Mecklenburger Seenplatte – Sommer 2014

Eine organisierte individuelle Radtour mit Autoan- und -abreise, übernachtet wurde in Hotels.

Weißstorch am Wegesrand

o Teilnehmer: Angelika und Claus

o Vorbereitung:
Da wir die Reise sehr kurzfristig planen mussten, überließen wir diesmal die Organisation einem professionellen Veranstalter. Auf dem Fahrradtag in Schloß Neuhaus hatte ich einen schönen Radreisekatalog von velociped gefunden, in dem uns die Rundreise Mecklenburger Seenplatte spontan zusagte. Dass sich dahinter eine fast identische Reise der Mecklenburger Radtour verbarg, erfuhren wir erst später. Die Mecklenburger Radtour (die wir bisher immer wg. überhöhter Preise gemieden hatten) organisierte auch die Reise. Wenige Tage vor der Abreise bekamen wir dann auch die Hotelliste, Routenbeschreibung und weitere Reiseinformationen.

Route:
Klick mich groß!

o Do. 10.7.14 (0 km)
Zwei Tage hatte es bei uns fast ununterbrochen geregnet, heute morgen war es endlich mal trocken. Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir gegen 10 Uhr mit dem Auto los, aber fast ausschließlich Bundes- und Landstraßen: B1 bis Hameln, danach B217 und B443 bis Hannover-Laatzen, dort kurz auf die A7 bis zum Kreuz Hannover-Kirchhorst, dann wieder B3 bis Celle. In der Stadt gab es wg. einer Mini-Baustelle einen Riesenstau, worüber sich die Anwohner am meisten aufregten.
Seit Überquerung des Eggegebirges hatten wir strahlenden Sonnenschein und es wurde sehr heiß. Auf der B191 ging es von Celle fast schnurgerade nach Uelzen, das aber prima umfahren wird. Danach war die B191 nach Ludwigslust gesperrt, so dass wir einen Umweg bis fast nach Lüchow fahren mussten. Bei einer Rast bemerkte ich, dass ich das Waschzeug vergessen hatte, aber es gibt schlimmeres ...
Niedersachsen ist arm an Tankstellen, am Rand von Dannenberg fanden wir endlich eine.

Schloss Ludwigslust

In Ludwigslust legten wir eine Pause ein und besuchten Schloss, Schlosspark (Schlaun) und ein Café. Außerdem kauften wir ein paar fehlende Waschzeugsachen ein. Bis zur A24 blieben wir danach noch auf der B191, dann ein kurzes Stück Autobahn bis Putlitz. Von hier gings auf Landstraßen weiter über Meyenburg, Stuer und Sietow nach Waren. Die geplante Zufahrt zu unserem Hotel war wg. eines Fests gesperrt, doch gut angekommen bekamen wir auch noch den letzten Hotelparkplatz und ein schönes, aber warmes Zimmer im Hotel "Am Yachthafen".
In der Restaurantempfehlung "Klabautermann" setzten wir uns zu einem netten älteren Lehrer-Ehepaar, das offensichtlich auch mit dem Rad unterwegs war. Nach dem Essen machten wir den ersten Stadtrundgang. In der Hauptkirche St. Georgen ging gerade ein Konzert zu Ende. Am Hafen spielte ein Live-Musiker (mit Gitarre), so kehrten wir dort noch einmal ein, bis die Sonne untergegangen war. Das Schlafen im Hotelzimmer war heiß.

Waren: St. Marien

o Fr. 11.7.14 (64 + 10 km)
Unser Frühstück war in einem Wintergarten mit Hafen- und Seeblick, das Wetter konnte man sich besser nicht wünschen. Danach stellten wir unser (Haupt-) Gepäck für den Gepäcktransport bereit und brachten das Auto zu dem kostenlosen Parkplatz im Hof der Mecklenburger Radtour-Agentur. Ein lustloser Mitabeiter notierte alles, konnte uns aber mangelns Kenntnis keine Tips zu unserer Rundtour geben, er wusste nicht mal, wo sie langgeht.
Per Rad fuhren wir dann wieder zurück zum Hafen, denn hier beginnt die richtige Tour: Am Seeufer geht es nach Süden aus der Stadt heraus. Im Nationalpark wird man mit einer sehr schönen Fahrradstraße begrüßt, auf der sich ausschließlich Radler und Fußgänger bewegen. Hier gab es auch den ersten Beobachtungspunkt (zum Feisneck).
In Schwarzenhof beginnt dann ein wunderbarer Waldweg mitten durch den Nationalpark. Und zwei ziemlich hohe Aussichtspunkte sind hier ebenfalls zu besteigen. In Boek ist man kurz außerhalb des Nationalparks, um kurz dahinter auf einer Plattenstraße (zwei Streifen) mit Bushaltestellen wieder hinein zu fahren.
Die Badestelle am Pagelsee nutzten wir für die Mittagsrast – und natürlich zu Baden! Auf dem Weg von Ganzlin nach Babke war ein weiterer Beobachtungspunkt, doch kurz danach kam noch eine viel tollere Stelle: in einem verlandenden See mit abgestorbenen Birken war auf einem Hochspannungsmast ein Fischadler-Horst. Und tatsächlich kam gerade ein Fischadler mit einem Fisch in den Klauen zum Horst und fütterte darin die Jungen. Eine Schwanfamilie mit drei Jungen vervollständigte das Idyll (eine Etage tiefer).
Durch Blankenförde fließt die junge Havel, hier ist eine Paddlerrast, in die auch Radler einkehren können. Useriner Mühle und Groß Quassow mit Storchennest und Teerofen (-Rest) waren die nächsten Stationen. Dann näherten wir uns unserem heutigen Ziel Neustrelitz. Gleich am Anfang der Stadt am Zierker See ist ein Slawendorf rekonstruiert, das wir besichtigten und in dem wir uns ein weiteres Mal erfrischten. Unser Hotel ("Fasanerie") lag leider recht außerhalb und Radwege gibt es in Neustrelitz nur an lärmenden Straßen.

Rathaus Neustrelitz

Zum Essen fuhren wir dann noch mal mit dem Rad in die Stadt und fanden auch ein ganz tolles Restaurant direkt am berühmten Neustrelitzer Marktplatz, den "Fürstenhof". Danach lustwandelten wir im Schlosspark. Auf dem Platz des ehemaligen Schlosses wurde im Rahmen der Sommerfestspiele "Der Graf von Luxemburg" aufgeführt, kleine Seiteneinblicke waren erlaubt. Die anderen Sehenswürdigkeiten im Schlosspark sind Orangerie, Schlosskirche, Landestheater, Marienpalais, Marstall und vieles mehr.
Zum Schluss fuhren wir noch mit dem Rad zum Stadthafen und ein Stück um den Zierker See bis zum Damwildgehege in der Ortschaft Zierke. Dann radelten wir zurück zum Hotel. An der Bar wollten wir noch ein Bier und einen Cocktail trinken. Und wer saß hier: Stefan Krämer, der in der letzten Saison Trainer bei Arminia Bielefeld gewesen war und nun mit seiner neuen Mannschaft (Energie Cottbus) hier ein Trainingslager hatte. Als er hörte, dass wir aus Paderborn kommen, beglückwünschte er uns zum verdienten (!) Aufstieg. Danach konnten wir ruhig und einigermaßen kühl schlafen.

Marktplatz Neustrelitz

o Sa. 12.7.14 (56 km)
Heute frühstückten wir ausgesprochen früh, da wg. Vollbelegung des Hotels vor Engpässen gewarnt wurde. So hatten wir noch viel Platz und von Energie Cottbus war auch erst einer da. Nach unserer Gepäckabgabe hatten wir noch Zeit zum Lesen, da wir um 10:30 Uhr eine Stadtführung in Neustrelitz mitmachen wollten. Das Tagesgepäck gaben wir an der Reception ab und fuhren mit dem Rad in die Stadt zum Touristenbüro, wo die Führung startet. Und die Führung startete auch spektakulär – mit der Besteigung des Turms der Stadtkirche. Von hier kann man den geometrischen Aufbau der Innenstadt um den Marktplatz besonders gut erkennen. Ansonsten war die Führung eher langweilig und -atmig.

Marktplatz Neustrelitz von oben

Zudem hatte sich das Wetter seit dem sonnigen Ausblick vom Stadtkirchturm zusehends verschlechtert und wir erreichten unsere Räder beim Touristenbüro im Schweinsgalopp bei einsetzendem Regen. Und wir hatten nicht mal Regensachen dabei. Als es kurz nachließ, versuchten wir, bis zum Hotel vorzustoßen, wo unsere Regenklamotten im Tagesgepäck warteten. Doch bei der Eisenbahnunterführung mussten wir dieses Vorhaben wg. Starkregen abbrechen. Nach einer knappen Stunde war es erst möglich, bis zum Hotel weiter zu fahren und in trockene Sachen zu schlüpfen. Aber wir mussten ja heute noch bis hinter Canow kommen und inzwischen war es schon fast zwei Uhr nachmittags.
Auch aus Neustrelitz und Strelitz Alt fährt man nur an der Hauptstraße entlang heraus. Als wir dann endlich wieder in die Natur eintauchten, hatte es aufgehört zu regnen. Doch bei uns meldete sich der (verspätete) Mittagshunger und wir legten eine kurze Picknickpause ein. Beim Ort Fürstensee fiel uns auf, dass der zu Fürstensee gehörende See nicht Fürstensee heißt, sondern Großer Fürstenseer See. Über Comthurey und Altthymen (ja, die gibt es wirklich) gelangt man nach Fürstenberg, das durch das Frauen-KZ Ravensbrück eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Wir hatten das bereits 1994 besichtigt.
Da es sich bereits wieder total zugezogen hatte, fuhren wir in die Innenstadt, um einen Cappucino zu trinken. Doch das Rats-Café war bereits wg. Überfüllung geschlossen, so wollten wir schon unverrichteter Dinge weiter. Doch in der Alten Reederei direkt an der Gänsehavel fanden wir noch ein wunderschönes Café mit sehr leckerem Kuchen. Während des Aufenthalts gab es diverse Schauer. Als wir weiter fuhren, war es fast trocken. Doch kaum waren wir aus dem Städtchen heraus, brach das Inferno los: Starkregen bis Steinförde und Großmenow. Und keine Möglichkeit zum Unterstellen! So fuhren wir durch und schließlich ließ es auch wieder nach.
Kurz hinter Strasen ignorierten wir die Einfahrt zu eimem eigentlich wunderschönen Radweg, weil er hier geradezu abenteuerlich aussah. Bei Wustrow überlegten wir uns das und fuhren doch noch runter zum Radweg, der wirklich sehr schön an Buchsee und Trünnensee entlang durch den Wald verläuft. Ab Canow geht der Radweg dann wieder an der Straße entlang, doch nach Grünplan ist es nun nicht mehr weit. Leider bekamen wir hier ein sehr einfaches Zimmer im Nebengebäude mit schrecklichen alten Betten. Wenigstens war hier das Essen gut: Zanderfilet vom Grill (hmmm!).
Grünplan besteht fast nur aus dem Hotel und ist schnell erkundet. Hinter dem Hotel liegt noch ein kleiner See, das war's. Zum Glück stand heute noch das Spiel um Platz drei bei der Fußball-WM an, doch es war schwer, sich so lange wach zu halten. Die meisten Zuschauer gingen bereits nach der ersten Halbzeit (Brasilien - Niederlande 0:3). Auf dem durchhängenden Bett mit Sitzkopfkissen sehr schlecht geschlafen.

o So. 13.7.14 (35 + 25 km)
Finale-Tag (Deutschland - Argentinien)! Das Frühstück war dem Hotel angemessen nur mittelmäßig, doch das Wetter war wieder bestens. Wir fuhren entgegen der Streckenbeschreibung nicht nach Canow zurück, sondern auf einem Waldweg nach Norden dast direkt auf die Diemitzer Schleuse zu, die wir bereits 1999 durchpaddelt hatten. Auch heute herrschte bereits reger Schleusenbetrieb. Nicht weit davon ist die Fleether Mühle an der romantischen Kanalverbindung zwischen Rätzsee und Vilzsee. Auch hier waren wir 1999 entlang gepaddelt (Umtragestelle an der Mühle).

Fleether Mühle

Es folgte eine sehr holperig geteerte Straße nach Peetsch, weiter ging's an einer Straße bis Mirow. Von einem Radwegsschild ließen wir uns verleiten, von der Straße abzubiegen, doch so gelangten wir nur noch schneller auf die B198 bis vor die Schloss-Insel. Wir umrundeten sowohl diese als auch die kleine Liebesinsel, stiegen auf den Erlebnisturm der Schlosskirche (schöner Blick auf den Mirower See), fanden auch Ricks Bootverleih sowie die Open-Air-Bühne, auf der schon die Puhdys gespielt hatten.

Drei Königinnen Palais Mirow

An der Mirower Schleuse verließen wir Mirow und radelten danach auf einer wunderbaren stillgelegten Bahnstrecke bis kurz vor Rechlin (wir sogar hinein). Bei Lärz verlässt man vorübergehend diese Strecke, da der direkte Weg hier aus Sand besteht. Hinter Lärz passiert man einen Flugplatz mit Camping und Kulturkosmos (Festival "Fusion").
Die Abfahrt nach Vietzen verpassten wir und fuhren bis nach Rechlin hinein, als Strafe begann es jetzt, leicht zu regnen. Doch wir ignorierten das und fuhren zurück nach Vietzen und von dort über eine große Brücke über die kleine Müritz nach Vipperow. Als wir wieder richtig waren, hörte auch der Regen auf. Nach Besichtigung der Dorfkirche Vipperow fuhren wir sehr schön nahe am Müritzufer auf unser heutiges Ziel Zielow zu.
Doch kurz vor Zielow taucht noch einmal ein Hindernis auf: Schlechte Wegstrecke 700 m! Angelika hatte schon entschieden, dieses Stück weiträumig zu umfahren, da tauchten gerade zwei Einheimische auf dem Rad auf, redeten uns gut zu und bogen auch auf die schlechte Wegstrecke ab. Wir hinterher. Und tatsächlich war es halb so wild, die Sumpfstrecken, waren mit Riffelsteinen gut abgedeckt und wir kamen problemlos durch.
In Zielow war unsere heutige Etappe bereits zu Ende, wir waren so früh beim Hotel "Seehof", dass wir noch gar nicht in die Zimmer konnten. Unser Gepäck war aber auch schon da. Das Hotel hat eine wunderbare Lage mit Zugang zur Müritz, aber auch mit Reiterhof und Wellness, hier werden viele Interessen abgedeckt. Wir machten uns ein wenig landfein, gingen auf dem großen Gelände spazieren, doch da noch mal ein paar Tropfen kamen, kehrten wir im Hotelrestaurant ein und warteten bis zur Fertigstellung des Zimmers. Nach einem verspäteten Mittagsschlaf und etwas Lesen gingen wir früh zum Essen, das hier ebenfalls hervorragend war (Menü mit Hering).

Seebrücke Ludorf

Zur Verdauung vor dem Finale (21 Uhr) fuhren wir die schöne Strecke an der Müritz entlang nach Röbel (mit dem Rad). Zuerst schön in Ufernähe bis zur Seebrücke Ludorf, dann muss man durch den Ort (achteckige Dorfkirche), um hier wieder nach Norden zur Müritz abzubiegen. Dabei kommt man an der Vogelschutz-Halbinsel Großer Schwerin (Beobachtungspunkt) vorbei. Am Ufer des Binnensees und um den Großen Wünnow herum rollt man nach Röbel hinein (das waren jetzt bereits über 15 km). Wir guckten nur kurz, wann der Turm von St. Marien auf hatte und rasten dann auf dem schnellsten (und kürzesten) Weg zurück nach Zielow, einerseits weil es sich wieder total zugezogen hatte und ein Schauer drohte, andererseits um sich einen guten Platz fürs Finale zu sichern, das im Restaurant per Beamer übertragen werden sollte. Beides klappte prima (der Schauer kam erst während des Spiels) – und auch das Endspiel lief gut: 1:0 in der Verlängerung durch ein Traumtor von Götze. Wir sind Weltmeister!
Wunderbar geschlafen ...

o Mo. 14.7.14 (60 km)
Als Weltmeister aufgewacht! Und im "Seehof" gab es gutes Frühstück. Nach Röbel nahmen wir heute die kurze Strecke. Hier fuhren wir gemütlich durch die Innenstadt, vorbei an der dicken Kirche und der Windmühle zur Kirche St. Marien oberhalb des Hafens, von dessen Turm man den wunderbaren Ausblick hat. Und obwohl es vom gestrigen Schauer noch etwas neblig war, war der Blick über Röbel und die Müritz überwältigend.
Aus Röbel heraus fährt man die Große Keller Drift, ein wunderschöner zugewachsener und dadurch windgeschützter Feldweg. Dann biegt man in einen Waldweg, an dem man den fast zugewachsenen Seerosen-Teich Rohrteich. Auf der Straße nach Minzow fuhren wir wg. starken Gegenwinds so weit wie möglich im gegenseitigen Windschatten. Die eher langweilige Strecke mach Dambeck und Bülow hatte nur Seitenwind und eine Allee bremste den Gegenwind bis Fincken. Hier mussten wir uns entscheiden: nehmen wir die schlechte Wegstrecke des Mecklenburger Seenradwegs über Rogeez oder fahren wir einen Umweg über Dammwolde. Wir verzehrten erst mal unser mitgebrachtes Picknick – und entschieden uns dann für den Umweg.
Von Knüppeldamm, Dammwolde und Altenhof gibt es nichts besonderes zu berichten. Hinter Altenhof folgte eine ca. 4 km lange geteerte schnurgerade Landwirtschaftsstraße bis Neu Stuer/Stuer. Nördlich von Stuer biegt man auf den Bärenpfad, der zu einem Bärengehege führt. Wir gingen zwar nicht hinein, konnten aber bei der Vorbeifahrt direkt hinter dem Zaun einen stattlichen Braunbären bewundern.
Nach Bad Stuer hinein fährt man auf einer sehr steilen Fahrradstraße (abwärts). Bad Stuer hat die besten Zeiten hinter sich, doch der frühere Glanz ließ sich noch gut erahnen. In einem Hotelcafé aßen wir sehr leckere Torte, die offensichtlich vom gestrigen Sonntag übrig geblieben war. Jetzt waren wir gestärkt für eine sehr schöne Etappe mit sehr schlechter Wegstrecke durch das Ganzliner Holz entlang des Plauer Sees. Erschwerend kam hinzu, dass hier vor einigen Tagen ein ordentlicher Sturm geherrscht haben muss, doch der Weg war überall schon wieder freigesägt.

Waldweg vor Plau

Am Ferienpark Vila Vita muss man das Ufer vorübergehend verlassen, doch wg. eines Schauers fuhren wir lieber hinein und stellten uns kurz unter. Danach geht es wiederum durch den Wald, der ebenso schön wie schwer zu befahren war. Im Plauer Ortsteil Silbermühle ist die Strapaze beendet und wir konnten hier das Ausmaß des Unwetters bewundern: ein Sturm letzten Dienstag hatte hier riesige Bäume entwurzelt und die dahinter liegenden Villen knapp verfehlt bzw. geringfügig beschädigt.
Das Wetter war inzwischen wieder bestens und wir gingen vor einer Reha-Klinik erst einmal schwimmen. Die letzten Kilometer bis Plau (meist am See) waren nun ein Kinderspiel. Unser heutiges Hotel (Reke), das einzige der Kategorie B, war gar nicht so schlecht, als einziges störte, dass die naheliegende B103 gut gehört werden konnte.
Nach dem Duschen gingen wir schnurstracks in die Innenstadt, denn das Hotel liegt ausgesprochen günstig dazu. Als erstes kommt man über die historische Hubbrücke über die Elde, die aber nach wie vor ihren Dienst versieht. An der Elde entlang gingen wir weiter zur Hühnerleiter, von der man auch den Schleusenbetrieb beobachten kann. Die nächsten Punkte waren Turmbesteigung der Stadtkirche St. Marien und des Burgturms, sowie Besichtigung von Markt und Rathaus. Jetzt meldete sich der Hunger, an der Hubbrücke waren an drei Ecken Restaurants, zielsicher wählten wir heute das schlechteste aus. Zum Glück war an der vierten Ecke ein überragendes Eiscafe, das unser Essen doch noch versöhnlich abschloss.

Hubbrücke in Plau

Anschließend gingen wir noch in der Abendsonne an der Eldemündung (Metow) entlang bis zum "Leuchtturm" am Plauer See. Hier war ein wunderschöner Yachthafen (tw. noch im Bau), auf der Google-Sattelitenaufnahme sieht das noch völlig anders aus. Auf dem Rückweg kehrten wir noch auf einen Caipirinha und ein Bier ein (in Liegestühlen). Wir wurden aber so schleppend bedient, dass kein zweites Getränk mehr möglich war. Auch in unserem Hotel und dem dahinter liegenden Hafenrestaurant war bereits alles zu, so gab es nur noch ein Lübzer aus der Minibar.

o Di. 15.7.14 (53 km)
Gutes Frühstück. Nachdem durch die Regenfahrt unsere Ketten etwas holperig von Gang zu Gang sprangen, wollten wir sie im Plauer Fahrradgeschäft (Schwenk) etwas schmieren lassen. Doch das wäre nicht möglich, sie könnten uns nur Kettenöl verkaufen – Servicewüste Deutschland! Notgedrungen kauften wir eine kleine Tube für 2 Euro, immerhin lief die Kette danach wie geschmiert.
Nun ging es über Quetzin bis zur Nordspitze des Plauer Sees. Hier besuchten wir das Infozentrum des Naturparks Nossenthiner/Schwinzer Heide Karower Meiler (in unserer Karte stand Karower Meile) mit sehenswerter Ausstellung und tollen Kurzfilmen. Der Ranger machte auch einen guten Capuccino und gab auch noch hilfreiche Tips für die heutige Weiterfahrt.

Baden in Lenz

So konnten wir die ganze Zeit am Plauer See weiter fahren und umrundeten dabei die Halbinsel Werder komplett, hier machten wir auch unser heutiges Picknick. Dann ging's nach Alt Schwerin, wo das ganze Dorf in ein Freilichtmuseum einbezogen ist. Neben Gutshof und alter Scheune ist auch eine historische Schule vorhanden. Das eigentliche Agroneum ersparten wir uns, da eine Biologie- und Erdkundelehrerin sowie ein Junge vom Dorf bereits alles über Landwirtschaft wissen. Über Jürgenshof (fast alles Neubauten) fuhren wir zurück zum Plauer See und dann lange durch den Wald bis zum Badeort Lenz, wo wir (natürlich) badeten. Auf der Asphaltstraße, auf der wir vor 20 Jahren noch völlig festgeklebt waren, fuhren wir nun über Biestorf nach Malchow.

Malchow: behäkelte Fahrradständer

An der Drehbrücke gab es erst mal einen leckeren Eisbecher, dabei unterhielten wir uns mit einem netten Pärchen aus Königswinter. Dann radelten wir einmal durch die Altstadt auf der Insel, die ein wunderbares mittelalterliches Kopfsteinpflaster aufweist (wie eigentlich alle Innenstädte). Um dem Lärm der klappernden und patschenden Autoreifen zu entfliehen fuhren wir nun nach Norden raus zu unserem heutigen Ziel "Gutshof Sparow". Am Ortseingang ist noch ein rekonstruierter kompletter Teerofen zu bewundern.
Der "Gutshof Sparow" ist eine wunderbare Anlage mit Gutshaus, vielen Apartementhäusern und Suiten, See, Kapelle, Sporthalle und Wellness, eindeutig unsere beste Untekunft bisher. Sauna und Schwimmbad probierten wir gleich aus, danach haben wir im Gutshaus (draußen) superlecker gegessen. Nach dem Essen machten wir noch einen Sonnenuntergangs-Spaziergang zum Drewitzer See (knapper Kilometer). In der "Jägerstuv" im Gutshaus war WLAN, da konnten wir noch bei einem Abschlussbier mit unserer Tochter in Kanada skypen. In Sparow konnte man herrlich schlafen.

o Mi. 16.7.14 (47 km)
In der besten Unterkunft gab es auch das beste Frühstück der organisierten Tour. Beim Spaziergang gestern Abend hatten wir hinter dem Gutshof einen Radweg nach Malchow entdeckt. Der war sehr gut, nicht entlang der Straße und zudem viel kürzer als die Radwege unserer Unterlagen. In Malchow durchquerten wir sehr schnell die laute Altstadt und besichtigten am Südufer die Klosterkirche mit Orgelmuseum. Auch der Turm wurde bestiegen, doch die Aussicht war eher langweilig.
Über Laschendorf fuhren wir dann nach Untergöhren, wo wir den Badestrand am Fleesensee besuchten und (edel) baden gingen. Durch dreieinhalb Golfplätze fährt man dann nach Göhren-Lebbin, das von Schloss Blücher dominiert wird.

Schloss Blücher

Das Schlachtfeld Blücher gegen Napoleon ist genau gegenüber am Nordufer des Fleesensees. Ein sehr schöner Feldweg führt aus Göhren-Lebbin heraus nach Kirch Poppentin. Über Alt Poppentin und Poppentin fährt man auf ruhigen Straßen, dann folgt eine schöne (Fahrrad-) Straße nach Sietow Dorf. Hier machten wir erstmal Picknick am Hafen, die Müritz war wieder erreicht.
Bis Klink fährt man dann auf einem sehr schönen Radweg an oder in Sichtweite der Müritz, hinter Sembzin ist ein Steilstück eingebaut – mit Aussicht von oben. In Klink fährt man immer am Ufer entlang bis direkt vors bzw. hinters Schloss, denn der Eingang ist auf der Landseite. In welch erbärmlichen Zustand haben wir dieses Schloss schon gesehen, jetzt ist es einfach prächtig. Am Schlossstrand gingen wir wieder schwimmen, bei halber Tiefe muss man aber ein paar Steine überwinden.

Schloss Klink

Nördlich von Klink geht es zuerst durch den Ferienpark Müritz Hotel, dann durch einen schönen Wald bis zur Elde, die den Kölpinsee mit der Müritz verbindet und auf der hier reger Yachtverhehr herrscht. Wir mussten hier kurz an die Bundesstraße, da dies die einzige Eldebrücke ist. Durch Wald und Kletterwald ging es angenehm zurück zur (Binnen-) Müritz, der Radverkehr nahm hier deutlich zu. Praktisch immer am Ufer konnten wir jetzt bis zu unserem Hotel am Yachthafen in Waren fahren.
Bevor wir ins Zimmer einzogen, gab's erst mal Kaffee und Erfrischung. Unser Zimmer war diesmal im Nebengebäude auf der anderen Straßenseite, dafür war es sehr groß und frisch renoviert. Nach dem etwas verspäteten Mittagsschlaf gingen wir zur zweiten Fischrestaurant-Empfehlung, dem Fischerhof. Das Essen war auch lecker, aber etwas lieblos zubereitet und serviert.
Beim anschließenden Rundgang gingen wir vom Neuen Markt zum Alten Markt (bei St. Georgen). Das alte Rathaus ist so unscheinbar, dass wir es beim ersten Mal gar nicht registriert haben. Die Südseite des Alten Markts war im Krieg zerstört und erst vor Kurzem wieder neu bebaut worden – u. a. von unserem Wunschrestaurant für das Abschlussessen: "Hotel Kleines Meer". Wir bestellten gleich einen Tisch für den morgigen Abend. Beim Spaziergang an der Promenade trafen wir die netten Rheinländer wieder, die wir gestern in Malchow kennen gelernt hatten. Von der Hafenmole aus beobachten wir dann das Treiben am Hafen und den Sonnenuntergang über der Müritz.
Vor dem Tutti Frutti war wieder der Live-Musiker, so gab es hier noch ein Lübzer und einen Caipirinha. Dann schlug die Müdigkeit zu.

o Do. 17.7.14 (25 km)
Nach dem Frühstück mussten wir unser Auto vom Hof der Mecklenburger Radtour holen. Diesmal war ein sehr kompetenter Mann vor Ort, der uns noch gute Tipps für den heutigen Tag sowie für den Zusatztag in Güstrow gab. Den restlichen Vormittag machten wir eine schöne Radtour um Warens eigenen See: den Tiefwarensee. Den angrenzenden kleinen Melzersee umrundeten wir dabei zu Fuß. Am Nordufer des Tiefwarensees steht ein Aussichtsturm, der aber mehr der Fauna- und Florabeobachtung dient. Auf der Westseite des Sees war eine schöne kleine Badestelle, wo man herrlich schwimmen konnte.
Vorbei an der Freilichtbühne kommt man duch eine Unterführung wieder direkt in die Innenstadt, wo wir unsere ersten (und leider letzten) Fischbrötchen kauften. Frisches Brötchen und frischer Fisch, dazu vielerlei Beigaben, etwas leckereres gibt es nicht! Wir nahmen sie mit zu unserem Zimmer, zu dem auch ein schöner Balkon gehörte, und verspeisten sie dort mit großem Appetit.

Waren: Blick vom St. Marien-Turm

Nach dem Mittagsschlaf besichtigten wir St. Marien (die Kirche mit dem typischen glockenförmigen Turm) und stiegen auch auf den Turm. Und diese Aussicht lohnt wirklich: Altstadt mit St. Georgen, Hafen und Tiefwarensee liegen einem zu Füßen. Dann rief noch einmal die Pflicht: zu unserer Reise gehörten auch Eintrittskarten für das Müritzeum. Das Gebäude ist sehr originell gestaltet und erinnerte ein wenig an die Arche Nebra. Von der tollen Ausstellung sind vor allem die Aquarien hervor zu heben, auch das Außengelände mit dem Herrensee gehört dazu. Das war auch gut so, denn so konnte man sich von dem gut gekühlten Haus außen wieder aufwärmen.

Wels im Müritzeum

Jetzt kam der Höhepunkt des Tages: unser Essen im "Hotel Kleines Meer". Klar dass wir bei dem schönen Wetter draußen saßen mit Abendsonnenblick über die Binnenmüritz. Wir entschieden uns beide für das vorgeschlagene Fischmenü, dazu eine ebenfalls vorgeschlagene Flasche Riesling Kabinett aus dem Rheingau. Alle Gänge schmeckten wunderbar.

Sonneuntergang in Waren

Satt und zufrieden gingen dann noch ganz um den Hafen herum, um uns das Hotel der netten Rheinländer anzusehen. Dabei gab es Sonnenuntergang aus allen möglichen Blickwinkeln. Und zum Abschluss gab es wieder Live-Musik vor dem Tutti Frutti, diesmal mit Lübzer und Ginger Ale.

o Fr. 18.7.14 (10 km)
Nach dem letzten Frühstück mit Blick auf die Müritz bezahlten wir brav und fuhren dann mit dem Auto nach Norden aus Waren heraus auf einer wenig belebten B108 nach Teterow. Per Zufall fuhren wir bis in die Innenstadt auf den Marktplatz und konnten das schöne Rathaus bewundern. Über ein ebenso schönes (Backstein-) Stadttor verließen wir Teterow wieder – um uns erst einmal zu verfahren. Das naheliegende Güstrow wurde auf keinem Hinweisschild erwähnt.

Im Kurhaus am Inselsee

Ca. drei Kilometer vor Güstrow ging es ab zu unserem Hotel ("Kurhaus am Inselsee") und dem Ernst Barlach Atelier. Durch die kurze Entfernung war es erst 11 Uhr vormittags, doch wir konnten tatsächlich schon unser (sehr schönes) Zimmer beziehen. Nun ging es mit dem Fahrrad in die Stadt. Gleich am Südrand der Innenstadt ist das große Renaissance-Schloss, in dessen Innenhof wir unsere Räder abstellten. Da das Schloss nur mit einem Museumsbsuch von innen zu besichtigen war, verzichteten wir darauf und gingen zu Fuß zur nächsten Hauptsehenswürdigkeit, dem Dom, mit einem mächtigen Turm, der breiter ist als das Kirchenschiff. Die Besonderheiten im Inneren sind der prächtige Wandelaltar, das auffällige Wandgrab neben dem Altar und natürlich "der Schwebende" von Ernst Barlach.

Der Schwebende von Ernst Barlach

Dann gingen wir Richtung Markt, hier steht die Pfarrkirche mit ebenfalls prächtiger Ausstattung. Zudem kann man ihren Turm besteigen, doch trotz guter Sicht gibt es von oben nicht viel Schönes anzugucken. Und noch viel schlimmer: in Güstrow gibt es keine Fischbrötchen! So musste ein normales (belegtes) Bäckerbrötchen herhalten, dann gingen wir weiter über den Pferdemarkt an der historischen Post vorbei zur Gertrudenkapelle, in ihr und um sie herum werden weitere Werke von Ernst Barlach ausgestellt.
Danach ging's noch mal zum Zentrum mit Rathaus und anderen schönen Häusern, immer wieder gibt es auch schwer sanierungsbedürftige Häuser. Über den Schlossgarten (vertrocknet) gingen wir von unten in das Renaissance-Schloss hinein und stiegen wieder auf unsere Räder.

Renaissance-Schloss Güstrow

Auf dem Rückweg entdeckten wir einen tollen Radweg, der am Mühlbach entlang direkt zu unserem Hotel führte – fernab von jeder Straße. Bei einem Spaziergang am Inselsee entlang entdeckten wir unser Zwillingshotel "Strandhaus am Inselsee", hier wurden frische Heidelbeeren angeboten, da konnten wir nicht nein sagen. Da man auf der Terrasse mit Seeblick so schön saß, bestellten wir gleich einen Tisch für den Abend.
Nun gingen wir im Inselsee schwimmen, doch ein richtiger Genuss ist das nicht, denn der See ist ziemlich flach, sumpfig und verschlammt. Trotzdem war hier einer der vollsten Badestrände der Reise. Nach gründlicher Dusche gingen wir wieder zum Strandhaus, um den anderen beim Baden zu zu sehen, und vor allem, um sehr lecker zu Essen: Hecht und Zander. Erst nachdem die Sonne komplett untergegangen war, verließen wir diesen schönen Ort und gingen selber zu Bett.

o Sa. 19.7.14 (0 km)
Das absolut beste Frühstück des Urlaubs: viel Obst mit sehr exotischen Früchten, vorbereitetes Bircher-Müsli – und Rührei wurde nach Wunsch mit ausgesuchten Zutaten frisch zubereitet. Nach gut einer Stunde trennten wir uns davon, packten und checkten aus. Doch vor der Abfahrt stand noch das Atelierhaus sowie ein Ausstellungsforum der Ernst-Barlach-Stiftung auf unserem Programm. Die wenigen Meter bis dorthin gingen wir zu Fuß und genossen die schöne Ausstellung.

Pieta von Ernst Barlach

Jetzt war unser Urlaub wirklich zu Ende und die Rückreise begann: wir fuhren zuerst Richtung Wismar, kurz davor auf die A20 nach Lübeck, dort auf die A1 nach Hamburg. Auf diesem Stück war eine Baustelle, die auf der Gegenfahrbahn einen Stau bis Hamburg ausgelöst hatte (kam abends sogar in der Tagesschau). Wir kamen hier mit einem kurzen Stau günstig davon. Vor Walsrode war es noch mal zähflüssig, hier machten wir Picknick.
Am Nordkreuz Hannover hatten wir uns gerade entschieden, auf der A7 bis Laatzen zu bleiben anstatt zur A2 abzubiegen, da kamen wir noch mal in eine Stau. Doch auch der löste sich nach kurzer Zeit, während in Gegenrichtung praktisch von Hannover bis Hamburg durchgehend Stau war.
Vor Pattensen (Landstraße) konnten wir noch günstig tanken und in Gestorf Erd- und Himbeeren erstehen, der Abend war bereits gerettet. Die letzten 100 km B217 und B1 gingen wie von selbst, auf Bundesstraßen ist samstags wenig Verkehr.
Zu Hause fanden wir alles gut vor, Angelika hatte sogar noch Zeit, in ihrem Lieblingsgeschäft einzukaufen.

o Fazit:
Die Mecklenburger Seenplatte ist eine tolle und überraschend hügelige Landschaft mit Hunderten von Seen und unzähligen Bademöglichkeiten: zum Fahrradfahren genauso gut geeignet wie zum Paddeln. Und auch die Städte haben sich toll entwickelt (allen voran Waren), sowohl durch Restaurierungen als auch durch Neubauten, allenfalls von Malchow waren wir diesmal ein wenig enttäuscht. Über das mittelalterliche Kopfsteinpflaster habe ich schon genug geschimpft, das findet man in jedem Ort. Die Reiseorganisation durch die Mecklenburger Radtour war in Ordnung, bei Selbstorganisation kann man allerdings fast die Hälfte des Preises sparen. Doch bis auf diesen Umstand war es ein gelungener Urlaub!

Waren: Sonnenuntergang an der Mole


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