Eine individuelle Radtour mit Autoan- und abreise, übernachtet wurde in Hotels.
Teilnehmer: Angelika und Claus
Vorbereitung:
Eigentlich war ganz was anderes geplant: Bergwandern in den Dolomiten, speziell
im Rosengarten. Doch zusammen mit dem Nordsee-Wattenmeer wurden die Dolomiten
in diesem Jahr Weltkulturerbe. Und da wir uns erst sehr spät zu einem
Reisetermin entschlossen, fürchteten wir keine Unterkunft mehr zu bekommen. Solche
Schwierigkeiten erwarteten wir an der Lahn nicht ...
Lediglich die beiden ersten Hotels buchten wir vor, doch in Marburg von Samstag
auf Sonntag zu übernachten, erwies sich als unmöglich, so buchten wir zwei
Nächte Bad Laasphe und nur eine Nacht Marburg. So hatten wir die Gelegenheit,
von Bad Laasphe aus die Lahnquelle zu erkunden. Der Rest der Tour sollte lahnabwärts
bis Limburg erfolgen, von dort zurück mit dem Zug nach Wetzlar und ab hier im
Dilltal nach Dillenburg und am letzten Tag über einen kleinen Pass zurück ins
obere Lahntal bei Bad Laasphe, wo wir unser Auto stehen lassen wollten.
Schwierigkeiten mit Unterkünften gab es ansonsten nicht.
Im Lahntal benutzten wir den bikeline-Radführer "Lahn-Radweg" (1:50000) von unseren
Nachbarn, die diese Route schon befahren hatten und weiter empfahlen. Im
Dilltal orientierten wir uns schlecht und recht anhand zweier Karten
des Aldi-Kartensets (1:100000). Bis auf wenige Knackpunkte waren die Strecken
gut ausgeschildert, allerdings in Hessen grün (statt rot wie in NRW).
Fr. 17.7.09 (0 km)
Für die Anfahrt hatten wir uns das schlechteste Wetter der Woche ausgesucht, ich bekam gerade noch
die Räder trocken aufs Dach, dann goss es los &ndash zum Glück nur kurz. Wir aßen etwas früher zu Mittag
und wurden dann von unserem Sohn verabschiedet. Über Bad Wünnenberg, Alme, Brilon und Olsberg (eindrucksvolle
Lage) ging es Richtung Winterberg, der Ort wird relativ elegant umgangen. Dass es sich hier um eine Tourismus-Hochburg
handelt, merkt man auch im Sommer: Erlebnisparks, Sommerrodelbahn usw.
In Bad Berleburg hielten wir zwecks
Stadtbesichtigung, der Weg zum Schloss entpuppte sich aber als Weg hinter der Stadtmauer. Über ein paar Treppen kamen
wir dann ins Zentrum zum Marktplatz mit interessantem Brunnen. Über den Goetheplatz stiegen wir wieder hoch
zum Schloss, besichtigten wenigstens den Innenhof und fuhren dann das letzte Stück bis zu unserem heutigen Ziel
Bad Laasphe.
Das Hotel (Wittgensteiner Hof) lag sehr zentral. Wir luden die Räder ab, bezogen unsere Zimmer,
informierten uns im Verkehrsverein ("Haus des Gastes") und begaben uns auf die erste Wanderung zum
Schloss Wittgenstein, dem Stammsitz des Adelsgeschlechts hoch über der Stadt.
Am Eingangstor des Schlosses befindet sich ein wunderbares Schloss-Cafe mit so leckeren Kuchen und Torten, wie wir sie in der Fülle und Qualität nicht wieder gesehen haben. Da das Wetter sich inzwischen bekrabbelt hatte, konnten wir diesen sogar draußen bei bestem Sonnenschein genießen.
Hinter dem Schloss liegen noch zwei weitere Schulen, wir wanderten
darüber hinaus noch etwas höher und weiter, um dann in der Nähe des Laasphetals nach Bad Laasphe zurückzukehren.
Die interessantesten Lokale in der Altstadt waren die Sonne und der Schwarze Bär, wir entschieden uns für die Sonne
(war richtig), es gab Schollenfilets (ja, mehrere!) und Brauhauspfanne, als Beilage Bratkartoffeln mit Malz. Zur
"Sonne" gehört nämlich die Privatbrauerei Bosch, die gleich hinter dem Haus liegt. Zur Verdauung machten wir noch einen
Spaziergang zum Kurpark auf der anderen Seite der Lahn, genossen die Aussicht vom "Viadukt" und spürten auf einer
Bank an einem kleinen See die ersten Regentropfen. So tranken wir noch ein Bosch-Bier im Bären und schliefen dann die
erste Nacht auswärts.
Sa. 18.7.09 (42 km)
Kurz nach acht Uhr frühstückten wir (aufgebackene Brötchen), stürzten uns in Radlerklamotten und machten uns auf den
Weg zur Lahnquelle. Zuerst fährt man auf einem schönen Waldweg vorbei an Kunst-Wittgenstein bis hinter Saßmannshausen
(Wahlbachsmühle).
Überraschend gab es von dort einen weiteren schönen Waldweg (noch nicht auf der Karte) bis Feudingen. Hier überfuhren
wir die Ilse &ndash und verfuhren uns dann, weil ein Wegweiserschild fehlte. Dazu
kamen zwei Regenschauer, die wir vor einem Laden und in einer Garage
abwarteten. So fuhren wir (unnötigerweise) auf der Landstraße nach Volkholz, ab hier ging es auf einer Ministraße
über Glashütte (hübscher "Jagdhof") nach Welschengeheu (zwei Häuser), hier hat man den Eindruck, die Welt sei zu
Ende. Die Straße wurde zum Schotterweg und immer steiler, doch direkt vor der Quelle stößt man wieder auf eine
Straße ("Ferienstraße"), zwei Gaststätten säumen die Quelle (Lahnhof und Forsthaus). Die Quelle ist, wie man sich
eine Quelle vorstellt: eine trichterförmige Wiese nach einer Seite offen, das Wasser sammelt sich zunächst in einem
Teich und die Lahn kommt aus einem winzigen Rinnsal daraus hervor.
Wir ruhten ein wenig im Strandkorb vor dem Forsthaus,
und stürzten uns dann in die rasante Abfahrt. Bis Volkholz fuhren wir die gleiche Strecke, doch von dieser Seite
fanden wir die neu gestaltete schöne Radstrecke auf der anderen Lahnseite auf halber Höhe. Da es zusätzlich die ganze
Zeit im Prinzip bergab ging, war die Rückfahrt von der Quelle nach Bad Laasphe ein Hochgenuss.
Während unseres
Mittagsschlafs kam der nächste Schauer, so verzichteten wir auf den erneuten Besuch des Schloss-Cafes und aßen
stattdessen einen Eisbecher im "Venezia" um die Ecke. Vor dem Haus des Gastes war eine interessante Wanderroute
über die Teufelskanzel beschrieben, das traten wir jetzt an, obwohl ein großer Teil davon unsere Wanderkarte
überragte. Die Teufelskanzel war tatsächlich sehr erhaben, jedoch Aussichtspunkte waren selten und eher zufällig
(durch Kyrill?). Als wir über den Kartenrand hinaus nicht mehr weiter wussten, drehten wir um, zumal sich der Himmel
wieder verfinsterte. Mit den ersten Tropfen erreichten wir Bad Lasphes Häuser.
Zum Essen gingen wir wieder in die "Sonne", doch im Gegensatz zu gestern war es heute brechend voll mit längerer
Wartezeit (am Tisch), die Qualität des Essens machte das aber wieder wett. Da das Wetter nicht mehr zu einem Spaziergang
einlud, blieben wir etwas länger und gingen dann gleich nach Hause.
So. 19.7.09 (52 km)
Als wir um acht Uhr in den Frühstücksraum kamen, war er bereits voll mit bunt gekleideten Radlern. Wir zogen uns erst
danach um packten und fuhren kurz nach den anderen los. Da wir den Berg vom Kurpark umfuhren, haben wir die anderen
offensichtlich überholt, denn wir sahen eine Gruppe erst am Abend in Marburg wieder (ankommen).
Über Niederlaasphe und
Wallau ging es nach Biedenkopf. Da es immer noch Schauer gab, gingen wir nicht in die Stadt. Die nächsten Orte waren
Eckelshausen, Friedensdorf (starker Gegenwind), Buchenau und Elmshausen, hier war ein schöner Radweg direkt an der Lahn.
Kernbach, Caldern, Sterzhausen, Sarnau folgten, hier hielt uns ein weiterer Schauer auf, den wir zur Rast nutzten.
Durch Cölbe muss man an der Straße fahren, dann folgt wieder Lahntal sowie ein langes Stück direkt zwischen Lahn und
Autobahn bis Abfahrt Innenstadt Marburg.
Vor dem Altstadt-Anstieg (Schieben!) mussten wir noch einen Schauer unter
einem Baum ausstehen. Da wir vor 14 Uhr ankamen, war die "Sonne" noch geöffnet. Und weil wir gerade so nass geworden
waren, gab uns die Wirtin freundlicherweise das Hochzeitszimmer (nach vorn raus) zum gleichen Preis wie ein Hinterzimmer.
Das Zimmer war ausgesprochen hübsch, auch innen Fachwerk, der einzige kleine Nachteil war, dass die schönen Bauernbetten auch
historische Matratzen enthielten, auf denen man wie früher etwas durchhing.
Nach einem weiteren Schauer, den wir im nicht sonderlich empfehlenswerten Markt-Cafe (wir kannten "Vetter" noch nicht) abwarteten, gingen wir über den alten Botanischen Garten zur Elisabeth-Kirche, die sich als sehr sehenswert erwies.
Über den schönen Steinweg gelangt man
zurück in die Altstadt, doch wir bogen zunächst zum Schloss hoch, um wieder einmal über die Schlossmauer zu gucken. Im
Eingangstor warteten wir einen kurzen Schauer ab, besichtigen den Schlosspark und gingen dann über Bunter Kitzel,
Lutherstraße und Kugelgasse zum Markt zurück. Frisch geduscht gingen wir in unserer "Sonne" essen (Tischvorbestellung
empfehlenswert): das beste Essen der gesamten Tour!
Wg. einer angeblichen Open-Air-Kinovorstellung marschierten wir noch einmal hoch zum Schlosspark, statt Kino genossen
wir jetzt das angestrahlte Schloss von allen Seiten.
Auf der Rückseite des Schlossen stiegen wir wieder runter zur Altstadt, suchten das Cafe Vetter und die Aula und fotografierten das angstrahlte Rathaus. Trotz Marburger Gockel kann man in der Sonne gut nach vorne heraus schlafen.
Mo. 20.7.09 (58 km)
Wie auch das Essen gestern war auch das Frühstück in der "Sonne" sehr gut, das Wetter war dagegen
undefinierbar, aber wenigstens trocken. Und die alte Universitätsaula war überhaupt nicht zu besichtigen,
obwohl wir sogar im Dekanat vorsprachen.
Über die Lahntorbrücke gelangten wir direkt wieder auf
den Lahntal-Radweg, der hier gemischt an der Lahn, über Felder und an der Straße entlang führte.
Der Weimarer See lud noch nicht so sehr zum Baden, obwohl inzwischen schon manchmal die Sonne
durchblickte. In Argenstein suchten wir die historische Mühle auf, doch alles war verriegelt und
verrammelt, ich weiß auch nicht, warum darauf immer wieder hingewiesen wird (sogar im Fernsehen).
Das Lahntal weitet sich danach, man fährt viel durch Felder, bei Salzboden und Odenhausen
aber auch ein Stück Landstraße. Besser (weil ruhiger) ist es dann doch an der Lahn-Bahn. Auch
die Ortsduchfahrt duch Lollar ist nicht besonders, bevor man wieder auf ruhigere Teile durch
Felder kommt und über eine hohe Autobahnbrücke. Auch die Ortseinfahrt nach Gießen (andere
Lahnseite) ist ganz nett. Da wir die wenigen Schönheiten von Gießen bereits kannten, ließen
wir es diesmal links liegen, und mussten auch an einer der vielen Autobahnen aus Gießen
herausfahren.
In Heuchelheim verfuhren wir uns ein wenig, da der Radweg ebenfalls eine neue
Führung hatte, wirkte sich das kaum aus, und wir rollten bergab über Atzbach und Dorlar ins
Lahntal zurück. Die Klosterkirche Dorlar war nur von außen zu besichtigen, ein kleines Modell
stand ebenfalls im Garten.
Aber ab hier radelt man ausgesprochen angenehm fast immer direkt
an der Lahn bis nach Wetzlar hinein. Unsere inzwischen gebuchte Unterkunft "Domblick" machte
viel Werbung am Radweg und lag auch fast an diesem. Wir bekamen ein sehr geschmackvoll
eingerichtetes Eckzimmer mit bestem Domblick, ganz ruhig gelegen.
Nach dem Duschen spazierten wir zunächst über eine Fußgänger-Lahnbrücke ("nicht mehr als
5 Personen pro qm") und eine kleinen Park Richtung historische Steinbrücke und Altstadt.
Hinter der Brücke überraschte uns ein großes Wasserspiel mit Musik (klassisch und Nena), die Fontänen wurden
passend dazu gesteuert. Dahinter auf der Lahninsel war ein sehr schöner Biergarten, an dem
wir einfach nicht vorbei kamen. Dann kämpften wir uns über den Schillerplatz mit dem
schönen Jerusalemhaus zum Zentrum (Eisenplatz) vor, die Transparente der Wetzlarer Festspiele beherrschten
das Stadtbild.
Zum Dom muss noch ein wenig höher steigen, innen ist er eine ausgesprochen
lichte Erscheinung. Am Domplatz suchten wir gleich ein Restaurant aus und gingen dann über
die historische Steinbrücke auf die andere Lahnseite zurück. Die Hospitalkirche war nicht
zu besichtigen, so kehrten wir noch mal für eine Ruhepause zum Zimmer zurück.
Die Rathausschänke (Essen) war recht voll, das Essen war auch gut, nur an das Licher Bier
muss man sich erst gewöhnen. Deshalb gingen wir lieber noch mal in den Biergarten auf
der Lahninsel (Bitburger), das Wetter war ja auch bestens, und genossen sogar einmal das beleuchtete
Wasserspiel. Das eigentlich ruhige Zimmer lag in einem ausgesprochen hellhörigen Haus
(Plattenbauweise?).
Di. 21.7.09 (49 km)
Einmal mehr bekamen wir im Hotel aufgebackene Brötchen, aber immerhin auch Rührei mit Speck.
Bis auf ein paar Motorradfahrer hatten hier nur Radler übernachtet und alle brachen auch mit
uns auf, doch je größer die Gruppe, desto langsamer geht das.
Der Radweg führte Richtung Dillmündung,
schnitt dann aber doch ein bisschen ab, überquerte Dill und Bahn und kehrte zur Lahn zurück.
Vor Altenberg sollte er eigentlich an der B49 entlang führen, doch dieses Stück wurde erneuert
und so mussten wir den Berg hoch nach Kloster Altenberg, das ich eigentlich sowieso gern
besichtigt hätte. Unser Pech war nur, dass am Klostereingang "Freistaat Altenberg" stand,
und wir das Kloster an einer anderen Stelle vermuteten. Schwups waren wir wieder unten im Tal,
wo ein genauer Lageplan des Klosters war. Also noch mal den Berg hoch. Und am hinteren Ende des
"Freistaates" war es dann. Die Besichtigung lohnte sich durchaus, in der Klosterkirche wurde
gerade für ein Konzert geprobt.
Der nächste Ort war Solms, wo wir einen Wegweiser übersahen, weil er am linksseitigen
Radweg angebracht war. Bis zum Leuner Lahnbahnhof fährt man sehr schön zwischen Bahn und Lahn,
und von dem Bahnhof wollten wir einen Abstecher nach Braunfels machen, dessen schönes Schloss
auch schon von Kloster Altenberg aus zu sehen ist.
Es gibt zwar keinen Radweg nach Braunfels, doch die Steigung im Mühlengrund ist sehr gemächlich (bis auf den Ort selbst). Vor dem Schlosstor stellten wir die Räder ab und gingen zu Fuß weiter. Und nicht nur das Schloss, auch die direkt dahinter liegende Altstadt ist eine echte Perle! Zu einer Schlossführung konnten wir uns nicht entschließen, schauten aber in den Schlosshof und in die Schlosskirche und stiegen dann durch den anderen Ausgang und durch drei Burgtore zum Marktplatz hinunter, der ausgesprochen hübsch anzusehen war. Da gerade größte Mittagshitze herrschte, kehrten wir erst mal auf ein kühles Getränk ein, umrundeten den Platz und gingen dann durch das Schloss zu den Rädern zurück.
Die Abfahrt ins Lahntal zurück machte deutlich mehr Spaß als die Auffahrt, danach ging es
immer in der Nähe der B49 eine recht interessante Strecke (mit auffälliger Lahnüberquerung)
entlang. An einem Bahnübergang schlossen wir uns zwei Mädchen an, die das gleiche Ziel
wie wir hatten (Weilburg), und die wir dort auch wieder trafen. Hier passiert man auch
die Sprudelwasserquellen, -orte und Abfüllanlagen für Selters, Oberselters und Neuselters.
In Löhnberg dominieren die auf einem Felsen gelegene Laneburg-Ruine und Schlosskirche
das Erscheinungsbild, außerdem überquert der Radler auf einer interessanten Hängebrücke
die Lahn. Bis Weilburg fährt man jetzt direkt an der Lahn entlang, erst kurz vor
Weilburg muss man wieder an die Straße.
Die Lage Weilburgs auf der Lahnschleife ist wegen des überdimensionierten Straßengewirrs
nicht direkt erkennbar, doch auf der Halbinsel ist es dann deutlich ruhiger. Man kommt
durch ein kleines Stadttor neben einem Turm und dann geht es steil bergauf. Das von uns
gebuchte Schlosshotel war gut ausgeschildert und man wird direkt über den Marktplatz und
am Schloss vorbei geführt. Und unser Zimmer hatte einen einmaligen Ausblick! So nahmen wir
den deutlich hörbaren Verkehrslärm dann doch in Kauf.
Unser erster Spaziergang führte uns über den Schlossplatz und den Schlossinnenhof in den
Schlosspark, der sich von hoch oben bis unten an die Lahn erstreckt. Anschließend besuchten
wir die riesige Schlosskirche (für die Festspiele bestuhlt), die Orangerie war dagegen zu
(in der Schlossführung enthalten). Nun gingen wir runter zur Lahn, besuchten die Eingänge
von (Deutschlands einzigem) Schiffstunnel und Eisenbahntunnel und gingen dann über die
unter unserem Fenster gelegene historische Lahnbrücke zurück in die Altstadt. Vor dem
Hotel Lahnschleife mussten wir einen Schauer abwarten.
Nach einer kurzen Ruhepause suchten wir den gemütlichen Biergarten Turmschmiede auf, wo
wir deftig aßen und interessanten Gesprächen einer Biolehrergruppe (die heute Ferien
bekommen hatten) und eines Extremradleranfängers lauschten. Leider schlief man im
Schlosshotel sehr warm und schwitzig.
Mi. 22.7.09 (76 km)
In der Nacht hatte es ein Gewitter gegeben, morgens regnete es noch. Doch im Weilburger Schlosshotel gab es
das beste Frühstück der ganzen Reise. Das dehnten wir erst einmal in die Länge und beschlossen dann doch,
mit dem Rad nach Limburg aufzubrechen. Erst nachmittags könnte es wieder Unwetter geben, dann fahren wir
eben mit dem Zug zurück. Als wir vor der Hoteltür standen, tröpfelte es immer noch und es war auch ziemlich
dunkel. Wir fuhren trotzdem los, denn bei der herrschenden Hitze brachten diese Tropfen sogar eine
durchaus angenehme Abkühlung.
Beim Herunterfahren zur Lahn muss man die Altstadt halb umrunden, egal in welche Richtung man weiter will.
Hinter der Lahnschleife ist ein kurzes Stück Straße, dann kommt der beste Teil des Lahn-Radwegs:
Radweg völlig ohne Straße und seltener Bahnberührung direkt an der Lahn.
Bei Gräveneck passierten wir ein
riesiges Pfadfinderlager, hier zeigte sich auch der erste Sonnenstrahl des Tages. Hinter Fürfurt verläuft
der Radweg ein Stück oberhalb der Bahnstrecke, was die Sicht auf die Lahn ein wenig einschränkt, in Aumenau
kommt man jedoch wieder direkt an die Lahn. Auch bis Villmar (Marmor) gibt es eine neue Lahn-Radweg-Führung
an oder in der Nähe der Lahn. Die einzige Marmorbrücke Europas sieht man schon von weitem, der Radweg
führt dann darüber auf die andere Lahnseite. Auch das nächste Stück bis Runkel ist herrlich, zumal sich
schon von weitem der Blick auf Burg Runkel und Burg Schadeck (gegenüber) eröffnet (Foto ganz oben).
Burg Runkel war auch zu besichtigen, ist sehr sehenswert und man kann sogar auf den Bergfried (höchster
Burgturm) steigen, der eine grandiose Aussicht bietet. Endlich hatte auch das Getröpfel aufgehört und die
Sonne tauchte die Landschaft in ein angenehmes Licht. Die Lahn macht dann noch einen umständlichen Bogen
bis Limburg, so kommt man zum Glück bei Dietkirchen vorbei, wo auf einem Felsen die eindrucksvolle
Lubentiusbasilika thront (direkt an Lahn und Radweg).
Auch danach geht es immer an der Lahn entlang bis Limburg, schon von weitem sieht man den schönen Dom mit seinen sieben Türmen. Auf einer historischen Brücke überquert man die Lahn zur Altstadt. Hier stellten wir gleich die Räder ab, neben dem "Haus der sieben Laster". In der historischen Altstadt kehrten wir erst mal ein, wunderten uns aber die ganze Zeit über einen starken, nicht ganz unangenehmen Duft. Limburg besitzt mehrere Aromaläden (Spa und Halal) und wir saßen genau neben einem.
Als nächstes stand die Dombesichtigung an, der auffällig vielen Etagen besteht. Vor dem Dom ist das
Diözäsan-Museum, das auch den Domschatz (Staurothek) enthält. Auf dem anschließenden Stadtrundgang
fanden wir noch ein besonderes Cafe, bei dem der Kuchen im Schaufenster selbst hergestellt wird.
Da das Wetter inzwischen ausgezeichnet und es überhaupt nicht nach Unwetter aussah, machten wir
uns wieder mit den Rädern auf den Rückweg nach Weilburg. Dabei hatten wir meistens besten Rückenwind,
so dass die Entfernung leicht zu bewältigen war. Dietkirchen und Runkel lagen wunderbar in der Sonne,
dann cremte sich Geli mit Sonnenschutz ein. Und sofort zog es sich zu, so dass wir den Rest im
Schatten fahren konnten, Regengefahr bestand aber nicht.
Am Ortsanfang von Weilburg kamen gerade Kanuten aus Deutschlands einzigem Schiffstunnel, denen guckten
wir ein bisschen zu und fuhren dann hoch zum Schlosshotel und tranken etwas kühles im Innenhof. Nach
dem Duschen und etwas Ruhe brachen wir zu dem gestern ausgeguckten Lokal (mit Außenterrasse) auf, doch
gähnende Leere ließ uns dann doch an der Qualität zweifeln und wir gingen zum Edel-Italiener direkt
am Marktplatz.
Für zum Längersitzen war es uns dann doch zu edel, so tranken wir unser Abschlussbier wieder im
Biergarten der Turmschmiede, bis es unter absolut wolkenlosem Himmel dunkel wurde.
Do. 23.7.09 (8 km)
Heute morgen regnete es wieder, so zogen wir das (tolle) Frühstück etwas länger hin. Wir hatten uns schon mit der
Schlossführung am Vormittag angefreundet, da hörte es doch noch auf. Wir schnappten uns die Räder und fuhren
eine 11prozentige Steigung 4 km lang aus dem Ort hinaus zur Terracotta-Armee-Ausstellung vor den Toren Weilburgs.
320 der insgesamt 7000 Krieger, die erst in den 70er Jahren entdeckt worden waren und im 3. Jahrhundert vor Chr.
entstanden, wurden hier ausgestellt, dazu ein Stück der Chinesischen Mauer. Dies alles hatte der erste Kaiser
von China schaffen lassen.
Die Rückfahrt fiel leicht, wir aßen was, lasen und machten einen Mittagsschlaf. Rechtzeitig zur 15-Uhr-Schlossführung
waren wir wieder wach und wir sahen nun auch das Hochschloss von innen. Besonders eindrucksvoll war eine gedeckte
Tafel in einem 200-qm-Saal sowie die obere Orangerie mit nachgemalten Delfter Porzellankacheln. Anschließend
schlenderten wir durch Weilburgs Altstadtgassen, gönnten uns Capuccino und Eis und gingen dann unten von der
Lahn (bei der Steinbrücke) durch den Schlosspark bis hoch zum Schloss zurück.
Für das Abendessen hatten wir das Brauhaus auserkoren, da das Wetter etwas unsicher war und es auch etwas abgekühlt
hatte, wollten wir drinnen essen, doch drinnen war geschlossen, es gab nur die Tische auf dem Marktplatz. So aßen
wir wieder im Freien (bei zwei sehr originellen jungen Kellnern). Der kulinarische Höhepunkt war lauwarmer
Kartoffelsalat! Das Rezept wurde trotz Nachfrage nicht herausgerückt. Als die ersten Blitze zuckten, zahlten wir
lieber und machten uns es noch ein wenig in unserem Schlosshotel gemütlich. Schlafen ging wie immer hier schlecht
wg. geschlossener Fenster und dicker Bettdecken.
Fr. 24.7.09 (69 km)
Letztes (erstklassiges) Frühstück im Schlosshotel, dann mussten wir unsere Sachen packen. Das Wetter
war sonnig mit etwas Wolken, was wollten wir mehr. Die vorher geplante Bahnfahrt von Limburg nach
Wetzlar hatte sich sowieso schon auf Weilburg-Wetzlar reduziert – und das Stück konnten
wir auch gut per Rad zurücklegen.
Wir beluden unsere Räder, fuhren runter
zur Lahn und überquerten diese über die historische Steinbrücke, die wir so wunderbar aus unserem
Hotelfenster von oben gesehen hatten. Der nächste Ort (wir fuhren jetzt lahnaufwärts) war
Löhnberg mit Ruine auf dem Felsen über der Lahn. Hier wurden wir zweimal durch die Lahn-Bahn aufgehalten.
Wiederum umständlich ging es durch Solms und Oberbiel, vor Altenberg war die Strecke an der B49 zwar
offen, aber verboten, so fuhren wir ein drittes Mal über den Berg.
Schon bei der Abfahrt fanden wir
den Abzweig nach Dillenburg. In Neustadt mussten wir einmal fragen, ansonsten wurden die Radler nett aus
Wetzlar zur Dill herausgeführt. Hinter Asslar führte die Strecke allerdings völlig überflüssigerweise
nach Berghausen hoch (das noch nicht einmal sonderlich sehenswert ist), dann folgte aber ein nettes Stück an der
Bahn. In Ehringhausen suchten wir den Radweg wieder vergeblich, so radelten wir an der B277 bis Katzenfurt,
dann geht es auf der anderen Dillseite auf einer Landstraße bis Edingen. Hier mussten wir einen kräftigen
Schauer in einer Garage
abwarten. Das letzte Stück bis Herborn war nun wieder nett, doch schon wieder drohte ein Schauer.
Wir bekamen gerade noch Räder bei der Volksbank
untergestellt, da goss es los. Wir kehrten im Markt-Café ein (gut!), dann schien die Sonne. So
begaben wir uns auf den historischen Stadtrundgang mit Schloss und vielen
Türmen, auffällig waren überall die Vorbereitungen auf das Stadtfest (mit Fluchtwegen).
Auch aus Herborn heraus
war der Radweg sehr schön, die letzten sieben Kilometer führten überwiegend entlang der
B277 bis nach Dillenburg hinein. Die Straße, in der wir hineinrollten, hieß Wilhelmstraße
und führte direkt zum Wilhelmplatz (alles heißt hier Wilhelm). Unser Hotel zum Schwan war ein älteres nettes Hotel,
kostete allerdings auch 89 Euro. Nachdem wir ausgepackt, geduscht und
etwas Kühles getrunken hatten, machten wir einen Ortsrundgang mit altem Rathaus, stiegen hoch zum Wilhelmsturm und
zur Villa Grün.
Beim Abendessen (im "Schwan", war voll!) saßen vier Rothaarsteig-Wandererinnen am Nachbartisch.
Anschließend gab es den obligatorischen Verdauungsspaziergang durch den Ort und an der Dill entlang.
Außerdem haben wir im "Schwan" sehr gut geschlafen (dünne Bettdecke).
Sa. 25.7.09 (42 km)
Leider gab es nur normales Frühstück mit aufgebackenen Brötchen, die Rothaarsteig-Wandererinnen zogen zu Fuß los.
Das Wetter war trüb, aber trocken. Aber um einen Tag länger zu bleiben war es uns doch zu schlecht.
Die
Ausfahrt aus Dillenburg führte zunächst durch die Hauptstraße, dann
zickelzackel, aber gut beschildert bis Frohnhausen nahe der B253. Am Ortseingang warteten wir einen
Schauer im Aldi ab, ab Frohnhausen-Mitte begann ein sehr schöner Radweg abseits der
B253, erst hinter Eiershausen mussten wir noch mal an die Bundesstraße bis hinter Simmersbach.
Außerdem ging es hier ganz schön bergauf, doch hinterher stellte sich raus: dies war die letzte Steigung vor
dem "Pass". Eine wunderbare
lange sanfte Abfahrt folgte ins Dietetal, die Orte waren Ober- und Niederdieten. In Breidenbach
kommt von der Seite der Fluss Perf, nach dem jetzt das Tal benannt ist. Hinter Breidenbach fährt man
noch mal schön durch den Wald und am Perf-Stausee entlang bis Breidenstein, Schloss Breidenstein wurde
von außen besichtigt, die Herren von Breidenstein wohnen noch darin.
Auch der Rest bis ins Lahntal (Wallau) fährt sich gut, man merkt, dass man sich hier auf dem
hessischen Fernradweg R8 befindet. Auf dem Lahnradweg geht es dann wieder über
den Berg nach Niederlaasphe, am Planetenlehrpfad entlang (kurz verfahren) nach Bad Laasphe.
Ca. 500 Meter vor unserem Auto mussten wir noch einen Schauer unter einem Vordach abwarten, dann
wurden die Räder aufgeladen und wir fuhren über die Königsstraße auf eine kleine Straße
nach Bad Berleburg. Leider gab es eine Umleitung vor Brilon, aus der wir nicht richtig
heraus fanden. So fuhren wir über Rüthen nach Hause und überstanden einen Gewitter-Schauer vor Salzkotten.
Da noch Kaffeezeit war, besorgten wir Kuchen auf dem Marienhof Marks in Bentfeld (hier schien die Sonne und es war trocken).
Kaffee tranken wir zu Hause, Marius kam dazu. Später kam noch ein Anruf der Nachbarin: Einladung zum Frühstück morgen,
wir hätten doch noch nichts im Hause. So wurde der Urlaub noch einen Tag verlängert.
Den Rest des Tages wurden alte Zeitungen nachgelesen.
So. 26.7.09 (14 km)
Wir waren zwar früher wach, aber in Erwartung des Frühstücks bei den Nachbarn kann man es
gut aushalten. Aufgrund des guten Wetters fand das Frühstück auf der Terrasse statt, die Nachbarn von der
anderen Seite waren auch da, alles war vom feinsten, sogar mit Nachtisch. Reiner holte Prager Bier.
Nach dem Mittagsschlaf radelten wir zu Gertrud (endlich wieder Liegerad!), aßen Torte aus Bentfeld und
stürzten uns dann auf Libori, besichtigten im Dom den Liboriusschrein, gingen über den Pottmarkt und Liboriberg,
kauften Krustenbrot, guckten mal am Capitol nach dem Musikprogramm, bewunderten weitere
Attraktionen und trafen Heinz und Daggi. Über Orgel und Westernstraße ging es zurück zu den Rädern.
Bei der Rückfahrt trafen wir noch mal meine Mutter
an der Pader. Zu Hause wurden Urlaubsbilder gesichtet und eine Dokumentation über Woodstock (vor genau
40 Jahren) geguckt, gut geschlafen.
Fazit:
Der gut besuchte Lahn-Radweg ist zu recht so beliebt: überwiegend ist die Streckenführung sehr schön
und historische Städte, Schlösser und Burgen liegen in kurzen Abständen am Weg (wenn man dazu auch manchmal
den Berg hoch muss).