Römer-Route von Xanten nach Paderborn – Mai 2002

Eine selbstorganisierte Radtour mit Zuganfahrt nach Xanten, übernachtet wurde in Hotels

Amphitheater und Baukran

Teilnehmer: Klaus und Claus Stadttor von Xanten

Vorbereitung:
Regelmäßig Wettervorhersage gucken und das eingetretene Wetter damit vergleichen.
Nachdem das Wetter schon tagelang grottenschlecht vorhergesagt wurde und es dann doch immer recht nett war, entschlossen wir uns am 1. Mai abends, wirklich los zu fahren – und zwar (wg. der weiterhin schlechten Aussichten) von West nach Ost. In Haltern am See wurde ein Zimmer vorbestellt, in Hamm wollten wir uns vor Ort vom bis 19 Uhr geöffneten Verhehrsverein ein Zimmer vermitteln lassen.
Den Spiralo mit den Karten und der Tourbeschreibung hatten wir uns rechtzeitig ausgeliehen.

Do. 2.5.02 (78 km)
Es war trocken! Um halb neun trafen wir uns am Bahnhof, Klaus hatte eine große Fahrradtasche, ich zwei kleine – mehr brauchten wir nicht. Auf Nachfrage wurde uns ein Nordrhein-Westfalen-Ticket verkauft, mit Zusatzkarten bis Geseke, da der Zug schon vor 9 Uhr startete.
Der bequeme Zug war sehr pünktlich, so daß die Umsteigezeit von 5 Minuten in Hamm dicke reichte. Hier saßen schon vier Radler im Fahradabteil. Und was hatten sie in der Hand: den Spiralo von der Römer-Route. Auf dem Bahnhof von Dortmund kam erstmals die Sonne raus ...
In Duisburg mussten wir ein letztes Mal umsteigen, hier gibt es auch einen Fahrstuhl zum Bahnsteigwechsel. Natürlich saßen auch hier alle sechs Radtourer zusammen und es wurden Erfahrungen ausgetauscht. Und die vorbeiziehenden "Alpen" bestaunt.
Vor dem Bahnhof verabschiedeten wir uns von der kleinen Gruppe, da sie ganz gemütlich radeln wollten und auch eine Übernachtung mehr als wir einlegen wollten. Auf dem Weg zum großen Archäologischen (Freilicht-) Museum auf einem alten Römer-Lager kommt man durch die Xantener Innenstadt, die uns mit schönen Stadttoren, einer funktionierenden und einer stillgelegten Windmühle und einem alles überragenden Dom angenehm überraschte.
Hafentempel Das Archäologische Museum liegt direkt neben dem Zentrum, ist von einer (nachgebauten) römischen Wehranlage umgeben – und kostet 5,50 Euro Eintritt. Zusammen mit vielen holländischen Schulklassen bestaunten wir vor allem die beiden Hauptattraktionen: den rekonstruierte Hafentempel und das Amphitheater. Aber auch viele Kleinigkeiten waren hochinteressant: z. B. ein transportabler Baukran, bei dem man mit 1 kg Kraft 9 t Gewicht anheben könnte (plus Reibung). Die Außenmauer ist auch z. T. begehbar.
Gegen 13:30 Uhr ging dann die Radtour richtig los. Hinter den Xantener Vororten kommt man richtig an den Rhein, der hier schon sehr breit ist. Hier gibt es auch eine Fähre, die man als Alternativroute wählen könnte. Wir fuhren jedoch durch das Naturschutzgebiet Xantener Altrhein zur Brücke nach Wesel (B58). Direkt nach dem Rhein führt die Brücke auch über die Lippe und man kann sehr schön die Lippemündung überblicken.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ersparten wir uns die Innenstadt von Wesel. Es folgten angenehme Wälder in der Nähe der Lippe. Hier wurden wir von einem Tandem überholt, zwei Pedalisten, aber nur ein Luftwiderstand sind doch von Vorteil.
Kurz vor Hünxe kommt man duch das niedliche Treidlerdorf Krudenburg aus der Zeit, als die Schiffe noch von Pferden gezogen wurden. Der nächste Höhepunkt, Schloss "Gartrop" war (wie meistens) in Privatbesitz und nur vom Zaun aus zu besichtigen.
Auf der L463 kürzten wir ein großes Stück nach Schermbeck ab, den Ort ließen wir uns jedoch nicht entgehen: eine sehr alte Klevische Burganlage, eine achteckige Kirche und eine hervorragende Eisdiele sind hier zu erwähnen.
Von einer ruhigen Landstraße wurden wir von den Schildern (entgegen der Landkarte) auf einen alten Bahndamm geleitet, der mitten durch Dorsten führte. Leider war kurz nach Ortseingang die Herrlichkeit vorbei und wir mussten auf die Hauptstraße ausweichen. Hier scheint es auch eine Alternativroute entlang der Lippe zu geben, die wir nachträglich gesehen besser genommen hätten.
Hinter Dorsten kommt wieder ein längers ruhiges Stück durch Wiesen und Wälder, vor Haltern am See gönnten wir uns noch eine Abkürzung auf der L509. Bei Bergbossendorf kann man noch mal kurzzeitig die Straße verlassen.
Kurz vor dem Zentrum wird man auf eine Fahrradstraße geleitet, das hat das kleine Haltern dem (relativ) großen Paderborn voraus! Zu unserem Hotel ging es mitten durch die schöne Innenstadt. Uns schon am Rand begrüßte uns der Siebenteufelsturm. Das Hotel Seestern liegt wie der Name schon sagt direkt am See, und wir bekamen auch ein Zimmer mit Seeblick.
Doch nach dem Duschen musste erstmal der Hunger bekämpft werden, im zweiten Anlauf hatten wir dann auch Glück: Auflauf und Pizza vom Feinsten, dazu Kronen und Kilkenny. Abends hatte es auch endlich einen kleinen Schauer gegeben ...

Altes Rathaus von Haltern

Fr. 3.5.02 (72 km)
Nach einer ruhigen Nacht mit offenem Fenster (Seeseite) erwartete uns auch ein leckeres Frühstück mit allem, was das Herz begehrt.
Haltern verlässt der Radler nach Süden bis zum Wesel-Datteln-Kanal, den wir bei Hünxe und Schermbeck bereits gestreift bzw. überquert hatten. Stichwort Kanal: in Datteln ist dieser Kanal natürlich nicht zu Ende, sondern er vervielfacht sich zum Dortmund-Ems-Kanal, Datteln-Hamm-Kanal und "Alte Fahrt". Kanäle sollten uns also noch öfter begleiten. Die Besonderheit an diesem Kanal war die mächtige Schleuse Flaesheim, in der wir in Ruhe das Anheben zweier großer Lastkähne beobachteten.
In Ahsen verläßt man den Kanal und streift wieder nördlich der Lippe durch Wiesen und Wälder. Von "Haus Rauschenberg" sind nur noch Ruinenreste vorhanden. Interessanter waren die folgenden Kanalkreuzungen: die Alte Fahrt wird auf einer Brücke überquert, der Dortmund-Ems-Kanal wird zusammen mit der Lippe unterquert. Durch das Dahler Holz näherten wir uns Bork, wo wir vor einem Laden unser 2. Frühstück/Lunch einnahmen. Der Himmel verfinsterte sich währenddessen immer mehr. Doch wir sprachen keinen Ton über das Wetter, schließlich war es immer noch trocken, und wir wollten den Regen nicht herbeireden.

Schleuse Flaesheim

Der nächste Höhepunkt lag in den Cappenberger Höhen: Schloss Cappenberg. Endlich mal ein Schloss zum Besichtigen! Es ist überwiegend kulturellen Zwecken gewidmet: am Eingang eine Weinstube und Weinverkauf, ein großer Saal für Konzerte und im restlichen Schlossflügel war eine Gemäldeausstellung (Bargheer). Neben den Bildern sah man natürlich die Räume und die schöne Aussicht von der rückwärtigen Hochterrasse. Als ehemaliges Kloster war dieses Schloss später Residenz des Freiherrn vom und zum Stein, ein bekannter Minister und Napoleon-Widersacher.
An diesem Punkt verzichteten wir auf die Schleife über Lünen und Bergkamen, obwohl uns ein Bekannter das StadtMuseum Bergkamen sehr empfohlen hatte. Auf Landstraße und R6 gelangten wir sehr schön nach Werne, wo uns der Blick auf die historische Altstadt zwar durch einen riesigen Rummel verwehrt blieb, von dem der Kirchen-Rundling allerdings ausgenommen war. Das Eis war auch lange nicht so gut wie in Schermbeck!
Wir verließen die Stadt im Süden über das Gradierwerk, um dann im Nordosten wieder auf die Römer-Route zu stoßen. Hügelig war es hier. Als wir Lippe und Datteln-Hamm-Kanal auf einer hohen Autobrücke ("Straße der Industriekultur") überquerten, hatten wir einen "grandiosen" Ausblick auf das Kraftwerk Hamm-Stockum.
Hinter Herringen hatten die Planer eine Überraschung für uns parat: beim Überqueren eines alten Eisenbahngleises war die Route plötzlich verriegelt und verrammelt, aber nicht der geringste Hinweis vorher und keine Ausweichempfehlung. Wir radelten schließlich an der L736 auf einem Radweg mitten nach Hamm hinein. Zum Glück war ein flotter Opa vor uns, der alle Straßenüberquerungen kannte und störrische Autofahrer kräftig ausschimpfte.
Hamm hat 190000 Einwohner und den Charme einer Schiffsschleuse mit Rangierbahnhof. Nur lag es günstig zum Übernachten, und zu Essen und zu Trinken bekommt man auch. Der Verkehrsverein am Bahnhof vermittelte uns das CityHotel garni, es lag immerhin so nah zur Innenstadt, dass wir die Fahrräder gleich einschließen ließen. Aber auch das richtige Lokal war nicht so einfach zu finden. Dabei lernten wir wenigstens die nicht erwähnenswerte Innenstadt kennen. Am Ende entschieden wir uns für einen Italiener in der Nähe des Marktplatz. Das Essen war fein, aber klein, sprich nicht ganz radlergerecht. Anschließend gingen wir noch auf die "heiße Meile" südlich des Zentrums an der Ahsebrücke. Hier stand auch der kleine Bruder des berühmten Hammer Glaselefanten. In einem Wintergarten ähnlich wie im Kump gab es gute Musik und gutes Bier.

Bruder des Glaselefanten

An diesem Abend machte ich leider eine Bemerkung zum Wetter, denn für Samstag war eigentlich der einzige trockene Tag angesagt: nach diesen zwei Tagen "Regenwetter" freue ich mich richtig auf den trockenen Tag. Prompt fing es abends an zu regnen ...
Mit geschlossenem Fenster war auch diese Nacht einigermaßen ruhig.

Sa. 4.5.02 (88 km)
Wir zogen den Rolladen hoch und – es regnete. Erst mal in Ruhe Frühstücken, dann sehen wir weiter, sagten wir uns. Das Frühstück war auch nicht berauschend, abgepackte Portionen für jeden Tisch, kein Joghurt, kein Obst, aber man wurde satt, und Kaffee und Orangensaft war reichlich. Tatsächlich hörte es während des Frühstücks auf zu regnen, und wir beschlossen, mit dem Rad weiter zu fahren.
Wir waren gerade mit dem Rad in der Fußgängerzone, da mussten wir schon die Regenhose überstreifen. Kein richtiger Regen, nur so'n Fisel, gerade richtig zum Ärgern.
Der Weg aus Hamm heraus war viel schöner als hinein, ständig durch Parklandschaften an Ahse und Geithe. Dann stand er vor uns: der 34 m hohe Glaselefant, die einzige Attraktion Hamms. Blöderweise steht er in einem Freizeitpark, für den Eintritt berappt werden musste. Auf einen Parkspaziergang bei Nieselregen hatten wir keine Lust: ade, Hamm!
Umso schöner war der heutige Routenverlauf, so dass wir unseren Entschluss, auch bei Regen zu fahren, nicht bereuten. Aufgehalten wurden wir kurz vor Uentrop von einem Schützenumzug, der im Schneckentempo die gesamte Breite des Radweges blockierte. Doch Klaus fand eine wunderbare Umgehung direkt am Datteln-Hamm-Kanal, der kurz danach am KKW Hamm-Uentrop endete. Das KKW lag derart in den Wolken, dass man nur die unteren Umrisse schemenhaft erkennen konnte.
Irgendwie regnete es gar nicht mehr, doch wir verloren kein Wort über das Wetter. Mit Haus Vellinghausen lag wieder eins dieser westfälischen Herrschaftshäuser an der Strecke. Hinter Lippborg führt der Radweg über den Privatweg der Besitzer von Haus Assen (gehörte mal zum Abdinghof Paderborn). Ein Blick in den Hof war gerade noch erlaubt.
Dann kamen wir durch das schöne Herzfeld mit der Krypta "Hl. Ida" und dem Wasserschloss Hovestadt. Dieses umrundeten wir fast vollständig, Besichtigen ist (natürlich) nicht möglich. Hier machten wir auch unsere Lunch-Pause.

Wasserschloss Hovestadt

An einer wenig befahrenen Landstraße ging's dann nach Eickelborn. Den Ort selbst sowie Benninghausen streift man sehr schön im Lippetal, danach wieder ein längeres Stück an der Kreisstraße bis kurz vor Lippstadt. Hier biegt man ab nach Cappel und überquert nach der Lippe auch erstmals den Boker Kanal. Auch hinter Cappel fuhren wir lange auf überwiegend schönen Wegen an diesem Kanal entlang, die Römer-Route selbst macht hier einen längeren Umweg entlang Glenne, Haustenbach und auch Boker Kanal.
Mantinghausen, eingerahmt von zwei Seen, war der erste Ort im Kreis Paderborn. Vor Boke folgt noch mal eine kurze Straßenetappe, bevor wir über die schönen (und bekannten) Radwege zwischen Boke, Anreppen, Bentfeld und Sandhöfen nach Elsen einrollten. Dass es hier auch mal hin und wieder tröpfelte, störte uns nicht mehr sonderlich.
Die Spannung wuchs unaufhörlich, denn heute war der Tag der Entscheidung: drei Mannschaften konnten noch Deutscher Meister werden, darunter auch eine bayrische. Um 15:20 Uhr waren wir in den Nordwiesen, Klaus und Claus verabschiedeten sich, und ich stürzte zum Radio.
Zum Glück gibt es noch einen Fußball-Gott!

Rapsfelder

Römer-Route-Logo Fazit:
Die Römer-Route ist eine schöne und wenig anstrengende Route, die neben verschiedenen Römerlagern und -Museen auch schöne Schlösser und Herrenhäuser streift. Im mittleren Teil (am Ruhrgebiet) ähnelt sie mehr einer Industriekulturroute. Landschaftlich am schönsten ist es am Rhein und natürlich in Ostwestfalen-Lippe.
Spezielle Radler-Gastronomie darf man (zumindest zu dieser Jahreszeit) nicht erwarten.


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