Selbstorganisierte Radtour mit Zuganfahrt nach Wuppertal und Zugrückreise von Bochum, übernachtet wurde in Hotels
Teilnehmer: Michaela und Otto, Vera und Reinhard, Gisela, Johannes, Sebastian, Angelika und Claus
Vorbereitung:
Unter der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands (Müngstener Brücke) waren wir schon einmal
wandern, da wurde die Brücke aber noch renoviert
und man konnte nicht drüber fahren. Das ist jetzt wieder möglich. Und bei einer Stadtführung in
Wuppertal wurde uns die Nordbahntrasse nahe gebracht (wir wanderten ein Stück zu Fuß auf ihr). Da diese
Trasse neben vielen Viadukten auch mehrere Tunnel hat, wurde Wuppertal als erster Übernachtungsort
ausgewählt. Am Ende dieser Trasse liegt Hattingen: sehr sehenswert mit Henrichshütte und schöner
Altstadt. So fügte sich der zweite Übernachtungsort. Auffällig war nur, dass eine Unterkunft gar nicht
so einfach zu bekommen war, dazu später mehr. Für den letzten Tag wurden weitere schöne Bahntrassen
ausgesucht, die uns nach Bochum ins Bermuda3eck bringen sollten.
Die Fahrkarten für die Zugan- und -rückreise (Schöner Tag NRW + Fahrradkarten)
konnte Reinhard per DB-App buchen.
Die Touren (sowohl die Rad- und Wandertouren als auch die Stadtbesichtigungen) wurden
mit outdooractive erstellt und auf Fahrrad-Navi und
Smartphone übertragen. Das Garmin-Navi machte wie immer Spirenzchen, aber die Strecken
waren ja weder lang noch schwierig ...
Do. 30.5.24 (2 km + individuelle Fahrt zum Bahnhof)
Der Sommer kam dieses Jahr mal wieder nicht ins Rollen, so war die Wettervorhersage für unsere Tour
nicht besonders. Trocken zum Bahnhof zu kommen klappte aber schon mal. Natürlich fuhr der Zug auf
einem anderen Gleis los als angekündigt und wurde auch schon in Paderborn (Einsatzort)
ziemlich voll. Johannes und Sebastian kamen aber auch in Salzkotten noch gut rein, so wurde
die erste Zugetappe nach Hamm ohne größere Probleme und fast pünktlich bewältigt. Die realtiv kurze
Umsteigezeit (11 Minuten) reichte ebenfalls, denn der RE nach Wuppertal war leicht verspätet und
sammelte noch weitere Minuten dazu. Uns war das egal, wir hatten genügend Platz für die Räder
und konnten sogar bequem sitzen.
Als wir aus dem originellen Wuppertaler Hauptbahnhof heraus gefunden hatten, fiel es uns gar nicht leicht,
den guten Kilometer bis zum Hotel zu finden, denn sowohl Wupper und Schwebebahn als auch Bundesstraße
und Eisenbahn führen ständig über- und untereinander her. Unser Hotel (B&B Am Wunderbau) lag an der
Wupper, aber zum Glück nicht an der Bundesstraße oder Bahn.
Noch ein Wort zum Hotel: die Zimmer waren bereits im Januar gebucht worden (mit Bezahlung spätestens
bei der Anreise). Am Abend vor der Anreise wurden alle sechs Zimmer per Mail gekündigt. Auf telefonische
Nachfrage wurde mir gesagt, sie hätten keine Sicherheit, aber wenn ich Ihnen eine Kreditkartennummer
schicken könnte, würde die Kündigung rückgängig gemacht. Also Kreditkartennummer geschickt und
kurz danach trudelten wiederum sechs Emails mit Zimmerbestätigungen ein. Das war aber noch nicht alles:
beim Beziehen der Zimmer mussten alle Zimmer im Voraus bezahlt werden, was jeder einzeln machte. Später
abends warf ich einen kurzen Blick aufs Bankkonto und siehe da: auch hier war der volle Zimmerpreis
für alle sechs Zimmer abgebucht worden. Die extrem teuren Zimmer waren also doppelt bezahlt. Am nächsten
Morgen war natürlich noch kein Hotelmanager anwesend, der das einsehen konnte. So mussten wir sogar
die Abfahrt etwas verschieben, bis endlich ein Zuständiger die Rücküberweisung vornehmen konnte.
Und nicht nur das: der Service im Hotel soll ganz abgeschafft werden, der Kunde soll vorher überweisen,
und dann die Schlüsselkarte per Code aus einem Automaten heraus lassen. Dazu war es sehr teuer und
das einfache Frühstück musste auch noch extra bezahlt werden. Aber wenn man wie B&B ein Team der Tour
de France sponsort, kann man nicht auch noch was für die eigenen Kunden übrig haben. Fazit: nicht
empfehlenswert!
Zurück zu unserer Tour: wir stellten die Räder und das meiste Gepäck im Hotel ab, denn heute war ja
Zugfahr- und Wandertag. Mit unserer Bahntageskarte durften wir auch Schwebebahn fahren. Das nutzten wir aus,
indem wir das kurze Stück bis zum Hauptbahnhof per Schwebebahn fuhren. Nur stiegen wir nicht gleich
dort aus, sondern fuhren bis zur südlichen Endhaltestelle (Vohwinkel). Dort muss man aussteigen, denn
die scharfe Wende klappt nur mit unbelasteten Zügen. Wir gingen drunter her, stiegen auf der anderen
Seite wieder ein und dann am Hauptbahnhof wieder aus. Somit hatten wir das interessanteste Stück der
Schwebebahn erlebt: wo die Bahn oberhalb der Straße fährt (ein Stück über der
Wupper war aber auch dabei). Die Schwebebahn wurde 1900 noch von einem Kaiser eröffnet, den Kaiserwagen
gibt es heute noch. Und jeder weiß, dass 1950 der junge Elefant Tuffi aus der fahrenden Bahn in die
Wupper gesprungen ist. Bei 80.000 Fahrgästen pro Tag gilt die Bahn trotzdem als sicherstes Verkehrsmittel
der Welt.
Jetzt stiegen wir um in die richtige Eisenbahn: ein Zug über Remscheid nach Solingen, hierbei fährt er
über die Müngstener Brücke.
Am ersten Bahnhof danach (Solingen-Schaberg) stiegen wir aus und bewunderten erst mal den schönen kleinen Bahnhof. Dann wanderten wir in Serpentinen hinunter ins Tal der Wupper, wobei wir zweimal Gelegenheit hatten, die Brücke genau von unten zu sehen. Im Tal kamen wir bei Haus Müngsten an, von wo man einen wunderbaren Brückenblick hat. Einkehren wollten wir jedoch nicht hier, sondern im historischen Kiosk am Minigolfplatz. Hier kauften wir Wupperschlamm und ähnliches Süßgebäck sowie Kaffee (und Bier) und ließen uns gemütlich auf dem Platz nieder, der viele Sitzplätze und Tische aufweist. Auch ein kurzer Schauer konnte hier gut abgewartet werden. Vom Platz aus sah man bereits die nächste Attraktion: eine Schwebefähre über die Wupper. Sie kostet einen geringen Eintritt – und zwar auch für die, die die Fähre mit Körperkraft bewegen müssen. Jeder, der das schon mal gemacht hat, lässt gerne den anderen den Vortritt.
Auf der anderen Wupperseite war die Kurzstrecke zum Wanderweg nicht mehr begehbar, aber mit einem kleinen
Umweg kamen wir auf unsere geplante Route. Noch einmal wurde die Brücke unterquert, bevor uns der
Wanderweg zum (neugotischen)
Diederichstempel führte, von dem aus die Müngstener Brücke aus halber Höhe zu bewundern ist.
Nun mussten noch die 107 Höhenmeter (Höhe der Müngstener Brücke) komplettiert
werden, dann erreichten wir den
Bahnhof Remscheid-Güldenwerth. Die Hauptstraße war hier wegen eines Unfalls vollständig gesperrt, doch was
kümmert das Fußgänger und Bahnfahrer? Wir stiegen wieder in einen Zug nach Solingen, um ein zweites Mal
über die Müngstener Brücke zu fahren. Mit einem Umstieg am Solinger Hauptbahnhof erreichten wir wieder
Wuppertal. Da es immer noch einigermaßen früh am Tage war, schoben wir noch einen Besuch des früheren
Wohnviertels unserer gebürtigen Wuppertalerin ein, bevor wir endlich unsere Hotelzimmer bezogen.
Vera hatte beschlossen, das wir ins "Al Howara" essen gehen, was sich im Nachhinein als sehr gute
Wahl erwies. Es handelt sich um ein libanesisches Restaurant, was vor allem durch die Vielfalt der
Vorspeisen besticht. Danach waren wir eigentlich satt, doch wir hatten auch noch Hauptgerichte
bestellt. Libanesen essen viel und gut.
Den kurzen Weg zum Restaurant waren wir natürlich zu Fuß gegangen. Danach waren wir so satt, dass auch noch ein Verdauungsspaziergang erforderlich wurde. Als wir bereits um fünf Ecken waren, wurde ein Schirm vermisst, der im Lokal stehen geblieben war. So trennten wir uns: die einen holten den Schirm wieder ab und besuchten danach einige der wunderschönen Schwebebahnhöfe, besonders empfehlenswert: die Kluse mit Klusensprung. Die anderen gingen weiter Richtung Hardtanlage, wo sich auch der Botanische Garten befindet. Das Ganze liegt steil oberhalb des Wuppertals. Doch wegen einbrechender Dunkelheit konnten wir die Hardtanlage nur streifen und gingen über viele Treppen wieder hinab zum Hotel am Wunderbau. Und wenigstens kann man in diesem Hotel ruhig schlafen.
Fr. 31.5.24 (30 km Route)
Rechtzeitig trafen sich alle zum sehr einfachen Frühstück: kein Rührei, kein Schinken, nicht einmal ordentliches
Müsli. Lediglich die Brötchen schmeckten besser als sie aussahen, so wird man auch satt. Nach dem Frühstück
wurde gepackt und die Räder vorbereitet, dann hieß es Warten auf den Hotelmanager, damit die leidige
Geschichte mit der doppelten Bezahlung geklärt werden konnte. Jetzt ging es endlich auf die Räder. Wenn man wie
wir das Tal der Wupper verlassen will, bedeutet das: es geht bergauf. Doch so schlimm, wie ich vermutet hatte,
wurde es gar nicht. Lästiger war das Fahren im Autoverkehr, denn Radwege sind in Wuppertal Mangelware.
Doch schon nach zwei Kilometern war die Nordbahntrasse erreicht. Sie ist 22 km lang, besitzt
Brücken und Viadukte von zusammen eineinhalb Kilometern Länge sowie fünf Radwegtunnel mit
insgesamt zwei Kilometern Länge. Eingeweiht wurde sie 2014, der Bahnbetrieb ruht seit 1991.
Rad- und Rollerfahrer, Skater und Fußgänger
sind hier unter sich. Vom Fahrkomfort wird man an den RS1 erinnert, zusätzlich hat man hier wunderbare
Aussichten von oben auf Wuppertal. Die bekannte Lego-Brücke bemerkt man von oben kaum, denn die Legosteine
sitzen auf der Unterseite. Und auch der erste Tunnel ließ nicht lange auf sich warten, auf dem Rad immer
wieder ein außergewöhnliches Erlebnis. In Wuppertal-Rott muss man die Trasse mal kurz verlassen, auch bei
Wichlinghausen ist die Trasse nicht ganz durchgängig. Ansonsten war es ein wunderbares Rollen
auf der Trasse, zumal es langsam auch ländlicher wurde und das Grün an der Strecke deutlich zunahm.
Nun lag der längste Tunnel, der Schee-Tunnel (722 m lang), vor uns. Gut beleuchtet kann man ihn sicher
durchfahren. Inzwischen waren wir auch fast unter uns, denn der starke (Rad-) Verkehr, der oberhalb von
Wuppertal geherrscht hatte, war nahezu vollständig verschwunden. Hinter dem Schee-Tunnel
folgt der Ort Schee. Durch das
schöne Obere Sprockhöveler Bachtal geht es nach Sprockhövel (immer noch auf der Trasse). Im Ort ist die
Trasse zwar kaum erkennbar, aber überwiegend gut zu fahren. Hinter Sprockhövel fährt man durchs
Untere Sprockhöveler Bachtal, wieder wunderbar in der Natur.
Erst in den Außenbezirken von Hattingen verließen wir die Trasse, um auf direktem Weg zu unserem
Hotel (Ruhr-Inn) zu kommen, das westlich der Innenstadt in einem kleinen Industrie- und Wohngebiet liegt.
Und dieses Hotel ist genau das Gegenteil vom B&B-Hotel gestern: eine nette Dame am Empfang erklärte uns,
dass wir bereits die Zimmer beziehen konnten, obwohl es noch deutlich vor 14 Uhr war. Aber vorher bat sie
uns noch völlig überraschend zum Sektempfang. Wer Lust hatte, konnte den Sekt aucch durch ein Fiege-Bier
(aus Bochum) eretzen. Dabei wollten wir eigentlich nur unser Gepäck abstellen und die Räder hier lassen.
Und plötzlich war alles erledigt und wir hatten bereits einen kleinen Schwips. Zudem erklärte uns die
nette Dame, dass an diesem Wochenende in Hattingen Altstadtfest ist und es heute losgeht. Daher war es so
schwierig gewesen, Zimmer zu bekommen. Nun, für uns war das genau richtig, das Wetter war gut und es
war noch früh am Tag: die Besichtigung der Henrichshütte würden wir noch locker schaffen.
Wir stellten die Räder in einen riesigen Fahrrad-Unterstand (mit vielen Lademöglichkeiten) und bezogen unsere großzügigen Zimmer. Das Hotel ist ausgesprochen Fahrrad-freundlich und ist die ideale Unterkunft, wenn man auf dem Ruhrtal-Radweg unterwegs ist. Hattingen ist aber auch ein sehr guter Ausgangspunkt für sternförmige Radausflüge. Mit unseren heutigen 30 Kilometern waren wir aber genug Rad gefahren und gingen zu Fuß zur Henrichshütte. Sie besteht seit 1855 und hat zu Blütezeiten 10.000 Menschen beschäftigt. Von 1987 bis 2003 wurde sie stillgelegt und ist heute ein LWL-Museum. Als erstes kamen wir in eine riesige Gasgebläsehalle, in der gewaltige Maschinen dominierten, aber auch eine Kunstausstellung stattfand.
Im Freigelände stand auch immer noch die Kleinkunstbühne, auf der Johann König und Miss Allie während Corona mit "Zum Lachen ins Revier" die ansonsten auftrittsfreie Zeit überbrückt hatten. Echter Höhepunkt der Henrichshütte ist natürlich der Hochofen (der älteste im Ruhrpott). Und man kann die ca. 70 Höhenmeter sogar mit einem Aufzug hoch und runter fahren. Der Hochofen war zwar alt und rostig, machte aber den Eindruck, als könne er morgen wieder in Betrieb gehen, denn es war alles vorhanden: "Hochofenabstichlochbohrer" und "Stichlochstopfmaschine", sogar der obere Einfülltrichter war zu besichtigen. Nachdem die Letzten sich satt gesehen hatten, meldete sich bei den ersten bereits der Hunger an anderer Stelle. Wir lenkten also unsere Schritte Richtung Altstadt, noch einmal vorbei an den martialischen Eisenmännern. Am sehenswerten Rathaus vorbei betraten wir die Innenstadt und standen bald vor den Buden des Altstadtfestes. Jetzt musste erst mal ein Bierchen/Cocktail gezischt werden. Dabei bemerkten wir, dass wir direkt vor dem Bügeleisenhaus standen, dem schmalsten und ältesten der ca. 150 mittelalterlichen Fachwerkhäusern der Stadt. Als wir ausgetrunken hatten, setzten wir die Besichtigungsrunde Richtung Grabentor fort. Hier ist ein besonders schöner Platz, heute mit vielen Buden. So langsam kämpften wir uns den Steinhagen hoch zum Kirchplatz (Rundling) der St.-Georgskirche, deren Turm sich stark nach Südwesten neigt und von allen Seiten sehr auffällig ist. Vor dem Kirchplatz sind zwei Fachwerkhäuser oben so eng zusammengerückt, dass man sich die Hand geben könnte.
Auf dem Kirchplatz spielte bereits eine Band,
so dass die Zeit bis zum Essen angenehm überbrückt werden konnte. Vor dem Kirchplatz steht das
historische Rathaus (heute Museum) und direkt dahinter war unser Restaurant.
Vera hatte diesmal das Restaurant "Fachwerk" ausgesucht. Fachwerk ist eine größere Restaurant-Kette,
immerhin hatte der Hattinger Betreiber es in den Guide MICHELIN geschafft. Bei dem heutigen schönen
Wetter waren wir innen aber fast die einzigen und es wurde auch nur eine abgespeckte Altstadtfest-Karte
angeboten. Nach dem üppigen Gelage gestern kam uns das aber gerade recht und hielt uns auch nicht sehr
lange von weiteren Festaktivitäten ab.
Im Programmheft des Altstadtfests war auf dem Krämersdorf – direkt hinter dem sehr schönen Glockenturm,
einem Überbleibsel der im letzten Weltkrieg zerstörten Johanniskirche – eine Jazzband angekündigt.
Den meisten gefiel das gut, einige gingen aber auch noch mal zum Grabentor zurück. Nach 22 Uhr
war wohl keine Musik mehr in der Innenstadt erlaubt, aber auf dem großen Parkplatz an Hattingens
Hauptkreuzung sollten noch eine Heavy-Metal-Band spielen. Da dieser Platz sowieso auf dem Weg zu
unserem Hotel lag, besuchten wir dieses Konzert auch noch. Und die Band "Never Before" war auch richtig
gut, so dass wir noch alle letzten Songs anhörten. Auffällig waren hier die starken Sicherheitsvorkehrungen,
sogar bei der harmlosen Jazzband vorher hatte immer mal wieder ein Polizist vorbei geschaut. Hattingen
ist wohl ein heißes Pflaster!
Als auch diese Band Schluss machte, mussten wir nur die Kreuzung überwinden, und hatten danach einen ruhigen und kurzen Heimweg zum Ruhr-Inn. Mit uns trudelten noch etliche andere Festbesucher ein, doch die Unruhe legte sich schnell.
Sa. 1.6.24 (20 + 24 km Route Teil 1, Teil 2)
Auch bezüglich des Frühstücks ist das Ruhr-Inn das genaue Gegenteil vom B&B-Hotel: Rührei mit
gebratenem Schinken, Müsli mit frischem Fruchtsalat und auf der Aufschnittplatte befand sich auch bester
westfälischer Rohschinken. Eine größere Radlergruppe (ca. 20 Personen) war noch lauter als wir und brach auch
kurz vor uns aus, so dass wir bequem an unsere Räder kamen.
Wir wollten nun nach Bochum, das man übrigens von
Hattingen aus auch per Straßenbahn erreichen kann (Linie Hattingen-Mitte nach Bochum Hbf). Per Rad ist
aber die Strecke noch viel schöner. Nach ca. einem Kilometer hatten wir den Ruhrtal-Radweg erreicht. Ab
hier hat man das Gefühl, in einem riesigen Naturpark zu sein: zusammen mit einigen anderen Radlern und
der Ruhr ist man allein auf weiter Flur. Kleiner Nachteil: der Radweg ist ein ehemaliger Leinpfad und
damit so dicht an der Ruhr, dass
er schon bei geringem Hochwasser gesperrt werden muss. Das war dieses Jahr schon mehrfach der Fall, beim
Besuch der Genussradler natürlich nicht. Wir umrundeten eine riesige Ruhrschleife, beobachteten ein
DLRG-Rettungsboot und fuhren nach einer weiteren Kurve direkt auf eine besondere Attraktion zu: der
einzigen Schwimmbrücke Deutschlands bei Bochum-Dahlhausen. Auch sie ist ein Zugeständnis an den
ständig wechselnden Wasserpegel der Ruhr. Und nur bei starkem Hochwasser kann die Brücke nicht
befahren werden. Die Brücke selbst ist nahezu eine Fahrradstraße, Autos dürfen nur in eine Richtung, das lohnt
sich nur für wenige Anlieger.
Dafür ist der Radverkehr umso stärker, so dass es richtig schwierig wurde,
mal kurz anzuhalten. Das wollten wir nämlich, weil dicht hinter der Brücke ein Treppenweg hoch zur
Ruine Burg Horkenstein führt, von der man eine schöne Aussicht auf das Ruhrtal haben soll. Nun, die
Aussicht war ziemlich zugewachsen, trotzdem macht es Sinn, auch mal andere Muskeln zu bewegen als
auf dem Fahrrad. Wir gingen in zwei Gruppen, so brauchten wir nichts abzumachen oder abzuschließen.
Jetzt waren wir auch schon am Bahnhof Bochum-Dahlhausen mit einem schönen Bahnhofsgebäude. Ich schaute
auch mal verstohlen nach einem Eisenbahnmuseum, doch das hat einen eigenen Bahnhof und war noch zwei
Kilometer entfernt. So umrundeten wir den Vorplatz und erreichten nach 200 m den Anfang der
Springorum-Trasse. Mir 1,5 % Steigung ging es ab jetzt bergauf und obwohl wir mitten in der Stadt
waren, hatten wir die ganze Zeit das Gefühl, im Wald zu fahren. Von den Sehenwürdigkeiten neben
der Strecke (Schloss uns Städtischer Friedhof Weitmar) sah man von der Trasse aus nichts, da die
Umgebung immer deutlich höher lag. Das Wohngebiet Mark'scher Bogen, das genau auf der Trasse liegt,
muss kleinräumig umfahren werden, ansonsten wunderbare Trassenfahrt. Doch am Glockengarten
(in Bochum) war plötzlich
Schluss mit Lustig: ohne Vorankündigung kam eine Vollsperrung der Trasse, zwar mit Umleitungshinweis,
aber nicht wohin. Sebastian führte uns dann erstmal hinter den Hauptbahnhof und durch eine
Unterführung kamen wir sogar auf die Vorderseite. Von hier fand ich leicht den Weg ins Bermuda3eck,
unserem heutigen Ziel. Hier befindet sich auch das Bratwursthaus, bei dem es laut Björn Freitag die
beste Currywurst im Revier geben soll. Otto und ich holten uns eine (mit Bierchen) und wir können
den Sternekoch bestätigen, was vor allem an der äußerst leckeren Soße lag.
Nun überlegten wir, ob wir gleich zurück zum Bahnhof rollen oder noch eine zweite Trassenrunde von ca.
20 km drehen sollten. Nun, das Wetter war überraschend gut und viel gefahren waren wir ja auch noch nicht.
So wurde die Erzbahntrasse in Angriff genommen. Doch erstmal drauf kommen, das war ein Problem. Umgekehrt
ist das nämlich ganz einfach, denn umgekehrt waren wir ja die selbe Strecke schon einmal gefahren. Doch
mit einmal verfahren fanden wir die Erzbahntrasse dann doch und vor uns lag die wunderbare doppelte
Erzbahnschwinge. Weiter ging's in ca 15 m Höhe durch viel Grün und über manches Viadukt, bis links von uns
Holgers Erzbahnbude auftauchte. Da wir nun weder hungrig noch durstig waren, machten wir nur einen kurzen
Erinnerungsstopp und bogen dann scharf links ab auf die Kray-Wanner-Bahn, ebenfalls eine Trasse der
Bahn von Essen-Kray nach Wanne-Eikel. Auch diese fuhr sich wunderbar und ging sogar leicht bergab. Kurz vor
Essen merkte ich, dass wir diese Trasse eigentlich längst hätten verlassen müssen, doch mit einem kleinen
Umweg fuhren wir nun auf kleineren und größeren Straßen über Wattenscheid nach Bochum zurück. Vor der
Jahrhunderthalle war irgendein Fest oder Volkslauf, aber mit kurzzeitigem Schieben kamen wir auch durch dieses
Hindernis. Im Bahnhof war genügend Zeit für Toilette und Aufzugbenutzung. Der Bahnsteig war allerdings voll
von Fußball-Fans. Denn heute Abend war das Champions-League-Finale mit Dortmunder Beteiligung. Und alle Fans
aus dem Revier wollten das in Dortmund am Borsigplatz erleben.
So ließen wir einen übervollen Zug schon einmal ohne uns abfahren. In den nächsten quetschten wir uns
jedoch hinein und ab Dortmund wurde er auch deutlich leerer. Von Hamm nach Paderborn fuhren heute
ausschließlich Regionalbahnen, was allerdings den Ausstieg von Johannes und Sebastian in Salzkotten sehr
erleichterte, weil diese dort halten. In Paderborn verteilten wir uns schnell, weil der langsame Aufzug
die Restgruppe auseinander riss. Wir waren ja schließlich um 19 Uhr im Feuer&Flamme-Flammkuchenhaus
verabredet.
Das Feuer&Flamme ist eher eine Jugendlokalität, die Flammkuchen sind okay, aber der Innenraum ist
hallenartig riesig und daher nicht so gemütlich wie das Le Feu. Aber wir wollten sowieso nicht lange
bleiben, denn das Champions-League-Finale rief und Michaela, Otto, Gisela, Angelika und ich kamen
(mit zu uns nach Haus). Auch hier waren kühles Bier, Kir Royal und Chips vorhanden. Und obwohl Dortmund eindeutig
besser spielte, verloren sie am Ende gegen den ausgefuchsten Seriensieger von Real Madrid.
Fazit:
Die Vielfalt des Ruhrgebiets mit anhängendem Bergischen Land ist unübertroffen! Wuppertal besticht
durch seine auf der Welt einzigartige Schwebebahn, aber auch durch die nahe Natur im weiteren Verlauf der
Wupper. Hier könnte man noch viel weiter wandern (z. B. nach
Schloss Burg). Und durch die vielen Bahntrassen aus der
Blütezeit des Bergbaus und der Stahlhütten gibt es heute die große Anzahl an Radwegen auf
Bahntrassen, im "Pott" auch immer mit Attraktionen am Rande. Hattingen ist eine der Perlen im Ruhrtal,
mit toller Altstadt, aber auch der ältesten Stahlhütte im Revier. Ich glaube, wir haben noch nicht fertig
mit dem Ruhrgebiet!