Eine selbstorganisierte Kombination aus Radreise und Besuch bei Freunden mit Zugan- und -rückfahrt, übernachtet wurde in Pension/Hotel und privat
Teilnehmer: Angelika und Claus
Vorbereitung:
Zur Kur fahren und außergewöhnlich nette Menschen kennen lernen,
Zimmer buchen (Januar) und rechtzeitig Fahrkarten mit Fahrradreservierung
kaufen (8 Wochen vorher).
Als Kartenmaterial wurden die Aldi-Karten verwendet (das sind die alten
ADFC-Radwanderkarten ohne Kartondeckel, 1:150000).
Di. 22.4.03 (32 km)
Seit Beginn der Osterferien war bestes Wetter in Deutschland, so hatten wir doch
Bedenken, dass wir mit der zweiten Woche diesmal die falsche Woche gewählt hatten.
Aber auch am Dienstagmorgen war es in Paderborn schön, als wir zu unserem IC zum
Bahnhof radelten. Einige wenige Radler waren mit im Zug, einer gab uns noch die
letzten Hinweise zur Hessischen Bergstraße (Botanischer Garten in Weinheim). Trotz
dreimaligem Umsteigen klappte alles gut, erst der Bummelzug ab Frankfurt kam nicht
in Gang. Da es sich sowieso zugezogen hatte, stiegen wir nicht wie geplant in
Darmstadt, sondern erst in Eberstadt aus. Es war schwül und tröpfelte hin und wieder.
Jugenheim war der erste hübsche Ort an der Bergstraße. Hier konnte man auch die
Hauptstraße verlassen und durch ruhige Nebenstraßen fahren. Kurz vor Zwingenberg
erreichten wir die Hauptstraße wieder, um dann nach links in die am Hang liegende
Altstadt abzubiegen. Ein italienisches Cafe lud zu einem Capuccino ein. Währenddessen
ging aber ein Gewitterguss hernieder und wir schoben noch einen Eisbecher nach.
Als es wieder trocken war, gingen wir zu Fuß zur Altstadt hoch. Direkt neben der
evangelischen Kirche verfehlte uns plötzlich ein Blitz um nur etwa 10 Meter. Rasend
flüchteten wir wieder in die Unterstadt. Es begann zwar wieder ein wenig zu tröpfeln,
doch wir hatten keine Lust, noch länger herumzustehen/sitzen.
Der nächste schöne Ort war Bensheim, in dem wir ebenfalls die Altstadt zu Fuß
erforschten. Als wir dann weiterfuhren, hörte der Regen ganz auf und die Sonne kam
wieder heraus.
Jetzt war es auch nicht mehr weit zu unserem heutigen Ziel: Heppenheim. Links von
der Hauptstraße fährt man erst durch die Fußgängerzone, um dann in die steil
aufsteigende Altstadt zu gelangen. Unser ausgesuchtes Quartier, die "Gut Stubb", lag
direkt neben dem Dom, doch zum Glück schlugen die Glocken nur ein Mal in der Stunde.
Wir bekamen auch das schönste Zimmer, ganz oben mit Balkon, auf den wir uns auch
erstmal in die Abendsonne setzten.
Danach der übliche Rundgang durch die niedliche Altstadt, Essen bekamen wir in einem
Bistro, in dem der Spargel alle war (den sollten wir auf dieser Reise aber noch
bekommen). Auch nach dem Essen bummelten wir noch etwas, um dann in einer
Einheimischen-Gaststätte mit Wasser, Bier und Wein den Flüssigkeitsverlust
auszugleichen. Mit vier alleinreisenden Mädchen kamen wir zusammen wieder in unserer
"Gut Stubb" an.
Mi. 23.4.03 (61 km)
Anschließend fuhren wir auf Empfehlung eine schöne Nebenstrecke halb am Hang bis Hirschberg, dann folgten Radwege durch die (ebenen) Felder bis Ladenburg. Durch diese 1900jährige Stadt machten wir einen langen Rundgang, auch diese Stadt ist eine echte Perle.
Anschließend stärkten wir uns mit Kaffee und Kuchen (natürlich im Freien), bevor
wir über die Eisenbahnbrücke den Neckar überquerten.
In Friedrichsfeld am Eisenbahnkreuz kamen wir mit der Richtung völlig durcheinander.
Kurz vor Heidelberg bemerkten wir den Irrtum und legten uns in eine scharfe Rechtskurve
über Grenzhof nach Schwetzingen. Als wir vor dem Schloss standen, hatten wir die
Wahl, für den Park Eintritt zu bezahlen oder weiterzufahren. Gut, dass wir Eintritt
bezahlt haben. Unser Barockgarten in Schloss Neuhaus ist ein Kleingarten gegen diesen
Park.
In dem Park gibt es auch noch eine ausgewachsene Moschee (derzeit in Renovierung).
Völlig verstaubt flüchteten wir noch mal in die Fußgängerzone, um einen Sonnenhut
nachzukaufen.
Um den Schlosspark herum führte dann der Radweg über Ketsch und lange ruhige Feldwege
zur Speyerer Brücke, von der man eine herrliche Aussicht über die Stadt und
Hafenanlage hat. Direkt am Hafen sind wir dann auch eingekehrt, kompensierten unseren
Flüssigkeitsverlust und zitterten mit unserer Tochter, die zeitgleich in der
Vordiplom-Matheprüfung saß.
Unsere Unterkunft war die "Grüne Au", offensichtlich einer
der ältesten Gasthöfe in Speyer. Nach einer Ruhepause machten wir unseren ersten
Stadtbummel (Fischmarkt, Alte Münze, Altpörtel, Judenviertel). Im Ratskeller (auch
eine Besichtigung wert) bekamen wir den gestern vermissten Spargel lecker zubereitet.
Anschließend führte uns der Spaziergang um den Dom, das (blau beleuchtete) Dommuseum
bis hin zum Biergarten im Domhof, wo man immer noch gut im Freien sitzen konnte.
Do. 24.4.03 (58 km)
Das Frühstück war nur wenig besser. Die Räder konnten wir noch innen stehen lassen
(mit Gepäck) und so unbeschwert den zweiten Stadtbummel unternehmen. Vor Öffnung
des Altpörtel standen wir vor der Tür, so gingen wir noch in die Gedächtniskirche,
die Kirche mit dem höchsten Turm in Speyer. Dann ging's rauf auf den Altpörtel, um
die Sache gelassen von oben zu betrachten. Vorbei an der Alten Münze, Rathaus und
Jacobspilger gingen wir zum Dom: wg. Probe für Weißen Sonntag bis 12 Uhr geschlossen.
So lange wollten wir nun doch nicht warten. Also Räder holen! Gerade kam ein anderer
Liegeradler an, der die "Spezi" am Wochenende in Germersheim besuchen wollte.
Unser Weg aus Speyer raus führten noch mal zur Fußgängerzone und am Dom vorbei. Und
siehe da: jetzt war der Dom offen (kurz nach elf). So mussten wir (in kurzer Hose,
peinlich) den Dom besichtigen (wenn man schon mal da ist). Dem Alter angemessen ist
sehr schlicht (romanisch). Auch die Krypta war geöffnet.
Hinter Speyer begann der lange Rheinauen-Radweg. 12 Km hinter Speyer fuhren wir
plötzlich wieder auf die Stadt zu, solche Schleifen machen hier die Altarme des Rheins.
Ein Bruchwald war schöner als der andere, aber ausgerechnet gegenüber vom KKW
Philipsburg machten wir unsere erste Rast.
Erst nach ca. 30 Km kamen wir wieder in einen Ort, wo wir in der sehr empfehlenswerten
"Bauernschenke" (Radlertreff) einkehrten. Angelika probierte ihren ersten elsässischen
Flammkuchen, ich grübelte lange über den Saumagen, nahm dann aber doch nur
Pfälzische Bratwürste (grob) mit Weinkraut. Sicher wäre hier auch der Saumagen
ausgezeichnet gewesen.
Der größte Ort heute war Germersheim, das wir ein wenig durchwanderten. Von der Spezi
war noch nichts zu merken, dafür aber von der Uni - und vom hohen Ausländeranteil.
Auch ein Jakobspilger stand auf einen Stadtplatz.
Hinter dem Ort ging es wieder
durch die endlosen Rheinauen (Naturschutzgebiet). Am Leimersheimer Fähranleger mussten
wir noch mal rasten, weil es unerträglich heiß geworden war.
Am Wörther Altrheinarm ging es dann nach Wörth. Nach einem kurzen Stück Hauptstraße
fanden wir auch schnell unser Hotel und bekamen genau das Zimmer, das im
Prospekt abgebildet ist.
Die Wirtin gab uns auch noch eine prima Empfehlung für ein Restaurant: "Zum alten
Bahnhof", wo es sehr gut schmeckte. Anschließend erkundeten wir das lauschige Wörth
am Rhein (Bürgerpark, Skulpturengarten) zu Fuß, was aber sicher keinen vom Hocker
reißt. So ging es heute mal ganz früh schlafen.
Fr. 25.4.03 (48 km)
Das Frühstück war nicht außergewöhnlich, aber sehr reichlich. Neben der Hauptstraße
konnten wir bis zur Rheinbrücke vorfahren, wo der deutsch-französische
Rheinauen-Radweg begann. An einer Verzweigung nahmen wir versehentlich den falschen
Weg, der zuerst durch die schönen Bruchwälder und dann auf der (holprigen)
Uferbefestigung direkt am Rhein entlang führte, während der eigentliche (geteerte)
Weg einen Altrheinarm umrundete. Doch irgendwann kamen beide wieder zusammen und das
Geholper war vorbei. Kilometerweit hatten wir das Gefühl, die einzigen Menschen
weit und breit zu sein.
An der Rheinfähre bei Neuburg (fährt nur nachmittags) trafen wir mal wieder einen,
dann ging's an einem Altarm etwas weg vom Rhein und hin zur Grenze in Lauterbourg.
Hier tranken wir unseren ersten Cafe au Lait draußen vor einem Cafe am schönsten
(aber befahrenen) Platz in Lauterbourg. Hinter dem Ort tauchten wir wieder in die
Einsamkeit. Entlang an Seen, Altarmen und Rhein selbst ging es vorbei an
Munchhausen und Seltz Richtung Beinheim. Kurz vor dem Ort verließen wir den
Rheinauen-Radweg, weil er auf unserer Karte bei Iffezheim auf die deutsche Rheinseite
wechselte (das ist inzwischen geändert, wie sich später herausstellte).
Bis Beinheim war auch noch Radweg, doch dahinter (Roppenheim, Roeschwoog) mussten wir
auf der viel befahrenen Straße fahren, das war kein Genuss. Wir waren froh, als wir in
Roeschwoog nach Fort Louis abbiegen konnten. Kurz vor dem Ort liegt tatsächlich ein
riesiges (französiches) Fort vom Anfang des 18. Jahrhundert, mit mehreren Metern dicken
Backsteinwänden, aber mittlerweile schon stark zugewuchert. Das Fort lag damals noch
auf einer Rheininsel.
Dann kamen wir noch einmal direkt an den Rhein (auf dem Deich), bevor wir von hinten
nach Stattmatten einbogen. Die durch den Rheinbruchwald führende Moder wird zwischen
Fort Louis und Stattmatten zweimal überquert.
Mit ein wenig Suchen fanden wir auch
unser letztes Ziel: unsere Freunde in Stattmatten. Nachdem wir uns ausgiebig auf
der Terrasse erholt hatten, machten wir noch einen Ausflug (per Auto) in die
Kreisstadt Hagenau, der Geburtsstadt unseres Freundes. Die private Stadtführung zeigte
uns die schönsten Punkten der Stadt und auch die Aufteilung in Kernstadt
(Handel) und Außenstadt (Herstellung).
Im Hagenauer Forst waren die großen
Sturmschäden von vor drei Jahren nicht zu übersehen. In gemütlicher Runde hatten wir
an diesem Abend alle viel zu erzählen.
Sa. 26.4.03 (0 km)
Erster Tag mit schlechtem Wetter, doch noch war es trocken. Nach einem ausgiebigen
Frühstück fuhren wir mit dem Auto zu einem P&R-Platz (Parc et Rouler) am Rande
Strasbourgs. Für 2,40 Euro Parkgebühr bekommt man hier Straßenbahnkarten für alle
Insassen, egal wie viele im Auto saßen. In der Innenstadt (am Maison Kammerzell)
kauften wir zuerst einen
Schirm, denn inzwischen hatte es begonnen zu regnen. Das berühmte eintürmige Münster
schloss gerade den Eingang, damit um 12 Uhr mittags die astrologische Uhr von
(zahlenden) Besuchern in Ruhe beobachtet werden konnte.
Für uns ein günstiger Zeitpunkt, an der Ill ein Panoramaschiff zu besteigen für eine
äußerst sehenswerte Stadtrundfahrt. Enthalten natürlich das Gerberviertel ("Petite
France") mit dem schönen Maison de Tanneurs, das Europa-Parlament und verschiedene
Schlösser. Besonders eindrucksvoll fand ich auch das Vauban-Wehr mit der gedeckten
Brücke und den vier Wehrtürmen (Vauban hat auch Fort Louis gebaut). Einige der
Höhepunkte sowie das Straßburger Münster erkundeten wir anschließend noch zu Fuß.
Direkt aus der Stadtmitte (Place Kleber) brachte uns die Straßenbahn wieder an
den Stadtrand.
Ein weiterer Höhepunkt (jedenfalls für uns Zugereiste) war am Abend das Elsässer
Flammkuchen-Essen in einem Spezial-Restaurant in Sassenheim. Die Einheimischen
aßen ihn übrigens ohne Zwiebeln. Wir variierten ihn auch mit verschieden kräftigen
Käsesorten und als Nachtisch gab es einen süßen Flammkuchen mit Zimtäpfeln statt
Schinken als Auflage.
So. 27.4.03 (34 km)
Nachdem es nachts mehrfach geregnet hatte, war es am Morgen trocken und es blies ein
kräftiger Wind aus Südwest. Das gemütliche Frühstück beendete Angelika mit einem
ungeduldigen Aufbruchsignal, denn unseren Zug in Rastatt durften wir auf keinen Fall
verpassen. Da es immer noch trocken war, verzichteten wir auf das Angebot, gefahren zu
werden. Und tatsächlich: ohne dass wir viel treten mussten, blies uns der kräftige
Rückenwind durch die Rheinauen bis hin zur ehemaligen Eisenbahnbrücke (heute Autos,
aber wenig befahren) zwischen Beinheim und Wintersdorf. In Wintersdorf begann wieder
ein Radweg, der uns über Ottersdorf bis ins Zentrum von Rastatt führte. Wg.
Weißen Sonntags war großes Gedrängel vor den Kirchen. Die Hauptstraße führt direkt
auf das Barockschloss zu. Nach der Hofbesichtigung fuhren wir erst mal zum Bahnhof,
um zu sehen, was uns erwartet, dann ging's noch mal über den Friedhof zum
Schlosspark. Drohender Regen ließ und die letzte halbe Stunde doch noch im Bahnhof
abwarten. Kaum zu erwähnen: der Zug hatte geringfügig Verspätung (15 Min.).
Auf der langen Strecke nach Kassel machten wir es uns richtig gemütlich. In Kassel
versuchten wir (wie auf der Rückfahrt aus der Schweiz), die
Fahrt durch Umsteigen auf den Bummelzug zu verkürzen. Ein Zug mit zwei Wagen sollte
hier Wochenendfahrer befördern, die locker einen ausgewachsenen Zug gefüllt hätten.
Nachdem der Sicherheitsdienst der Bahn angerückt war und einen Gang geschaffen
hatte, setzte er sich doch noch in Bewegung. Fast alle stiegen auch in Warburg in
den Zug nach Paderborn um. Die Flexibilität der Bahn ist immer wieder zu bewundern.
Auf der Radfahrt vom Paderborner Bahnhof nach Elsen erwischte es uns wieder: genau
in den Minuten mußte ein Regenschauer runterkommen. Als wir zu Hause im Wohnzimmer
saßen, schien wieder die Sonne ...
Fazit: Diese Reise war eine ideale Kombination aus der Besichtigung schönster mittelalterlicher Städte an der Hessischen Bergstraße, dem 1900 Jahre alten Ladenburg und der 2000 Jahre alten Kaiserstadt Speyer und dem erholsamen Radwandern in den menschenleeren Rheinauen der oberrheinischen Tiefebene. An der Hessischen Bergstraße muss man auf schöne Radwege verzichten, was angesichts der kurzen Entfernungen verschmerzbar ist.