtigten wir das Hundertwasser-Gymnasium (von außen), das bei uns direkt um die Ecke lag. Dann ging's wieder in die Stadt, die Schlosskirche (die mit den 95 Thesen) hatte leider schon geschlossen, so gingen wir zum Zoo, wo wir auch das Pärchen aus Torgau wieder trafen.
Zu Abend aßen wir im Schlosskeller einen erlesenen Zander und tranken noch ein "Wittenberger Original" im Brauhaus.

Do. 14.8.03 (59 km)
Zur Abwechselung war es heute mal bewölkt (das erste Mal seit Wochen). Als wir zu unserem Ausflug in den Wörlitzer Park aufbrachen, begann es zu tröpfeln – ein herrliches Gefühl nach so langer Regenpause. Quer durch die Innenstadt radelten wir zur neuen Elbebrücke, auf der anderen Seite folgten Pratau, Seegrehna und Rehsen, hier regnete es richtig. Bei diesem "schlechten" Wetter wollten wir nicht durchs Gelände fahren und blieben auf der Straße über Kakau nach Oranienbaum. Auf dem riesigen Marktplatz stand tatsächlich ein Orangenbaum (aus Metall), und er bot eine prächtige Sicht zum nahegelegenen Schloß. Hier hatten also einst die Verwandten von Königin Beatrix gewohnt. Bei der Führung beeindruckte besonders der Fliesenkeller, aber auch die Geschichte der Oraniertöchter, die nach Holland, England, Hessen-Nassau und Oranienburg verstreut wurden.
Im Wörlitzer Park Von Oranienbaum bis Wörlitz ist es nur ein kurzes Stück, und inzwischen war auch die Sonne wieder herausgekommen. In dem (trockenen) Wörlitzer Park gingen wir erst durch die Schlossküche, fuhren dann mit der Fähre auf die Nordseite, wanderten zum Großen Walloch (der Vesuv war gesperrt, Baustelle) und von dort auf dem Deich zum Höhepunkt, dem kleinen Walloch mit Tempel, Tunnel, Kettenbrücke und Gotischem Haus.
Als wir zu den Rädern zurück kamen, gab es wieder einen Schauer. So kehrten wir erst mal ein bei Kaffee und Kuchen (Elbewelle), um dann bei Sonnenschein die holperige Strecke zur Coswiger Fähre in Angriff zu nehmen (4 km Kopfsteinpflaster). Auf der Fähre begegneten wir zum letzten Mal unserem Pärchen aus Torgau. Man kennt sich eben an der Elbe ...
Nach Wittenberg fährt man von hier direkt an der Bundesstraße, nicht so reizvoll. Abends aßen wir italienisch und wanderten dann recht einsam durch die Elbauen vor den Toren der Stadt, die vor einem Jahr komplett unter Wasser waren. Auf dem Rückweg kamen wir noch an der Luthereiche vorbei (ca. 500 Jahre alt). Zum Abschluss gab es "Kuckucksbier" im Brauhaus. Die Tagesthemen berichten vom Stromausfall in Nordamerika.

Fr. 15.8.03 (14 km)
Beim Frühstück erzählten andere Gäste etwas von einem Schmetterlingspark, wir wurden hellhörig, wo gibt's denn sowas? Wir fuhren wieder in die Innenstadt, besichtigten die Schlosskirche und die Kunstausstellung im Rathaus. Dann radelten wir zu diesem Schmetterlingspark (etwas außerhalb). In einer Art tropischem Gewächshaus umschwirrten einen hunderte von Schmetterlingen, einer schöner als der andere. Außerdem konnte man Schmetterlinge beim Schlüpfen beobachten, denn Raupen und Puppen gab es auch.
Auf der Rückfahrt bestiegen wir noch den Schlossturm, um Wittenberg von oben zu betrachten. Von hier ging's zum Hundertwasser-Gymnasium, wo wir an der Führung mit ebenfalls Turmaussicht teilnahmen. Das schöne Gymnasium läuft Gefahr, geschlossen zu werden.

Das Hundertwasser-Gymnasium in Wittenberg

Ein weiterer Höhepunkt des Tages war ein Orgelkonzert in der Stadtkirche. Kultur macht hungrig, den stillten wir im Schlosskeller. Bei dem anschließenden Spaziergang umrundeten wir den Grüngürtel der Stadt komplett, dabei entdeckten wir noch einen schönen See auf der Südseite. Zum letzten Mal gab es auf dieser Reise "Kuckucksbier".

Sa. 16.8.03 (66 km)
Trotz Wochenende frühstückten wir sehr früh, denn es war wieder bestes (heißes) Wetter. Wegen der Bundesstraßenroute bis Coswig entschlossen wir uns, über die Dörfer auf der Südseite der Elbe zu fahren. Es herrschte lebhafter Westwind. Von Wörlitz bis Vockerode gab es einen angenehmen Radweg auf dem Deich, die dortige Baustelle durchquerten wir, obwohl eine Umleitung angegeben war. Weiter ging es auf dem Deich vorbei am Dianentempel, bis wir durch eine Art Stadttor in den Sieglitzer Park gelangten, eine herrliche Landschaft, die wir auf einem Dammweg durchquerten.
Über eine große Holzbrücke rollten wir über die Mulde. Nach Kleingärten führte der Radweg an der B184 ins Zentrum von Dessau. Vorbei an Rathaus, Schloss und Fußgängerzone radelten wir zum Stadtpark, um zu lunchen. Eine große geschwungene Brücke überquerte die Bahn, gleich dahinter liegt Schloss Georgium (nicht zu besichtigen).
Letztes Ziel in Dessau war das Bauhaus, das wir uns von innen anschauten und in einem Diavortrag dessen Geschichte kennen lernten. Nach dem Kaffetrinken radelten wir zurück zur Elbe (Baustelle) und bis zum Kühnauer Park. Am Kühnauer See verfuhren wir uns, so ging es entlang der Hauptstraße auf einem guten Radweg nach Aken.
In Aken war Stadtfest, es tanzte der Bär, doch zum Glück nicht genau bei unserer Unterkunft (Pension Mender). Wir schoben durch die Massen, bezogen unser Zimmer – und gingen dann aufs Stadtfest. Zuerst tranken wir Kirschbier, aßen geräucherte Forelle, während auf der Bühne so etwas wie Achims Hitparade lief. Nach einem Stadtrundgang bis zum Hafen und Stadttor ruhten wir noch etwas, um dann wieder loszulegen. Jetzt spielte eine Klasse Rockband und als Höhepunkt kam Tina Turner live. Sehr spät gingen wir ins Bett ...

So. 17.8.03 (78 km)
Dornburger Schloß Nachdem wir trotz des Festes ruhig geschlafen hatten, bekamen wir unser bestes Frühstück bisher. Auf der sonntäglich leeren Landstraße kürzten wir ab bis Groß-Rosendorf, benutzten die Saale-Fähre (50 ct.), und radelten weiter auf der Straße bis Barby. Wir umrundeten das Schloss (nicht zu besichtigen) und fuhren durch die Elbaue bis zur Elbefähre zum rechten Ufer. In Walternienburg gab es eine sehenswerte Wehrkirche, nur ein Feuerwehrfest dortselbst hielt uns vom Besichtigen ab.
Hinter Grodnitz folgte eine üble Strecke bis Dornburg, Mensch und Rad wurden auf das Äußerste beansprucht. Das Dornburger Schloß ist erst wenig renoviert, wird aber sicher mal eine echte Perle. Hinter dem Ort ging es in den Wald und durch einen riesigen Campingplatz, auf dem wir einkehrten – und auf einen Tipp hin gingen wir in einem tiefblauen See baden.
Über Prietzen, Plötzky, Elbenau, Randau (Äpfel-Radweg) und Pechau ging es nun auf Magdeburg zu. Bereits im Süden von Magdeburg wurde man auf die Elbeinsel geleitet unf fuhr so durch einen schönen Park fast bis zur Stadtmitte (Elbebrücke). Nach dreimaligem Anruf konnten wir unser Zimmer beziehen: ein großes prächtiges Altbauzimmer – leider direkt über der Hauptstraße ("Grüner Baum"). Zum Glück schlossen die Fenster gut.
Wir begaben uns auf den "Historischen Stadtrundgang", d. h. Dom, Kloster, Elbepromenade, St. Johannis und Rathaus mit Magdeburger Reiter. Am Rathausplatz aßen wir auch zu Abend, um dann noch ein wenig durch die pompöse und teilweise leerstehende Innenstadt zu spazieren. Mit den geschlossenen Fenstern hatten wir leider eine sehr warme Nacht.

Mo. 18.8.03 (78 km)
Es gab tatsächlich ein hervorragendes Frühstück mit individueller Bedienung. Über die dreiteilige Elbbrücke fuhren wir wieder auf die Ostseite, hier gab es einen wunderbaren Weg durch den Elbauenpark Herrenkrug. Wir wollten den Elberadweg verlassen und über Burg fahren. In Lostau fragten wir in einem Blumenladen nach dem Weg und in der Tat fand sich ein ausgezeichneter Radweg durch den Wald am Forsthaus vorbei, unter der Autobahn hindurch und an der Bahn entlang bis zur Stadt Burg. Zuerst etwas enttäuscht vom vielen Verkehr und kaum schönen Häusern fanden wir doch noch den mittelalterlichen Stadtkern auf dem Berg mit Stadtmauer und vielen Türmen.
Ab Burg fuhren wir auf einer verkehrsarmen Straße, überquerten den Elbe-Havel-Kanal, kamen durch Parchau, Ihleburg (Rast), Güsen, Parey, Derben, Ferchland und Klietznik. Ab Derben gibt es ein "Steilufer" der Elbe, was uns aber noch nicht sonderlich beeindruckte. Hinter Klietznik beginnt ein Naturlehrpfad mit einem Aussichtsturm über die Alte Elbe, wir folgten diesem Pfad bis kurz vor Jerichow. Der Ort war zwar eine Baustelle, doch das berühmte (ehemalige) Kloster konnte von innen besichtigt werden, was sich unbedingt lohnt, denn enthalten ist auch noch ein Museum und eine sehenswerte Skulpturenausstellung. Dann kehrten wir erst mal ein.
Zum Glück nahmen wir ab Jerichow nicht den Deichweg (Reparatur), denn sonst hätten wir die Räder über eine Treppe auf die neue Elbebrücke tragen müssen. So gab es Radwege an Bundesstraßen bis auf die andere Elbeseite. Hier wurde das Radlerleben noch einmal hart: gegen einen scharfen Südwind und gegen die Sonne mussten wir uns mehrere Kilometer bis zur Innenstadt von Tangermünde vorkämpfen.
Neustädter Stadttor in Tangermünde Die Pension "Am Rathaus" ist sehr schön und wir bekamen auch ein ruhiges Zimmer nach hinten raus. Nach einer Dusche begannen wir unseren Stadtrundgang: wir wohnten ganz dicht beim ausgesprochen schönen Neustädter Stadttor und der Kirche St. Nikolai, die allerdings seit dem 16. Jahrhundert für profane Zwecke genutzt wird (samstags Tanz mit DJ Norman). Dann gingen wir zum Hafen und bestaunten von der Elbe-Tanger-Seite die gewaltige Stadtmauer, gingen wieder hoch zum Rathaus (leider eingepackt), zur St. Stephanskirche (die mit einem hohen und einem niedrigen Turm, geschlossen) und zur ehemaligen Burg. Von hier hat man eine tolle Aussicht über die Elbe bis hin nach Jerichow.
Unsere Pension hatte auch ein Restaurant (mit Terrassengarten), so aßen wir gleich hier (leckeren Fisch). Bei einbrechender Dunkelheit machten wir noch einen lohnenden Stadtrundgang, denn mehrere Objekte werden abends angestrahlt. Im Schlosshotel auf der Terrasse mit Elbblick ließen wir uns noch einmal gemütlich nieder. Auch der älteste erhaltene Teil, in dem heute ein Festsaal ist, war noch zu besichtigen.

Di. 19.8.03 (60 km)
Es war bedeckt, so brauchten wir nicht allzu früh los. Durch das schöne Neustädter Tor fuhren wir bei scharfem Westwind über Heeren nach Stendal und kamen dort durch ein Industriegebiet zu dem Tangermünder Tor, wo die Innenstadt beginnt. Vorbei am Altmarkmuseum und durch die Fußgängerzone fuhren wir zur Stadtkirche St. Marien, die wir schon zu DDR-Zeiten besichtigt hatten. Das Rathaus mit Roland verpassten wir auf dem Weg zum Dom, zu dem es Paderborner immer hinzuziehen scheint.
Wir fanden einen sehr schönen Weg aus Stendal heraus, über Staffelde fuhren wir zum Schloss Storkau, vor dem wir unser zweites Frühstück einnahmen. Hinter Billberge wurde es tatsächlich bergig, es folgte ein trockenes, staubiges Auf und Ab bis Arneburg, wo wir sofort einkehrten. Das war am Sa. 9.7.1994 noch nicht möglich gewesen. Bis auf die Eisdiele kannten wir fast nichts wieder, geblieben ist aber der schöne Elbeblick vom Burgberg. Wie vor neun Jahren fuhren wir über Beelitz, Lindtorf, Baben und Goldbeck nach Klein Schwechten.
Hinter Goldbeck überholte uns mein Onkel mit dem Auto und begrüßte uns laut hupend. Zu Hause war auch die Tante, es gab viel zu erzählen und einiges anzugucken, denn das ehemalige Stallgebäude wurde renoviert. Und wie vor neun Jahren fuhren wir alle zusammen nach dem Kaffeetrinken mit dem Fahrrad nach Ziegenhagen, mit dem Unterschied, dass es jetzt einen durchgehenden Radweg entlang der Straße gibt. Wir bestaunten "Raststätte und Hotel Gose" und "Gose's Farm", einem kompletten Fittness- und Wellness-Studio mit allem Drum und Dran – und alles von Chef und Chefin persönlich vorgestellt. Klar, dass wir im Restaurant der Raststätte auch lecker zu Abend aßen.
Bei einbrechender Dunkelheit radelten wir mit Onkel und Tante zurück, und bei einem Glas Wein hatten wir noch viel zu erzählen.

Mi. 20.8.03 (57 km)
Heute war mein Geburtstag, diesmal hatte Geli ein Sporthemd eine weite Strecke transportiert. Nach dem Frühstück gingen wir noch durch den großen Garten und packten jede Menge Obst und Tomaten ein (was Radler so schaffen). Zum Abschied wurde gewinkt.
Über Goldbeck, Bertkow und Hindenburg ging es wieder Richtung Elbe. Am Weg lagen ein Rittergut mit Kirche und ein verlassenes Schuldorf (Käckwitz), von dem es nur noch eine Kirchenruine gab. Den Turm konnte man allerdings besteigen. Dann radelten wir durch den Büttnerhof zur Fähre nach Sandau. Von weitem sieht man schon die zerschossene romanische Kirche, sie soll jetzt restauriert werden. Durch den Ort kamen wir nicht wg. Umleitung.
Zuerst wählten wir einen schlechten Radweg durch den Wald, dann einen guten antlang der Straße nach Havelberg. Der ganze Verkehr ging über die Insel, wir rasteten erst mal am Marktplatz. Über die östliche Uferstraße umrundeten wir die Insel und kamen genau auf den gewaltigen Dom zu, der auf der Nordseite der Havel auf einer ziemlichen Anhöhe steht. Natürlich fuhren wir hoch, genossen die Aussicht und besichtigten Dom und Kreuzgang.

Dom von Havelberg

Beim Verlassen von Havelberg verfuhren wir uns, bis wir die Straße über Toppel, Dahlen, Nitzow nach Quitzöbel fanden. Hier mussten wir im "Haveleck" einkehren, es gab Kirschkuchen. Es folgten Lennewitz, Legde und Abbendorf, hier ging's auf den Deich bis Gnevsdorf und dann kam auch schon das europäische Storchendorf Rühstädt. Am Ortsanfang war gleich ein großes Nabu-Infozentrum, doch wir bezugen erst mal unser Zimmer im Schlosshotel mit Himmelbett.

Himmelbett im Schlosshotel

Danach informierten wir uns und wanderten durch das Dorf. Überall hingen Tafeln, wieviel Störche in welchem Jahr in diesem Nest waren und wieviel Jungstörche sie großgezogen hatten. Im Park unseres Schlosses waren Liegen mit Moskitonetzen, auf denen man dem "Waldkonzert" lauschen konnte. Das Essen im Landgsthof war nicht erwähnenswert. Beim Abendrundgang fanden wir noch ein richtiges Storchen-Infozentrum, nun war es jedoch schon zu. Wir genossen noch unser wunderschönes Schlosszimmer.

Do. 21.8.03 (66 km)
Es gab ein ausgezeichnetes Frühstücksbüffet im Spiegelsaal des Schlosses. Dann hieß es leider Abschied nehmen von unserer schönsten Unterkunft.
Auf der Straße ging es noch ein Stück bis Bälow, dann auf den Deich. Nach Groß-Breese mit seiner sechsreihigen Allee ging der erste Abstecher, über Breese und eine riesige Eisenbahnbrücke kamen wir nach Wittenberge an die Elbe zurück. In der Nähe des Hafens machten wir eine kleine Stadtrundfahrt (Steintor), sie lohnte nicht wirklich. Vor einem bunten Haus auf dem Deich rasteten wir.
Ab hier ging es lange auf dem Deich entlang bis hinter Müggendorf, danach auf eine ruhige Straße bis Cumlosen. In Motrich fanden wir den Weg in den Wald nicht, so wollten wir hinter Cumlosen wieder auf den Deich. Das klappte gut, doch plötzlich war die Elbe auf der falschen Seite: wir hatten die falsche Richtung und mussten umkehren. Leider war hier war Baustelle, und die Radler wurden sage und schreibe über die Bundesstraße ohne Radweg umgeleitet. Für uns die Gelegenheit, doch noch den Abstecher nach Gadow zu machen: ein schöner Ort mit Schloß und einem Naturlehrpfad durch den ganzen Ort mit alten exotischen Bäumen. Über Lanz mit einem kleinen Rundlingszentrum radelten wir dann nach Lütkenwisch und zur Fähre nach Schnackenburg.
Nach kurzer Suche fanden wir unser Hafencafe Felicitas, einem Gartenlokal mit Pension. Wir bezogen unser Zimmer und kehrten in dem gemütlichen Gartenlokal ein. Ein kleiner Rundgang durch die kleinste Stadt Deutschlands (ca. 300 Einwohner) hatte als Höhepunkt den Besuch des Grenzlandmuseums. Eindrucksvoll erläuterte uns die Frau auch den Verlauf der Flut vor einem Jahr, bei dem das Untergeschoss des Museums im Wasser stand und sie selbst zu Hause auf gepackten Koffern saß, während ihr Mann mit Helfern den Deich sicherte.
Im einzigen Lokal der Stadt, unserem Gartenlokal, konnte man gut essen, so dass ein weiterer Spaziergang nötig wurde. Er führte um den Hafen auf einen Aussichtsturm, von dem aus die Stadt, Hafen, Aland, Elbe sowie ein merkwürdiges Frachtschiff auf dem Elbufer zu besichtigen waren. Es handelte sich um einen im Frühjahr aufgelaufenen polnischen Frachter. Direkt danach war der Elbepegel so drastisch gefallen, dass er sein Schiff getzt bequem zu Fuß umrunden konnte.
Im Dunkeln setzten wir uns wieder in das Gartenlokal des Hafencafes, in dem sich ein bunt gemischtes Publikum eingefunden hatte – von feinen Pärchen bis hin zu sechs dicken finnischen Motorradrockern. Wir hatten auch ein interessantes Gespräch mit einem (Flensburger) Motorradpärchen.

Fr. 22.8.03 (71 km)
Ein riesiger Frühstückstisch für alle Gäste bog sich unter der Last des Aufgefahrenen. Wir lernten noch ein Pärchen aus Sandau kennen, die auch Zimmer an Radler vermieten und jetzt selbst einen Teil des Elberadwegs ausprobierten. Dann kamen die dicken Rocker und die Vorräte wurden schnell abgebaut.
Der Radweg führte zuerst lange hinter dem Deich entlang bis zur Fähre nach Lenzen. Die Fähre nahmen wir, um das hochgelobte Lenzen zu besuchen. Es war leider eine Enttäuschung. Die Stadt und die Burg waren eine einzige Baustelle und der Rudower See völlig in Privatbesitz, so dass man kaum an das Ufer kam. Wir mussten wieder zurück bis zum Fähranleger, dieser Umweg hatte sich nicht gelohnt.
Ab Lenzen fuhren wir ca. 20 km auf dem Deich, eigentlich eine schöne Strecke, doch bei dem herrschenden starken Gegenwind nicht so angenehm. Kurz vor Dömitz waren wir froh, mal auf eine windgeschützte Straße zu kommen. Über einen Kilometer fuhr ein Motorrad langsam hinter uns her, es war das Pärchen von gestern Abend, wie sich dann heraus stellte. In Dömitz war keinerlei Hinweis auf die Festung und wir hatten auch keine Lust zu suchen. So ging es gleich auf die Elbebrücke, von der man den alten Brückenkopf der im Krieg zerstörten Brücke gut sehen kann.
Über Kamerun, Damnatz, Seedorf und Gümser See radelten wir nach Dannenberg. Es war schwierig, das Zentrum zu finden, mit letzter Kraft schleppten wir uns zur Eisdiele. Nach Latte Macchiato und Eisbecher ging es uns besser.
Der Weg nach Hitzacker führte über verkehrsarme Straßen entlang des Jeetzeldeichs über Pisselberg und Nienwedel. Zusammen mit dem Elberadweg landet man direkt auf der Innenstadt-Insel. Wir suchten unser Quartier auf, duschten und gingen zu Fuß zurück. Wir überquerten die Insel bis zur Elbfähre (nur Personen und Räder).

Drawehntorschänke in Hitzacker

Heute Abend gab es griechisch zu essen, dann setzten wir den Spaziergang fort, vorbei an Riesenkastanie auf den Weinberg, von dem der Ausblick auf die Stadt besser als von jedem Aussichtsturm ist. Solche Berge hätten wir in Norddeutschland nicht vermutet. Wir wanderten an der Jeetzel zurück und kehrten noch auf der Terrasse der Drawehntorschänke direkt an der Jeetzel ein.

Sa. 23.8.03 (69 km)
In unserem Privatzimmer (Schütte) konnten wir nicht nur sehr ruhig schlafen, es gab auch hervorragendes Frühstück. Dann radelten wir zur Fähre, die sich als kleines Motorboot entpuppte. Rechtselbisch fuhren wir auf ruhigen Straßen, da auch hier der Deich repariert wurde. Die letzten vier Kilometer vor Darchau ging's dann doch auf den Deich, doch schreckliche Panzerplatten trübten das Vergnügen. Mit der Darchauer Fähre ging es wieder in den Westen. Der Radweg führte jetzt lange an der Straße entlang, bevor er in die Elbauen abbog, holprig wurde und ungeschützt im Gegenwind lag. Endlich war Bleckede erreicht, ein recht schöner Ort mit Wochenmarkt und Schloß mit Aussichtsturm.
Ab Bleckede folgten noch einmal 20 km Radfahren hinter dem Deich, aber andauernd musste man auch auf den Deich hoch und wieder runter. Zuerst ging es nach Norden und der Wind hielt sich in Grenzen. Doch dann knickten Elbe und unsere Strecke nach Westen ab und wir radelten in einer Art Windkanal (von vorn).
Wir waren froh, als das schöne Stadtbild von Lauenburg in den Blick rückte. Wir fuhren über die Brücke bis in die Altstadt, doch noch ein Hindernis lag vor uns: unser Hotel befand sich in der Oberstadt – und die liegt erheblich über der Unterstadt. Für Fußgänger gab es Treppen. Wir schoben unsere Räder den Großen Sandberg hoch und gelangten so zu unserem Hotel "Bellevue". Es hatte seine Blütezeit lange hinter sich. Während Angelika sich von der Gegenwindfahrt erholte, besuchte ich den Schlossturm und die Palmschleuse, die älteste Schleuse Europas (1392).

Palmschleuse bei Lauenburg

Mit Geli ging ich dann zu Fuß los, die "Himmelstreppe" hinunter in die Altstadt. Vorbei an den ältesten Straßen der Stadt gelangt man in die Elbstraße, hier stärkten wir uns mit einem Fischgericht, bei bester Aussicht auf die Elbe und die Lauenburger Brücke. Über Elbpromenade, Hunnenburg und Hohlen Weg wanderten wir wieder in die Oberstadt zu Schloss und Fürstengärten. Beim Italiener kehrten wir ein, hier gab es Eisbecher, aber auch Jever Pils. Nachdem wir ruhig eingeschlafen waren, wurden wir mitten in der Nacht von betrunkenen Randalierern geweckt. Das Hotel "Bellevue" in Lauenburg ist leider nicht zu empfehlen.

So. 24.8.03 (8 km)
Das Frühstück riss uns zwar nicht vom Hocker, dafür aber der tolle Elbeblick aus dem total verglasten Cafe-Raum. Dann ging's mit dem Rad steil runter und noch einmal durch die schöne Altstadt.
Am verwaisten Bahnhof gab es sogar einen Schaffner, doch wir konnten unser Wochenendticket und die Fahrradkarten aus dem Automaten beziehen. Der Zug war noch leer, aber ab Lüneburg wurde es heftig: sämtliche Podeste wurden von vielen Rädern besetzt, ein Durchkommen war kaum möglich. Im Hundertwasser-Bahnhof Uelzen stiegen natürlich alle um, so gab es einen Riesenstau auf dem Bahnsteig. Doch die Besatzung des Anschlusszugs nach Hannover hatte die Ruhe weg und ein riesiges Fahrradabteil, in das hier alle hineinpassten. Anders in Hannover: nur wir stiegen aus, aber mindestens 20 Räder wollten noch hinein. Wir konnten das Chaos nicht mitansehen und fuhren per Fahrstuhl zu unserem Gleis 1. Richtung Paderborn ist es immer merklich ruhiger ...
Pünktlich Viertel nach drei waren wir zu Hause und konnten Kaffee aufsetzen (ohne Milch).

Fazit: Die Elbe ist eine tolle Radwanderroute, viel beschauliche Auenlandschaft, vielfach ist Fahren auf oder hinter dem Deich möglich. Aber auch hübsche Städte bieten viel Abwechselung, hier ist vor allem Tangermünde hervorzuheben, das "Rothenburg" des Nordens. Eingeschränkt wurde die Tour durch vielfache Deichbaumaßnahmen nach dem Hochwasser des vergangenen Jahres.

Die Elbe bei Lauenburg


Zurück zu Claus Schirmers Radreisen