Eine organisierte Gruppenreise,
Veranstalter: Nature
Travel (aus Bialystok, Polen), die Fahrräder wurden vor Ort zur Verfügung
gestellt
(aus der Sicht eines Mitreisenden)
Zur Bildergalerie Krakau/Hohe Tatra
Teilnehmer: Viele Buchholzer (Knut, Ortwin, Gerhild und Günter, Rita und Holger, Ute und Dieter, Uschi und Karl, Barbara und Herbert), Regina und Andreas, Inge und Wolfgang, Heinz-Dieter, Pawel, Kasik, Angelika und Claus
Vorbereitung:
Da wir seit Jahren auf das Angebot von Nature Travel achten, fiel uns sofort auf,
dass mit "Litauen, Lettland, Estland" sowie "Krakau, Zakopane und Hohe Tatra" zwei
neue Reiseziele angeboten wurden. Die schwierigste Entscheidung war die zwischen diesen
beiden Zielen. Schließlich meinte Angelika: "Lass uns jetzt gleich in die Berge fahren,
später sind wir vielleicht nicht mehr dazu imstande." Als ich das nächste Mal
die Seiten von Nature Travel ansah, war unser Wunschtermin fast ausgebucht, so dass
wir schnell zuschlugen.
Kleine Probleme bereitete die Organisation der Anreise, da unser geliebter Nachtzug
zu spät in Krakau ankam. Kurz entschlossen buchten wir eine Zusatznacht in Krakau
und reisten am Tag vorher mit dem Zug an (14 Stunden). Diese Buchung sowie die
Buchung einer Zusatznacht am Ende übernahm Nature Travel für uns.
Zwei Zusatznächte in Breslau buchten wir selbst per Internet, die kompletten
Bahnfahrten machte ein freundlicher Herr der DB in Paderborn perfekt.
Fr. 7.7.06 (15 km)
Letzter Arbeitstag! Das Wetter war wie während der ganzen Fußball-WM warm,
aber heute trüb, gegen 17 Uhr kam ein kräftiger Schauer, dabei hatten wir
heute unsere Abo-Aufführung im Schlossinnenhof ("Wie es euch gefällt"). Die
letzten Sachen eingepackt, dann mit dem Rad zum Schloss (Neuhaus). Am
Eingang wurden Plastikcapes und Brezel von E.on verteilt, die wissen nicht,
wohin mit dem vielen Geld.
Die Aufführung war toll, mitten zwischen den Zuschauern, und meine
Lieblingsschauspielerin hatte die Hauptrolle. Während der Aufführung setzte
leichter Nieselregen ein und sorgte für gewünschte Abkühlung. Ein
gelungener Urlaubsanfang!
Sa. 8.7.06 (0 km)
Am Reisetag schien wieder die Sonne. Unsere nette Nachbarin brachte uns zum
Bahnhof und verabschiedete uns. Acht englische Hooligans setzten sich in
die Sitzgruppe neben uns, waren aber wie fast alle WM-Fans friedlich und
freundlich (morgen ist Endspiel in Berlin). Der Zug war glücklicherweise
klimatisiert – wie alle Züge bis Warschau. In Hannover hatten wir Zeit, den
"WM-Bahnhof" zu besichtigen. In 1:50 Std. schaffte es der ICE von Hannover
bis Berlin-Ostbahnhof, er hielt aber auch im neuen Hauptbahnhof. Der EC
nach Warschau war sehr voll, im Abteil hatten wir eine sehr interessante
Unterhaltung mit einer polnischen Konsularsfrau und einem älteren
deutsch-polnischen Paar. Schließlich war heute der polnische
Staatspräsident zurück getreten und der Kaczynski-Zwilling eingesetzt
worden. Keiner der Mitreisenden mochte die beiden. Auf keinen Fall sollten
wir in Polen Lech-Bier trinken, politisch korrekt wäre Tusk-Bier
(Tyskie).
In Warczawa Centralna wieder etwas herumgeirrt, um den richtigen Peron zu
finden. Mit fünf Personen saßen wir dann in einem Achter-Abteil nach Krakau,
darunter ein junges norwegisches Pärchen (Interrail). Jetzt gab es kein
Klima mehr, dafür weit offene Zugfenster. Es wurde dunkel.
In Krakau war es (um 22 Uhr) noch unglaublich heiß. Den rechteckigen
Bahnhof verließen wir auf der falschen Seite und gingen ein großes Stück,
bis wir das merkten; die Norweger immer mit uns. Der beste Weg auf die
andere Seite war wieder durch den Bahnhof. Über eine Baustelle wurden wir
noch durch die alte Bahnhofshalle geleitet, dann standen wir direkt vor
unserem Hotel "Polonia". Panik kam auf, als der Restauranteingang bereits
verschlossen war (Nacht unter einer Brücke?), doch der ebenfalls
geschlossene Haupteingang öffnete sich automatisch und wir bekamen ein
schönes kühles Zimmer auf der Rückseite ohne Baustelle. Schnell den
Fernseher an, denn das Spiel um Platz 3 war bereits in der 2. Halbzeit.
Deutschland führte aber schon 2:0 und ich sah noch zwei wunderschöne Tore.
Dann haben wir die zerschlissene Bettwäsche ausprobiert.
So. 9.7.06 (0 km + 8 km zu Fuß)
Zuerst wollten wir im Polonia frühstücken, doch eine deutsche Jugendgruppe
(Goethe-Gymnasium Regensburg?) hatte alle Tische besetzt. So tranken wir
nur etwas im Stehen. Beim Taxi bestellen lernten wir die ersten aus unserer
Reisegruppe kennen: eine Achtergruppe aus Buchholz.
Mit dem Taxi wechselten wir in das Hotel "Kasimierz" – jetzt erwarteten wir
den großen Moment: wir lernten unsere Reisegruppe kennen. Doch entgegen
unserer Erwartung saßen nicht alle an einem großen Tisch. So setzten wir
uns zu einem Pärchen, das offensichtlich auch dazu gehörte (Regina und
Andreas "von drieben") und mit dem wir uns gleich gut verstanden. Eine
andere Erwartung wurde ebenfalls nicht erfüllt: wegen der zu erwartenden
Strapazen auf den Bergtouren glaubten wir sicher, die ältesten Teilnehmer
der Gruppe zu sein. Doch fast das Gegenteil war der Fall: Nature Travel
bleiben die Kunden treu und so werden sie immer älter. Nun, wir hatten
schon gute Erfahrungen mit Senioren auf unserer Masuren-Reise 1998 gemacht
(eine Freundschaft besteht heute noch), so nahmen wir das gelassen zur
Kenntnis.
Pawel stellte sich als unser Reiseleiter vor und hatte für 9:30 Uhr eine
Stadtführerin bestellt. Bis dahin machten wir einen kleinen Spaziergang im
Stadtteil Kasimierz zu kaputten Synagogen und über einen Markt. Die
Stadtführerin nahm dann fast den gleichen Weg durch Kasimierz und erzählte
dazu nicht gerade kurzweilig einiges. Heute ging gerade eine jüdische
Festwoche zu Ende, in Kasimierz leben aber nur noch ca. 40 Juden.
Mit der Straßenbahn fuhren wir dann alle zusammen zur Innenstadt, die wir über den nördlichen Grüngürtel betraten und von Nord (Florianstor) nach Süd (Wawel) durchquerten. Der Marktplatz ist mit 200 x 200 m der größte mittelalterliche Marktplatz Europas. Auf der Wawelsburg legten wir eine Trinkpause (Bier) ein, dabei lernten wir ein Paar aus Bielefeld kennen. Dann besichtigten wir die Archekathedrale und den Schlossinnenhof.
Der Rückweg führte wieder über den Markt, jetzt war in der Marienbasilika
die Messe zu Ende, so dass wir sie besichtigen konnten. Hier war auch das
Ende der Führung und wir trennten uns. Wir mussten noch Geld tauschen
(Abzocker in der Floriansgasse), dann spazierten wir durch den östlichen
Grüngürtel zurück zum Hotel, räumten das Zimmer ein und ruhten kurz.
Kurz vor 19 Uhr traf sich die Gruppe zum Essen, wir besuchten ein koscheres
Lokal in der Szeroka in einem klimatisierten Raum. Vor dem Lokal auf der
Terrasse war ein Fernseher an, denn um 20 Uhr begann das Endspiel zwischen
Frankreich und Italien. Das 1:0 von Zidane konnte ich zwischen den Gängen
gerade sehen, zehn Minuten später schaffte Italien den schnellen Ausgleich.
Zur zweiten Halbzeit war das Essen zum Glück gegessen und die
Interessierten zog es vor den Fernseher. Es fiel trotz aller Bemühungen
kein weiteres Tor, auch nicht in der Verlängerung, so kam es zum
Elfmeter-Schießen, bei dm Trezeguet versagte. In Kasimierz gab es eine
Mini-Autocorso. Im Hotel bekamen wir kurzzeitig die Klimaanlage in Gang,
dann lärmte sie nur noch.
Mo. 10.7.06 (30 km)
Nach dem Frühstück war Kasik mit unserem Bus da. Fast alle saßen vor uns
(und vor der Zeit) im Bus. Wir fuhren nach Nordwesten aus Krakau heraus,
neben einigen Staus passierten wir auch einen schönen großen Friedhof, auf
dem zwei Nobelpreisträger lagen. Der Bus brachte uns über Kresczowice nach
Trzebinia. In der Nähe der Bahn wurden die Räder ausgeladen und an uns
Mitfahrer angepasst, eingestellt und ausprobiert. Dann begann unsere erste
Tour durch den Tenczynski Landschaftspark, hier gibt es sehr schöne
beschilderte Radwege. Die Tour führte uns nach Rudno, wo es steil hoch ging
zu einer malerischen Burgruine, die bereits seit dem 19. Jahrhundert Ruine
ist. Pawel machte hier selbst die Führung, auf dem Rückweg machten wir vor
der Burgkulisse das obligatorische Gruppenfoto.
Neben Rudno ging es dann
wieder runter und der ebene Weg durch den Tenczynski Park wurde
fortgesetzt. Hinter dem nächsten Ort wartete Kasik mit auf einem
Wanderparkplatz mit dem Bus und dem ersten (und einzigen) Picknick auf uns.
Gut gestärkt gingen wir auf die letzte Etappe leicht bergab bis Mlynka, wo
der Bus unsere Räder aufnehmen sollte. Das Beladen musste noch geübt
werden ...
Nach einer kurzen Ruhepause im Hotel trafen wir uns wieder zum Abendessen,
das diesmal in einem anderen Lokal in der Szeroka stattfand. Als
Überraschung trat nach dem Hauptgang eine Klezmer-Gruppe (Bass, Akkordon,
Klarinette) auf, die sehr perfekt spielte, die CDs fanden auch reißenden
Absatz.
Nach dem Nachtisch gingen wir mit einigen zur Weichsel, mit Geli ging ich
auch runter auf den kühlen Uferweg. Wir umrundeten Kasimierz komplett auf
diesem belebten Uferweg. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein riesiger
Wohnblock mit einer gigantischen Leuchtreklame verkleidet (Tyskie). Langsam
kam der Wawel ins Blickfeld, von der davor liegenden Weichselbrücke Fotos
gemacht (die nichts geworden sind). Der Weg von hier zum Hotel war
ausgesprochen kurz, wieder sehr warm geschlafen.
Di. 11.7.06 (35 km)
Heute wurde früher gefrühstückt und danach wurden die Koffer verladen. Wir
verließen Krakau Richtung Süden über Myslenice. Kurz vor Rabka Zdroi
machten wir eine Rast (mit Autounfall nebenan), dann ging's weiter nach
Nowy Targ, wo der Bus tanken musste. Szallary, Bialy Dunajec
(Dunajec-Quelle?), Suche und Zab waren die nächsten Orte. Zab ist Polens
höchstgelegens Dorf, hier entließ uns der Bus samt Fahrrädern. Per Rad
ging's zunächst weiter bergauf – auf den Gubalowka, mit herrlicher Aussicht
auf die Hohe Tatra und Zakopane.
Natürlich war hier auch viel Rummel, viele
Touristen: alles Polen. Wir probierten erstmals (nach Danzig) den Oscypek,
den geräucherten Schafskäse. Pawel erklärte uns das Panorama der Hohen
Tatra. Dann nach einer kleinen Pause fuhren wir mit dem Rad weiter. Am Ende
des Gubalowka ging es steil bergab, wo gleich einer im Graben landete. Da
alles gut gegangen war, fuhr er weiter mit den anderen. Es ging lange
bergab, durch Dzianicz fuhr er (und Angelika) noch sehr vorsichtig, in
Pindele überholte er Angelika, grüßte sie mit einer Hand und stürzte dabei
schwer auf den harten Asphalt, sein Helm war durchgebrochen. Ich fuhr Pawel
hinterher, der sich um den Verletzten kümmerte und den Bus bestellte.
Am Ortsende befand sich eine schöne Holzkirche, wo Pawel und die anderen
angehalten hatten. Mit Verspätung und einer Person weniger radelten wir
weiter zum Mittagessen nach Chocholow, einer Art Freilicht-Museum aus
lauter Holzhäusern in Goralen-Architektur. Nach dem Essen besuchten wir
eine Schnitzerei mit Museum in einem dieser Häuser. Auch der Schnitz(l)er
zeigte uns sein Können.
Unsere Radtour führte dann weiter in das Cichy-Tal, immer wieder mit
eindrucksvollem Hohe-Tatra-Panorama. In Rogoznik wartete der Bus auf uns,
ein kleines Lokal verkaufte erfrischende Getränke, jetzt kam ein Bier
gelegen. Per Bus ging's dann nach Zakopane, dabei kamen wir noch einmal
durch das "Freilicht-Museum" Chocholow.
Aufgrund einer Umleitung musste der Bus am Fuß des Gubalowka entlang fahren, dann fuhren wir von hinten in die Stadt, vorbei an den vier Sprungschanzen. Vor unserer Pension wartete schon Barbara auf uns, unser Unfallfahrer lag im Krankenhaus, hatte eine Gehirnerschütterung, aber nichts gebrochen. Wir bezogen unsere Zimmer und trafen uns kurz nach acht zum Essen, das recht hastig aufgetischt wurde. Anschließend gingen wir noch mit mehreren anderen in das nebenan liegende Holzhaus auf ein Bier. Zum Schlafen war diese Pension ideal: kühl und ruhig, aber Angelika und ich schliefen trotzdem unruhig wg. des Unfalls.
Mi. 12.7.06 (0 km + 14 km zu Fuß)
Wider Erwarten gab es wieder ein Frühstücksbüffet. Danach wartete ein
lustiger Zakopane-Führer ("ökologisches Nachthemd") auf uns. Er ging mit
uns erst durch Zakopanes Prachtstraße, dann über den Touristenmarkt zur
Zahnradbahn auf den Gubalowka. Mit viel Humor erklärte er uns die Weiße,
die Hohe und die Ost-Tatra sowie die Beskiden. Dann kehrten wir erst mal
ein, um dann mit dem Sessellift wieder runter in die Stadt zu fahren. Unten
wartete der Bus auf uns und brachte uns in das Chochowska-Tal. Mit einem
Trecker-Zug fuhren wir 4 km in das Tal hinein, dann ging es auf Schusters
Rappen weiter bis zu einer Hütte, wo wir wieder etwas gegen das Verhungern
taten (Fisch).
Aus Versehen besuchte ich eine der beiden(!) Damentoiletten. Die gesamte
Strecke musste nun zurück gewandert werden. Kurz vor Ende des Tals
besichtigten wir eine Käserei für den Oszypek, man kippte fast darin um
(wenn es nicht so eng gewesen wäre). Vom Parkplatz am unteren Ende des Tals
brachte uns der Bus zurück nach Zakopane, heute durfte man wieder mitten
durch die Stadt fahren.
Nach dem Duschen machte ich mit Geli noch einen Bummel zum Markt, doch die
rote Lederjacke entsprach angezogen doch nicht den Vorstellungen. In der
Fußgängerzone klang aus jedem Lokal Goralen-Musik (live). Zum Essen gingen
wir heute in das Holzhaus neben der Pension. Es war äußerst schwer, zu
erraten, was die heutige Überraschung war: Goralen-Musik (live). Zu der
Musik meinte Ortwin: "Das spielen wir bei SOS". Das Essen war hervorragend,
fünf Gänge, doch leider viel zu viel!
Nach dem Essen brauchten wir noch Bewegung und schlossen uns mit Regina und Andreas zu einem Stadtbummel zusmmen. Wieder ruhiger geschlafen ...
Do. 13.7.06 (40 km + 4 km zu Fuß)
Nach dem letzten Frühstück in Zakopane wurde der Bus bepackt. Wir gingen
aber erst mal zu Fuß los – mit Wanderschuhen und (überflüssigen) langen
Hosen im Rucksack. Am Waldrand entlang und am Fuß der Hohen Tatra kamen wir
auch wieder an den vier Sprungschanzen von Zakopane vorbei, auf denen
tatsächlich einige Springer übten. Danach ging's aufwärts: zu Fuß bis zur
Talstation der Kasprowy-Gondelbahn, wo schon riesige Schlangen warteten.
Mit Gruppenticket durften wir an der Schlange vorbei, ein eher unangenehmes
Gefühl.
Es gab auch eine Mittelstation, in der wir die Gondel wechseln mussten, Der
Kasprowy ist fast 2000 m hoch und bietet ein überwältigendes 360°-Panorama.
Zuerst bestiegen wir den Aussichtspunkt auf einem kleinen Berg nebenan.
Hier war auch ein Grenzstein Polen-Slowakei aufgestellt. Überhaupt verlief
hier der Höhenwanderweg auf dieser Grenze, denn immer wieder tauchten diese
Grenzsteine auf. Angelika und ich gingen ein Stück auf diesem Höhenweg bis
auf den nächsten größeren Aussichtsberg.
Die teilweise hoch über dem Abgrund hängende Gondelbahn brachte uns
anschließend heile wieder runter, die Warteschlangen hatten sich noch nicht
wesentlich verkürzt. Drei Großraum-Taxis brachten uns von der Talstation zu
unserem Bus, der dort nicht hinfahren durfte und deshalb an der Pension
wartete.
Wir wussten bereits, dass wir jetzt unseren Verunfallten aus dem
Krankenhaus abholen durften. Er war so weit wieder fit, dass er die weitere
Reise im Bus begleiten konnte. Aus Zakopane heraus fuhr der Bus durch
Poronin ("ohne Lenin") nach Bukowina Tatrzynia, wo wir lecker Mittagessen
hatten (Käsesuppe und mit Blaubeeren gefüllte Maultaschen).
Nach dem Essen kein Mittagsschlaf, denn die Räder warteten auf uns. Nachdem
es im Ort noch etwas bergauf ging, folgte eine lange, gemütliche Abfahrt
bis Lesnica. Nach einer kurzen Steigung zur Straße 49 fuhren wir zum
Durchbruch der Bialka durch ein (jetzt zweigeteiltes) Felsmassiv. Andreas
ging hier baden. Nach einer kleinen Rast mit Keksen fuhren wir weiter nach
Nowa Biala, von wo das erste Mal der Dunajec-Stausee Czorsztyn-See in den
Blick rückte. Hinter Frydman folgte eine lange Steigung bis Falsztyn, die
Herbert als Bergwertung (HC) auslobte und die immer wieder Blicke auf den
Stausee zuließ. Auffällig waren zunächst eine Burgruine, dann eine intakte
Burg an den beiden Seeufern. Unsere Unterkunft war im nächsten Ort:
Niedzica Zamek (Zamek für Burg), ein neues Hotel, die vorderen hatten
Seeblick, wir hatten Hundegebell, brütende Hitze und kein warmes Wasser und
teilweise gar kein Wasser aus der Dusche.
Zum Essen gingen wir auf die Niedzica-Burg, das Essen war sehr gut – und
bestand zum Glück nur aus drei Gängen. Im Halbdunkel spazierten wir zurück
zum Hotel und tranken auf der Ausichtsterrasse (See mit angestrahlter Burg)
in fast kompletter Besetzung noch die letzten Biere, wobei Ortwin und
Konsorten unsere Lachmuskeln strapazierten.
Mit viel Hundegebell geschlafen ...
Fr. 14.7.06 (35 km + 18 km im Floß)
Das Frühstück war zur verabredeten Zeit noch nicht fertig (das Hotel war
noch sehr neu). Nach dem Frühstück gingen wir noch mal rüber zur Burg, wo
uns Salina einiges über die Geschichte der Burg erzählte und die
Folterkammer vorführte (an Pawel). Nach der Rückkehr zum Hotel bestiegen
wir unsere Räder und fuhren erst mal durch Niedzica. In Lapsze Nizne fing s
an zu regnen, wir stellten uns provisorisch vor einem Laden unter. Es kamen
aber nur wenige Tropfen, so ging's weiter, doch im nächsten Ort (Lapsze
Wyzne) waren riesige Bäche und Pfützen auf der Straße.
Im nächsten Ort mussten zwei Räder repariert werden, so kamen wir heute nur
sehr schleppend voran. Bei der Weiterfahrt folgte eine weitere Bergwertung,
der Ort Trybsz, dann wieder der bereits bekannte Bialka-Durchbruch. Bei
Frydman bogen wir diesmal nach Debno ab, auf einer stark befahrenen
Hauptstraße überquerten wir die Dunajec kurz bevor sie in den Stausee
fließt. Gleich dahinter war unser Mittagsrestaurant, diemal gab es
Maultaschen herzhaft (mit Speck). Danach stiegen wir in den Bus, aber bur
kurz, denn am Ortsanfang von Debno stand eine berühmte Holzkirche, eine der
ältesten Polens. Eine Führerin erklärte auf polnisch, was Pawel zum Glück
übersetzte.
Dann brachte uns der Bus nach Sromowce Wyzne zur Floßfahrt-Ablegestelle.
Wir mussten uns auf zwei Flöße verteilen, leider wurde in unserem Floß nur
polnisch erklärt. Die Dunajec ist hier schon relativ breit, aber nicht
sonderlich tief und weist viele Stromschnellen auf. Auf einem langen Stück
bildet sie gleichzeitig die Grenze zwischen Polen und der Slowakei, ein
kleines Stück ist sie sogar ganz drüben (Slowakei). An einer Furt sahen wir
auch einige Grenzgänger mit Rucksack über dem Kopf.
Mitten im Gebirgsdurchbruch setzte ein Platzregen ein, wer kein Cape hatte,
bekam von den Goralen, die unser Floß stakten, eines geschenkt. Doch bevor
wir am Ziel in Szczawnica anlegten, hatte es wieder aufgehört.
Wir nahmen Fotos entgegen (7 Zl.) und wanderten zu einem Parkplatz, wo unser Bus auf uns wartete. Es war nur ein kurzes Stück durch die Stadt bis zu unserem Hotel etwas oberhalb in einem alten Park. Wir bekamen leider wieder eine Dachkammer mit Sitzdusche, ansonsten war das Hotel sehr gut. Im Keller befand sich das Restaurant, wo es zu Abend Pango-Fisch gab. Während des Essens gab es wieder einen kräftigen Regenschauer, danach konnte man aber noch bei angenehmen Temperaturen draußen sitzen. Das Bett war leider hart wie ein Brett, trotzdem konnten wir einigermaßen schlafen.
Sa. 15.7.06 (35 km)
Nach dem Frühstück brachte uns der Bus in die Berge, d. h. erst wieder
runter zur Dunajec, etwas flussabwärts bis zur Brücke von Kroscienko. Ab
hier ging's hoch bis nach Czorsztyn, das dem Czorsztyn-Stausee seinen Namen
gegeben hat. Dort entließ uns der Bus (auf die Fahrräder) und wir rollten
noch ein wenig durch die Berge und dann runter zum Stausee und über die
untere Staumauer, von der man die gestrige Burg sehr schön sehen
konnte.
Kurz dahinter war der Grenzübergang in die Slowakei, Ausweis vorzeigen
genügte. In der Slowakei fuhren wir zunächst ein bisschen Straße bis
Cerveny Klastor (Rotes Kloster, so heißen Ort und Kloster). Auf die Führung
mussten wir ein wenig warten, weil wir (wie oft) zu schnell waren. Dabei
bemerkten wir, dass im Kloster gerade eine slowakisch-französische Hochzeit
lief. Hinterher wurde im Klostergarten bei Goralenmusik kräftig gratuliert
und geküsst.
Die Klosterführerin Marta sprach auch sehr gut deutsch und brachte uns das
karge Leben der Karthäuser und Kamaldulenser nahe. Danach waren wir wieder kurz vor
dem Verhungern, in einem Restaurant im Ort gab es gebratenen Käse mit Schinken.
Jetzt begann der ausgesprochen schöne Radweg entlang unserer gestrigen
Floßstrecke entlang der Dunajec im Gebirgsdurchbruch. Im Gegensatz zu
gestern war heute wieder schönes Wetter, dazu Samstag, dementsprechen
bevölkert war dieser schöne Radweg. Unterwegs beobachten wir viele Flöße
und Kanus auf der Dunajec, aber auch einen der seltenen Schwarzstörche.
Etwa an dieser Stelle riss Reginas Fahrradkette und ließ sich auch nicht
mehr reparieren. Aber Andreas trampelte für zwei und schob Regina noch fast
den ganzen Berg zum Hotel hoch. Doch so weit waren wir noch lange nicht,
wir mussten erst mal aus der Slowakei raus (keine Ausweiskontrolle), dann
noch ein Stück bis Szczawnica und dort entlang eines Nebenflusses bis auf
die Höhe unseres Hotels. An einer Ski-Seilbahn überquerten wir diesen
Nebenfluss.
Nach einer Ruhepause trafen wir uns beim Bus und wurden weiter nach oben
aus der Stadt heraus gefahren, bis fast nur noch Natur um uns herum war
(O-Ton Herbert: "Hier wird der Wodka gemolken!"). An einem überdachten
Lagerfeuerplatz gab es leckere gegrillte Spieße, Würste und Koteletts – und
als Überraschung: Goralen-Musik (vier Leute + Fanclub). Als sie aufhörten,
waren wir in der Stimmung, selber zu singen, zumal unser Verletzter heute
seinen Genesungs-Wodka ausgab.
Nachdem uns der Bus zurück gebracht hatte, kam Heinz-Dieter noch auf die
Idee, in der Hotelbar einen Schlürschluck zu trinken. Einer der Gäste
empfahl uns Slivovica, der darf in Polen nur schwarz gebrannt werden und
hat 70 % Alkohol ...
So. 16.7.06 (60 km)
Mit Kopfschmerzen aufgewacht, kein Wunder! Nach dem Frühstück verließen wir
das Hotel mit Sitzdusche und rollten unser Gepäck zum Bus, der uns wieder
zur Dunajec brachte. Über die selbe Brücke wie gestern fuhren wir auf die
andere Seite, dann aber noch weiter flussabwärts. Bei Klodne stiegen wir
um, vom Bus auf die Fahrräder, und überquerten den Fluss über eine schmale
Hängebrücke. Am östlichen Ufer radelten wir auf einer kleinen Straße bis zu
nächsten Brücke, dort mussten wir leider zurück auf die belebte Straße.
Kurz vor Lacko hatte Pawel einen Abstecher in die Berge eingeplant, ähnlich
wie die Schikanen am Hockenheimring, damit wir nicht zu früh am Ziel waren.
Asphaltstraße bergauf, das ging ja noch, aber Geröllstrecke bergab, das
macht nicht wirklich Spaß.
In Lacko wartete auf uns ein Restaurant, in dem 70 %-iger Slivovica
(angeblich) schwarz gebrannt und offen verkauft wird. Es gab aber auch
niedrigerprozentigen Obstschnaps (65 und 60 %). Ein paar Flaschen
wechselten den Besitzer. Beim Essen wurde auch etwas davon angeboten, doch
nach dem gestrigen Abend bekam ich heute nichts davon runter. Vor und
während des Essens bediente uns eine hübsche Blondine in Goralen-Kleid.
Danach fuhren wir mit dem Rad weiter, und zwar über einen kleinen Pass bei
Czarny Potok, eine schöne Holzkirche war nur von außen zu besichtigen. Ab
hier ließen drei kluge Frauen ihre Räder in den Bus verfrachten.
Bei Golkowice überquerten wir zum letzten Mal die Dunajec, dann ging es
über den nächsten Pass bei Moszczenica (Andreas Übersetzung: Moskau), der
nach der enormen Steigung auch eine schöne Abfahrt bot. Doch das war immer
noch nicht der letzte Berg: vor Prczysietnica ging es noch mal steil hoch,
bis wir endlich eine langgezogene Abfahrt bis ins Poprad-Tal genießen
konnten. Wir überquerten eine Bahnlinie, nachdem wir einen schnellen ICCC
großzügig vorgelassen hatten, und radelten auf einer Hauptstraße nach Rytro
hinein. Das Hotel lag natürlich nicht unten an der Straße, sondern wir
mussten noch ein langes Stück den Berg hinauf. Gut, dass es in diesem Sommer
nicht so heiß war.
Es handelte sich um ein riesiges Touristen-Sporthotel mit vielen
Sportstätten und eigenem Skilift. Heute war der letzte Fahrradtag, deshalb
räumten wir unsere Packtaschen aus und verabschiedeten Kasik, der morgen
schon in Krakau die nächste Reisegruppe begleiten sollte.
Heute war das Ausruhen wirklich nötig, gegen 7 Uhr trafen wir uns zum Essen
im Hotelrestaurant, wo wir italienisch verwöhnt wurden: Mozarellasalat,
Tomatensuppe, gefülltes Hähnchen und als Nachtisch Gelato. Anschließend
gingen wir mit einer Teilgruppe zu einem Lokal auf dem Hotelgelände, das
sich in einem Goralen-Holzhaus befand. Hier war gerade eine
Hochzeits-Nachfeier mit Goralenmusik, aber keine geschlossene Gesellschaft.
Ein lustiger polnischer Opa (ehemaliger Kraftfahrer, Hans-Moser-Typ)
unterhielt sich lange mit uns. Die Feier verlagerte sich nun vor die Tür
zum Lagerfeuer, um das getanzt und über das gesprungen wurde. Vor den
Feiernden lockte uns das Bett und wir schliefen prächtig.
Mo. 17.7.06 (0 km + 8 km zu Fuß)
Nach dem Frühstück wartete ein anderer, etwas modernerer PKS-Bus auf uns.
Über Stary und Nowy Sacz, entlang eines Stausees, über Czchow, Lipnica und
Gdow brachte er uns nach Wieliczka, wo sich ein großes, altes
(stillgelegtes) Salzbergwerk befindet. Der Busparkplatz war direkt vor dem
Eingang, wir bekamen einen deutschsprachigen Obersteiger (a.D.) als Führer
und stiegen hinab über endlose Treppen in die 1., 2. und 3. Sohle, wo sich
alle paar Meter kleinere, größere und riesige Säle mit vielen Kunstwerken,
Kapellen, Kirchen, aber auch Restaurants und Buden befanden. In einem der
großen Säle soll schon mal ein Heißluftballon in voller Größe gewesen sein,
einen Saal konnte man auch für Feiern anmieten. In einem der Säle sangen
wir gemeinsam "Glückaus, glückauf, der Steiger kommt". In einer Kapelle
sang er uns was polnisches vor.
Den enormen Höhenunterschied, den wir abwärts durch Treppen geschafft
hatten, konnten wir zum Glück aufwärts mit einem Fahrstuhl fahren. Hier
ließ er uns als Besonderheit in einem echten alten Bergleute-Fahrstuhl
fahren, in den je acht Leute in jede der beiden Etagen passen.
Danach brachte uns der Bus noch die letzten zehn Kilometer nach Krakau,
wieder ins Hotel Kasimierz, zum Glück (für uns) mit anderer Zimmerbelegung.
Bis zum Essen war noch viel Zeit, die wir zur freien Verfügung hatten. Wir
ruhten uns ein bisschen aus und gingen dann zu Fuß zur Weichsel, wo wir einen
Spaziergang in den Spuren Johannes Paul II machten. Zuerst ging es über den
Wawel (von der Weichselseite rein – mit schöner
Weichsel-Aussichtsplattform), dann ein Stück über den westlichen
Grüngürtel. Hier befand sich eine Fotoausstellung über seine Papstzeit auf
großformatigen Künstlerfotos. Direkt am Grüngürtel besuchten wir das
Collegium Maius der Universität und die St. Annenkirche. Jetzt wurde es
Zeit, die anderen am Rynek vor der Marienbasilika zu treffen. Wir gingen
ins Restaurant "Boheme", wo die Volksmusik zum Glück im Nebenzimmer war.
Hier gab es Express-Essen (während ein Gang abgeräumt wurde, kam bereits
der nächste). Zudem war das Essen nicht besonders (die große Ausnahme).
Wenn ich da an das gleichnamige Restaurant in Berlins Meinekestraße
denke ...
Die Zeit reichte kaum, Pawel unser Geschenk zu überreichen und die
wichtigsten Adressen auszutauschen. Mit fast allen wanderten wir gemeinsam
zurück nach Kasimierz und nahmen noch eine Prise "Opium", ein sehr nettes
Gartenlokal ganz in der Nähe unseres Hotels. Hier konnte richtig schön
Abschied gefeiert werden. In unserem Hotel-Hinterzimmer konnten wir auch
sehr ruhig schlafen.
Di. 18.7.06 (0 km + 10 km zu Fuß)
Beim Frühstück fehlten schon fünf, die ganz früh aufbrechen mussten. Dafür
konnten wir einige Teilnehmer der neuen Reisegruppe bestaunen (auch nicht
jünger) sowie Kasik und Cheffe Marek Czarny, der auch uns am Tisch
begrüßte. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von allen, obwohl wir
acht Buchholzer heute noch mehrmals wieder sehen sollten.
Persönliche Verlängerung Krakau und Breslau
Hier endete der gemeinsame Teil der Reise. Keiner sagte uns, was wir machen sollten. So gingen wir noch einmal in die Altstadt, diesmal über den östlichen Grüngürtel. Wir besichtigten die Dominikanerkirche mit Kloster und stiegen auf den Rathausturm (was nicht unbedingt lohnt). Vor dem Rathausturm gaben Schüler des Regensburger Goethe-Gymnasiums ein Konzert mit klassischer Musik, Bigband-Musik und Swing. Auf der Nordseite des Rynek imitierte ein Akkordeonspieler perfekt eine Orgel. In der Floriansgasse tauschten wir noch einmal Geld, diesmal aber nicht bei den Halsabschneidern (je weiter weg vom Rynek, desto mehr Zloty).
Vom Florianstor gingen wir zum
Slowacki-Theater und besichtigten noch die Heiligkreuz-Kirche. Zum
Mittagsschlaf gingen wir zum Hotel, wobei uns die Buchholzer
begegneten.
Am Nachmittag besuchten wir noch einiges in Kasimierz: den weißen Felsen,
die Paulinerkirche mit Palladium, den Plac Wolnica mit Rathaus, die
Fronleichnamskirche mit Kloster und die Jozefastraße, die im vorderen Teil
viele Künstler und Designer aufbietet. In der Szeroka holten wir uns noch
die Klezmer-CD von der Gruppe, die wir vor einer Woche gehört hatten. Der
einzige erhaltene jüdische Friedhof hatte leider schon zu, stattdessen
tranken wir ein Bier. Auf dem Weg zum Hotel trafen wir ein letztes Mal die
Buchholzer (auch beim Bier trinken). Zum Essen gingen wir in die Jozefa in
ein arabisches Pirogen-Restaurant. Hier gab es kein Bier, sondern nur Kefir
(ist mal was anderes).
In der Szeroka auf unbequemen Korbsesseln tranken wir unser letztes Bier in
Krakau. Auf dem Weg ins Hotel sahen wir noch viele einladende, gemütliche
und halbleere Lokale.
Mi. 19.7.06 (0 km + 8 km zu Fuß)
Das erste Mal seit langem allein gefrühstückt. Ohne Probleme erreichten wir
per Taxi den ersten Zug nach Breslau (9:15 Uhr), weil der Taxifahrer auf
das Dach des Bahnhofs fahren konnte. Der Zug war ein D-Zug und fuhr über
Kattowitz, Zitzewitz, Gleiwitz und Oppeln. Zuerst unterhielt uns ein lautes
polnisches Pärchen, dies ersetzte irgendwann ein polnisches Tennisteam auf
dem Weg zum Turnier in Breslau.
Aus dem heißen Zug kamen wir dort in einen
heißen Bahnhof. Ein Fragen an der Information war zwecklos, da die Dame
weder deutsch noch englisch verstand, sondern nur polnisch sprach. Wir
wollten nämlich am übernächsten Tag einen Zug früher fahren, um die
Umsteigezeit in Poznan (8 Min.) etwas zu verlängern. So guckten wir auf die
Tafel und ließen uns dann von einem Taxi zum Hotel Tumski bringen (12 Zl.).
Aus dem Wasserhahn kam nur heißes Wasser, so wechselten wir noch einmal das
Zimmer. Es lag aber wohl an der Hitze, denn hier war es genauso.
Nach dem Duschen bummelten wir über die Oder-Inseln (Sokrates-Denkmal) zur
Marienkirche auf dem Sande, die in einer Seitenkapelle eine "Kirche für
Blinde und Taube" mit viel Brimborium enthält. Über die Dombrücke entlang
des Nepomukdenkmals gelangten wir zu dem eindrucksvollen Dom. Gleich
nördlich davon (noch auf der Dominsel) befindet sich der Botanische Garten
und lud uns zum Besuch ein. Ein Brautpaar sorgte im Garten für malerische
Motive. Um 18 Uhr schloss der Garten und vom Dom ertönte ein Glockenspiel.
Wir gingen zum Hotel, setzten uns in den Restaurantgarten an der Oder und
ließen uns (verschiedene) Fische munden.
Bei langsam untergehender Sonne machten wir uns auf den sicherlich
hässlichsten Weg in die Innenstadt (nur Plattenbauten, Baustellen und
Parkplätze), so dass wir schon ganz enttäuscht waren. Doch der Rynek
(Rathausplatz) entschädigte für alles: ein Haus schöner als das andere,
dazu ein richtiges Rathaus! Spontan meinten wir, dass dieser Platz noch
schöner wäre als der von Krakau.
Der direkt nebenan liegende Solnyplatz
(früher Blücherplatz) ist genau so schön, dann gingen wir noch durch die
Reusche und Krullstraße und warfen einen Blick in die Swidnicka
(Haupteinkaufsstraße). Direkt auf den Rynek tranken wir noch ein Bier, dann
wollten wir an der Oder zurück gehen, dazu geht man die Odranska Richtung
Universität. Die historische Universität war noch offen, weil im Oratorium
Marianum gerade ein Konzert war. Wir verpassten jedoch die Chance, in einer
kurzen Pause mit einigen Studenten dort hinein zu schlüpfen.
Das Oderufer hinter der Universität war eine große Baustelle, so gingen wir über den
Ritterplatz zur Sandbrücke und zu unserem Hotel.
Do. 20.7.06 (0 km + 12 km zu Fuß)
Sehr heiß geschlafen! Das Frühstück gab es im Hotel-Restaurant, man konnte
auch draußen an der Oder sitzen. Das Hotel Tumski ist in der Morgensonne
besonders fotogen, aber auch die schönen Glasfenster des Doms gegenüber
haben jetzt das beste Licht. Die historische Universität war noch
geschlossen, so gingen wir weiter zum Rynek (Rathausplatz), der zu jeder
Tages- und Nachtzeit eine Augenweide ist.
Hinter dem Rathaus war eine
Fotoausstellung mit Luftbildern von Breslau. Auch hier war ein großer
Künstler am Werk, der der Stadt nur gute Seiten gab. Der Blücherplatz steht
dem Rynek kaum nach, die Elisabethkirche war offen, dann gingen wir zur
Haupteinkaufsstraße, der Swidnicka. Gleich am Anfang ist eine besondere
Design-Galerie: edles Geschirr, ausgefallene Skulpturen und Gemälde werden
hier angeboten. Wir folgten der Swidnicka bis zum anderen Ende, an der sich
das Theater befindet, auch sehr schön, aber doch weniger eindrucksvoll als
das von Krakau. Direkt daneben ist das Monopol, ein früheres Kaufhaus
(Jugendstil), sowie das Monopol-Hotel, in dem wir uns das altmodische, aber
eindrucksvolle Foyer anschauten.
Auf dem Rückweg gönnten wir uns je einen Eisbecher in der besten Eisdiele
im Rynek. Obwohl ich mehrfach nachfragte, wollte sie für beide zusammen nur
6 Zl. haben, das kann nur ein Irrtum sein.
Jetzt war die Universität natürlich offen, sie ist ja auch noch teilweise
in Betrieb, wir besichtigten das Oratorium Marianum, wo am Abend vorher das
Konzert gewesen war sowie die historische Aula, beides in barocker Pracht.
Eine weitere große Sehenswürdigkeit betraten wir nun per Zufall: die
Universitätskirche, die in sehr geschmackvollem, aber durchaus
reichhaltigem Barock gestltet ist. Die Ursulinenkirche (kurz vor der Oder)
ist nur einzusehen, ebenso wie die Marienkirche. Im Hotel war Siesta
angesagt.
Ein letztes Mal machten wir uns am späten Nachmittag auf den Weg in die
Altstadt, Floyd Landis hatte gerade durch eine wunderbare Alleinfahrt
praktisch den Toursieg errungen (Doping?). Gleich auf der südlichen
Oderseite ist links ein auffälliges Gebäude, das sich als gut gekühlte
Markthalle entpuppte. Hier kauften wir Obst für die morgige Rückfahrt –
sowie eine Flasche polnischen Vodka ("Krakus"). Das brachten wir noch mal
schnell zum Hotel, dann ging's wieder in die Altstadt, nebenher immer mit
einem Blick auf die Speisekarten der Restaurants. Für den
Elisabeth-Kirchturm war es viel zu heiß. Auf dem Rynek waren mehrere
Feuerwehrschläuche, die Sprühregen produzierten: so konnte man es
aushalten. Wir aßen dann auch in dem Restaurant am Rynek, wo wir gestern
nur ein Bier getrunken hatten, aber schon einen Blick auf die Teller
riskiert hatten. Es gab leckeren Fisch: gegrillter Zander und Lachs, eine
gute Wahl. Bei einsetzender Dunkelheit suchten wir noch einen schönen
Rückweg aus dem touristischen Stadtrundgang heraus, verließen die Altstadt
über die Universitätsbrücke und näherten uns dem Hotel Tumski über das
Oder-Nordufer und die Mühleninseln. Im Hotel war eine Gruppe sauflustiger
Belgier angekommen, das letzte "Okocim" schmeckte trotzdem sehr gut.
Fr. 21.7.06 (0 km)
Auch die heißeste Nacht des Jahres wurde gut überstanden, wir frühstückten
auf der Hotelterrasse an der Oder und bestellten uns dann ein Taxi zum
Bahnhof, der südlich der Altstadt liegt.
Völlig unnötigerweise fuhren wir
anderthalb Stunden früher nach Poznan, weil wir sonst dort nur die 8 Minuten
zum Umsteigen gehabt hätten und vom EC Warschau-Berlin unsere gesamte
Rückreise abhing. Der EC wird grundsätzlich in Deutschland mit falscher
Abfahrtszeit angegeben, offiziell fuhr er fünf Minuten später, tatsächlich
aber mehr als zehn Minuten. Das reichte noch nicht als Unglück, in unserem
Wagen war die Klimaanlage kaputt (zum Glück fanden wir im Nachbarwagen noch
ein kühles Plätzchen) und obendrein schwoll die Verspätung in Deutschland
auf über eine halbe Stunde an, so dass unser Anschluss-ICE bereits weg war.
Die so entstandene einstündige Wartezeit bis zum nächsten Zug verbrachten
wir überwiegend im Reisezentrum, wo wir unsere Fahrkarte und Reservierung
("nur noch Raucher möglich") umschreiben lassen mussten. Der Service der
Bahn ist immer noch eine Katastrophe.
Als Glück im Unglück fanden wir sehr schöne und nicht reservierte Plätze in
einem Nichtraucherwagen – und bedauerten, dass dieser Zug uns nicht bis
Paderborn bringen konnte. Auch ein Anruf bei unserem Sohn (er hätte uns in
Bielefeld abholen können) war erfolglos. Also raus in Hannover, halbe
Stunde Warten auf die S-Bahn nach Paderborn, die länger für dieses kurze
Stück brauchte als der ICE von Berlin nach Hannover.
In Paderborn waren bereits die Libori-Stände und -Karussells aufgebaut,
aber noch nicht geöffnet. Ein Taxi brachte uns schließlich die letzten
Kilometer, wo uns unser Sohn ein heißes und schlecht aufgeräumtes Haus
vorfinden ließ. Im Keller war noch ein kühles Bett frei ...
Sa. 22.7.06 (14 km)
Erster Liboritag! Am frühen Abend ein wenig Regen ... herrlich!
Fazit:
Mehr als Bus- denn als Radreise entpuppte sich diese Tour von Nature
Travel. Die eindrucksvolle Landschaft mit Hochgebirge Hohe Tatra, das
schöne Krakau, sowie die Floßfahrt auf der Dunajec im Gebirgsdurchbruch
haben mir besonders gefallen. Wie immer bei Nature Travel gab es zu gut und
vor allem zu viel zu essen, lediglich das "Boheme" in Krakau war eine
kleine Enttäuschung. Die zugelegten Pfunde müssen wir diesmal im schönen
Ostwestfalen wieder abstrampeln.