Kaiserroute Essen-Paderborn – Ende Mai 1997

Teilnehmer: Otto und Michaela, Inge (zum Teil), Stefanie, Angelika und Claus

Mi. 28.5.97
Letzter Arbeitstag. Morgens regnete es noch etwas, ab mittags wurde es heiter. Im Internet einen Erfahrungsbericht von der Kaiserroute gefunden, ausgedruckt. Mittags gegangen, Spanngummi und Zeitschrift gekauft und nach Hause zum Packen und Fahrradumbauen (Lenker). Geli holte Marius aus Etteln, dann mit Marius zu Norbert gefahren wg. eines weiteren Spanngummis und Klärung von Marius Abholen. Norbert hat gleich Marius zum Schlafen eingeladen und mich zum Fußballspiel. Dann noch das letzte gepackt und dann zu Norbert, BVB - Juve, Enspiel der Championsleague gucken, Hanjo war auch da. Und das Unglaubliche geschah: Dortmund gewann 3:1 mit wunderschönen Toren, darunter ein Traumtor von Lars Ricken. Mehrere Flaschen geleert. Dann zurückgefahren, Jubel an verschiedenen Ecken in Wewer, letzte Bilder im Fernsehen angeguckt.

Do. 29.5.97 (75 km)
Wecken wie immer, 6:30 Uhr, aber Stefanie kam nicht in die Gänge. Strahlender Sonnenschein, da fiel Angelika ein, daß Marius kein Sonnenöl mit hat. Noch bei Norbert vorbeigefahren, von dort direkt zum Bahnhof, Otto und Michaela waren schon da, der Zug auch, nur Geli und Steffi noch nicht, kamen aber auch noch rechtzeitig. Der Zug war auch mit Fahrrädern voll. In Lippstadt wollte noch eine Gruppe mit Rädern rein, lange Diskussion, aber sie hatten reserviert und wir 10 Minuten Verspätung. In Hamm (wie immer) wartete aber der Zug auf uns und ein netter Schaffner trug sogar eins der Räder bis auf den richtigen Bahnsteig. Ab da hatten wir einen ganz netten Zugführer aus Soest, der selber schon große Fahrradreisen durch Lettland, Litauen und Estland gemacht hatte, zu dem durften wir mit in das Lokführerhäuschen. In Essen noch mal umgestiegen nach Ku-pferd-reh, dort auf dem sonnigen Bahnsteig umgezogen zur Radtour. Nach 500 m begann der Baldeneysee, den wir erst auf der Südseite befuhren. Erste Rast gemacht und zweites Frühstück eingenommen. Es war natürlich viel Betrieb, vor allem viele Inline-Skater waren unterwegs (auch blonde). Am Ende des Baldeneysees mußten wir über eine hohe Brücke, d. h. die Räder Treppen hoch und wieder runter tragen. Dann auf der Nordseite zurück, kleines Stück an der Landstraße, dann wieder schöner Radweg an der Ruhr. An der "Zornigen Ameise" vorbei und schönen Schrägabläufen, die Ruhr überquert und ein langes Stück direkt am Flußbett bis zum Treffpunkt mit Inge bei Dahlhausen. Inge war gerade 10 Minuten da.

Radlertankstelle

Bratwurst, Salat und Eis gegessen, dann weitergefahren. Bei Hattingen auf der Südseite geblieben, das hatte hügelige Folgen: erst eine steile Auffahrt nach Welper-Blankenstein, dort den Burgturm bestiegen, nachdem wir uns vorher mit einem Eis gestärkt hatten.

Otto auf Burg Blankenstein

Dann eine lange Abfahrt nach Haus Kemnade (Wasserschloß). Ein Stück relativ eben, aber an einer Autobahn folgte dann der nächste Berg nach Herbede hoch (sehr steil). Die Abfahrt ging diesmal über Waldwege zur Burgruine Hardenstein. Hier wurde uns etwas getrommelt. Hinter Bommern ging's nochmal den Berg hoch (45 m), dann wieder an die Ruhr. Kurz vor Wetter mußten die Räder durch eine ehemalige Bahnunterführung getragen werden, aber das konnten wir nun schon gut. Etwas durch die Stadt, aber dann schön am Harkortsee entlang nach Herdecke. Leider gab es hier keinen der vier eingezeichneten Campingplätze, aber Inge sprach einen vom Kanuclub an und wir durften auf deren Gelände zelten. Unheimlich netter Platzwart, lud uns auch noch auf ein Fäßchen ein, doch es kam anders: wir wollten erst etwas essen und fuhren in die Stadt, fanden gleich einen schönen Türken und verputzten eine gemischte Vorspeisenplatte. Zum Hauptgericht waren wir eigentlich schon viel zu satt, aber es dauerte so lange und war alles sehr lecker. Wir waren gerade fertig, da kam ein BVB-Fan direkt vom Spiel aus München rein. Nachdem wir ihn freundlich begrüßt hatten, gab er gleich eine Tischrunde und später noch zwei Flaschen Wein für uns aus. Wir stimmten das BVB-Lied an und machten eine La-Ola-Welle. Ein Taxi, das er zwischendurch bestellt hatte, fuhr wieder ab. Und wir brauchten für den Heimweg auch die doppelte Strecke (wegen der Schlangenlinien).

Deutsche Eiche Fr. 30.5.97 (79 km)
Mit verquollenen Augen aufgewacht (natürlich bei Sonnenschein), da kam die nächste Überraschung: der Platzwart hatte für uns Brötchen gekauft und Kaffee gekocht. Nach einem gemütlichen Frühstück im Clubhaus ging's dann weiter an der Hengsteysee. Er ist ganz tief eingeschnitten in die Berge und an der steilsten Stelle war ein riesiges Kraftwerk. Kurz danach Hohensyburg, das nur über eine Straßenschleife erreichbar ist. In Westhofen ein häßliches Stück Straße, dann ein Wald mit "Hof Ruhr", Autobahn unterquert und an einer Eisenbahnbrücke über die Ruhr gerastet. Weiter an der Ruhr entlang bei Schwerte, dann rüber nach Villigst und wieder den Berg hoch. Es folgte ein lang ansteigender Höhenweg mit einer anschließenden rasanten Abfahrt auf einer breiten Straße, dann wieder nette Ruhr-Landwirtschaftswege, Ruhr überquert und in Dellwig in eine Pizzeria eingekehrt. Frisch gestärkt ging's auf der Straße weiter nach Langschede und dann wieder den Berg hoch nach Ardey. Vor Fröndenberg eine weitere Steigung. Fröndenberg sah aus wie neu gebaut, danach aber ein angenehmes Stück bis Wickede, der dortige Berg entpuppte sich als angenehmer als erwartet und in einem Kornfeld hatte sich ein Junge mit einer BVB-Fahne malerisch versteckt. In der ersten Hütte im Wald kochten wir uns Kaffee, Kuchen hatten wir uns neben der Pizzeria gekauft. Als wir aus dem Wald herauskamen, hatten wir einen herrlichen Blick über die nordwestdeutsche Tiefebene, dann ging's im Wald weiter bis zu einer ebenso schönen Aussichtsstelle. Es folgte eine längere Fahrt über diese Hochebene, aber immer wieder auch mit Abfahrten und Steigungen und schöner Aussicht. Auf einer Kuppe kurz vor Günne ist plötzlich der Möhnesee zu sehen mit einem schönen Blick auf die untere große Staumauer, das ganze schon von der Abendsonne leicht rötlich eingefärbt. Noch etwas versucht, auf der Kaiserroute zu bleiben, aber es war zu bergig, so daß wir abbogen zum See und ein kurzes Stück Straße zum Campingplatz fuhren. Dieser erste nahm uns auch gleich freundlich auf, aber es zeichneten sich große Feten für die Nacht ab. Wir aßen erst mal Pommes frites (1A) mit Bier und gingen dann in den Ort. Ein Disco-ähnlicher Schuppen mit guter Musik und üppigem Essen war unser Abendaufenthalt, denn Geli wollte noch nicht in den Schlafsack. Auf dem Platz war es tatsächlich unheimlich laut, so daß Otto und Michaela noch mitten in der Nacht runter an den See umzogen. Irgendwann gab es aber doch noch Ruhe, wahrscheinlich, weil es unheimlich kalt wurde.

Sa. 31.5.97 (73 km)
Gemütlich auf den Isomatten gefrühstückt, der Wind hatte sich inzwischen ganz nach Osten gedreht, also Gegenwind. Als wir dann losfahren wollten, deutete sich bei Michaela ein Platten an, noch mal aufgepumpt. Zuerst am Nordufer des Sees bis Körbecke gefahren, dort von Inge verabschiedet, die zum Soester Bahnhof rüberfuhr. Die Brücke bei Körbecke entpuppte sich als Fußgänger- und Radfahrerbrücke, was sehr angenehm war. Auf der Südseite erst ein Stück Straße, dann ein schöner Waldweg bis zum Ende des Sees. An einer einigermaßen sonnigen Stelle haben wir dann Michaelas Rad geflickt und auch den Übeltäter gefunden: ein kleiner Glassplitter. Über die obere historische Brücke ging's auf die Möhnetalstrecke auf einer alten Eisenbahntrasse. Das Tal ist wunderschön, leider belästigte uns ständig der kräftige Gegenwind. In Belecke war die Bahntrasse zu Ende, wir kauften erst mal Coladosen und rasteten auf einem Sportplatz. Dann wurde es wieder etwas hügeliger, aber noch angenehm, schlimmer war der Gegenwind. Kurz nach Rüthen kamen wir endlich in den Wald, mußten aber noch eine weitere kleine Anhöhe überqueren. Nach einem kurzen Stück im Möhnetal ging's dann endlich auf den hohen Paß (407 m). Die Abfahrt war zunächst auf einer Schotterstrecke, dann aber doch geteert, gratis gab es eine schöne Aussicht. Als wir nahezu unten waren, merkten wir daß es wieder nach Siddinghausen hoch ging, also noch ein Berg. Dann begann das schöne Almetal. In Büren mußten wir zur Eisdiele den nächsten Berg erklimmen, schöne Eisbecher! Kurz in die Jesuitenkirche geschaut und auf den Hof vom Mauritius-Gymnasium, dabei fuhr Otto eine Treppe runter und lockerte seinen Sattel, was unterwegs nicht zu reparieren ging. Nach der ersten Kurve hinter Büren sah man schon die A44, nicht schön, aber mächtig. Kurz hinter Ahden öffnet sich der Blick auf die Wewelsburg, die in der Abendsonne strahlte.

Die Wewelsburg

Der Kuhberg war steiler als vermutet und forderte die letzten Reserven. Zur Belohnung gab's eine lange Abfahrt nach Niederntudorf. Im Osten zeigte sich eine bedrohliche dunkle Wolke, die zu Marius am Edersee ein paar Regentropfen brachte. Bei uns blieb es schön und die letzten Kilometer über Alfen und Borchen gingen auch noch gut. Die Räder stellten wir bei uns zu Hause ab und gingen in die Pizzeria "Zur Mühle" (für den Schinken-Willi war es einfach zu kalt), und bestellten 0,5-Liter-Gläser und schöne Pizzen. Die allgemeine Meinung war, daß die Tour noch interessanter, aber auch anstrengender als im letzten Jahr war. Leicht angeheitert traten Michaela und Otto die letzten fünf Kilometer an. Die erste Nacht im Bett wie ein Stein geschlafen!


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