Hansestadt Wismar und Ostseebad Kühlungsborn – August 2002

Ostseefähre vor Warnemünde

Eine selbstorganisierte Kombination aus Städtereise, Radtour und Badeurlaub mit Zugan- und -rückfahrt, übernachtet wurde in einer Pension (Wismar) und privat (Kühlungsborn)

Teilnehmer: Angelika und Claus

Vorbereitung:
Frühzeitig Zimmer buchen (Januar) und rechtzeitig Fahrkarten mit Fahrradreservierung kaufen (4 Wochen vorher).
Die nagelneue ADFC-Regionalkarte Schwerin/Ostseeküste erwies sich vor Ort leider als ziemlich veraltet (u. a. DDR-Straßennamen).

Di. 13.8.02 (12 km)
Wasserkunst in Wismar Früh ging es zum Bahnhof, denn die Entfernung von Paderborn zur Ostsee ist groß. Im Zug saß bereits ein Vater mit zwei Töchtern, die von Hameln aus den Weserradweg abfahren wollten. Das Wetter war noch gemischt, aber trocken. Der IR von Hannover nach Berlin war recht voll, aber pünktlich und Fahrradplatz war auch ausreichend vorhanden. Mit einem, der ab Wittenberge an der Elbe (bei dem Hochwasser) radeln wollte, stiegen wir in Stendal um in den RE. In Goldbeck stiegen wir dann aus, um unsere Verwandten in Klein Schwechten zu besuchen. Es tröpfelte hier zwar ein wenig, doch beim Essen und Erzählen war das vergessen und hörte auch auf. Als wir wieder nach Goldbeck radelten, winkten sie uns hinterher.
In Wittenberge erwartete uns eine riesige Umsteigeaktion, der Bahnhof wird gerade umgebaut. Völlig verschwitzt standen wir dann auch noch im falschen Eingang von unserem letzten Zug, doch nachdem das korrigiert war, verlief der Rest problemlos.
Die Pension "Wismaria" in Wismar fanden wir leicht, das Zimmer war sehr einfach, aber groß und mit Dusche. Bezahlung wurde im Voraus verlangt. Wir unternahmen gleich einen Abendspaziergang, zuerst zum Hafen, wo wir auch die Fahrzeiten der Fähre zur Insel Poel fanden. Wir beschlossen, dies gleich morgen zu tun.
Jetzt gingen wir in die Innenstadt, zur St. Gerorgskirche, St. Marien (nur Turm), Markt, "Alter Schwede", Wasserkunst – alles im besten Abendlicht. Die Rathauskeller waren leider geschlossen wg. Hochwasserschaden. Durch die Fußgängerzone gingen wir nun zur dritten großen Kirche, St. Nikolai, die so spät sogar noch geöffnet war und eines der höchsten Kirchenschiffe Europas aufweist.
Zum Essen gingen wir in das alte "Brauhaus am Lohberg", wo es "Mumme" (alte Wismarer Biersorte) gab. Hier waren gerade Fernsehaufnahmen für die Sendung Sommerabend in der Wismarbucht (tatsächlich konnten wir uns zwei Wochen später im Fernsehen sehen). Bis zu unserer Pension waren es nur ein paar Schritte.

Alter Schwede

Mi. 14.8.02 (28 km)
Das sogenannte "Continentale Frühstück" im Hotel "Alter Speicher", zu dem die Pension Wismaria gehört, war doch recht bescheiden. Die schwäbischen Gäste, die bezeichnenderweise als einzige mit uns so frühstückten, ließen einen schönen Kompass liegen (meldet euch per Email!).
Per Rad fuhren wir zur Insel Poel, doch bevor wir aus Wismar rauskamen, mussten wir erst 20 Minuten vor einer geschlossenen Bahnschranke warten (wie früher in der DDR). Bis Dorf Redentin führte ein schöner Radweg, ab dort musste an der Straße bis zum Inselabzweig gefahren werden. Irgendwann kommt man über eine kleine Brücke und dann ist man auf der Insel. Wir fuhren gleich die erste Straße nach Norden bis zur Küste. Hier (hinter Gollwitz) war ein schöner Aussichtspunkt auf die Vogelschutzinsel Langenwerder sowie ein Badestrand.
Jetzt bogen wir nach Westen, um auf einer kleinen Steilküste entlang zu fahren. Der Weg war jedoch total verschlammt und stellte hohe Anforderungen an Mensch und Rad. Kurz hinter Kaltenhof hatten wir die Nase voll und wollten nach Kirchdorf, vorher aber noch etwas essen und trinken. Aber alles, was wir uns aussuchten, war gerade aus, und so rollten wir weiter. Auf einer Anhöhe hatte sich auf dem Radweg ein riesiger See gebildet.
In Kirchdorf besuchten wir zunächst das Heimatmuseum, dann ein schönes Restaurant am Hafen. Doch leider vergaß man hier unsere Bestellung, so dass langsam der Hungertod drohte. Doch was dann kam (Zander), rettete die Ehre des Restaurants. Ein Getränk gab es gratis als Entschädigung. Als Verdauungsspaziergang besichtigten wir Kirche und Schlossplatz, wurden dabei aber von Mücken überfallen.
Dann enterten wir (mit Rädern) die Fähre, was als erstes heute problemlos klappte. Wir saßen mit einer netten Berlinerin am Tisch, wurden gut vom Schiffsober versorgt und hatten herrliche Ausblicke auf Kormorane und Schwäne, die Insel Walfisch, Bad Wendorf, die große Werft von Wismar und Wismars "Skyline". Eine sehr empfehlenswerte Fahrt.

Werft in Wismar

In unserer Pension war überraschend das Zimmer gemacht, was wir gleich wieder zerwühlten. Dann gingen wir zum Hafen, ein leckeres Fischbrötchen essen. Um 20 Uhr besuchten wir das Orgelkonzert in der großen Nikolai-Kirche, eine tolle Akkustik! Zum Abschluß gingen wir in den Irish Pub, in dessen Garten die Gartenzwerge der Aktion "Verborgene Gärten" waren. Hier gab es Guinness, Kilkenny – und einen brennenden Schnaps.

Do. 15.8.02 (0 km)
St. Georg in Wismar Noch einmal taten wir uns das magere Frühstück an, diesmal saß ein anderes Radlerpärchen am Nachbartisch, die auf dem Ostsee-Radweg unterwegs waren. Auf dem Weg zur Tourist-Information sahen wir viele bessere Frühstückscafes. In der Tourist-Information wollten wir den Lageplan der "Verborgenen Gärten" holen, buchten aber gleich auch eine Stadtführung. Das nette Radlerpärchen war auch dabei. Vieles von der Führung kannten wir zwar, nicht aber jede Hintergrundinformation: in Wismar steht das Stammhaus vom Kaufhaus Karstadt. Hier hatte Geli heute morgen achtlos Unterwäsche gekauft. Anschließend gingen wir noch in die Backsteingotik-Ausstellung im Turm der Marienkirche. Hier gab es u. a. einen hochinteressanten 3D-Film über den mittelalterlichen Bau großer Kirchen. Dann gönnten wir uns einen Eisbecher und hielten Mittagsruhe.
Nachmittags begaben wir uns auf die Route der "Verborgenen Gärten" (zu Fuß), beginnend mit dem tollsten Garten, in dem jeden Nachmittag ein Zwillingspärchen sitzt. Im Fürstenhof-Cafe, dessen Garten auch zum Event gehört, gab es Kaffee und Kuchen. Hier hat man eine schöne Aussicht auf die St. Georgskirche. Bis zum Schluss um 18 Uhr schafften wir so eben alle Stationen, manche waren aber auch vandaliert.
Heute abend gingen wir wieder in den Irish Pub, erstens, weil heute Live-Musik kam, zweitens, weil man dort auch gut und reichlich essen kann. Wir blieben bis nach Mitternacht ...

Fr. 16.8.02 (27 km)
Heute frühstückten wir im Bäcker-Cafe, das war viel besser und obendrein preiswerter. Dann radelten wir durch die Fußgängerzone nach Süden aus der Stadt heraus, am Klußer Damm entlang, dann bogen wir auf einen holprigen und dazu bergigen Radweg entlang der Bahn nach Dorf Mecklenburg, hier zählte jeder Kilometer mindestens dreifach. Im Ort war nicht wirklich etwas los, aber in der Windmühle war ein Restaurant, in dem wir auf ein Getränk einkehrten.
Über Nebenstraßen fuhren wir dann zurück nach Wismar-Rothentor und kamen bald auf einen sehr guten Radweg nach Ostseebad Wendorf. Hier besuchten wir Deutschlands längste Seebrücke am Festland und gingen noch etwas am (leeren) Strand entlang.
Auch auf dem Rückweg nach Wismar befuhren wir den guten Radweg und fanden sogar noch einen ebenso guten in die Innenstadt hinein. Zuerst ging's aber zum Hafen, Krabbenbrötchen essen. Die Krabben sind nicht so grau und klein wie an der Nordsee – und total lecker.
Nach dem Mittagsschlaf gönnten wir uns zum Nachtisch ein Eichhörnchen-Eis (d. h. mit allen Nußsorten). Dann besuchten wir das Schabbelhaus-Museum. Das lohnt nicht unbedingt, aber heute war sowieso der Eintritt frei.

Im Hafen von Wismar

Zum Abendessen probierten wir ein Hafenrestaurant aus. Beim Essen hörten wir schon die heutige Abendattraktion: "Rock am Hafen". Es war allerdings eine christlich angehauchte Veranstaltung, ständig wurde um Spenden gebeten und der Haupt-Programmpunkt war eine sehr große Gospel-Gruppe aus Tostedt (Nordsee). Eine schreckliche Punk-Band zum Schluss sorgte dafür, dass wir nicht zu spät ins Bett kamen, denn morgen war ja unser Radreise-Tag.

Im Hafen von Wismar

Sa. 17.8.02 (51 km)
Wir ließen uns wieder das leckere Bäckerfrühstück schmecken, doch als wir das Gepäck ans Fahrrad hängen wollten, kam die Überraschung: ein Platten hinten am Liegerad. Direkt vor der Hotelfrühstücksterrasse wurde dieser Schaden behoben, dann ging's endlich los.

Nikolaikirche von Wismar

Bis Dorf Redentin kannten wir ja bereits die Strecke, kurz dahinter bogen wir nach Hof Redentin ab. Hier begann ein fürchterliches Kopfsteinpflaster bis Krusenhagen, dies war sogar den Autos zu viel. Es folgten schöne Nebenstraßen bis Blowatz. An der Windmühle in Stove machten wir Rast, weil es leckere Schmalzbrote aus dem hier gemahlenen Vollkornmehl gab. Die leicht erhöhte Lage ermöglicht auch eine schöne Aussicht auf die Insel Poel, den Boiensdorfer Werder und die Halbinsel Wustrow.
Auf der Haupstraße mussten wir dann weiter bis Rakow, ab dort waren es wieder kleinere bis zum Ostseebad Rerik, in das man schön hineinrollt bis zum Yachthafen auf der Boddenseite, nach weiteren 50 Metern ist man aber bereits auf der Seeseite (mit Seebrücke). Auffällig auch die dicke Dorfkirche von Rerik.
Wir gönnten uns am Hafen erst mal Kaffee und Kuchen, bevor wir die Seebrücke begingen. Ab Rerik mussten wir gegen starken Nordostwind ankämpfen, der für das gute Wetter verantwortlich war. Vor Mechelsdorf lag ein Großsteingrab an der Route (Ostseeradweg). Kägsdorf mit einem großen alten Gutshaus war der letzte Ort vor Kühlungsborn-West, in das wir auf der Waldstraße einrollten. Die Unterkunft fanden wir schnell, es war ein schönes einzelnes Zimmer mit eigenem Eingang zum Garten hin. Nach dem Auspacken gingen wir gleich an den Strand, um ein erstes Bad in der Ostsee zu nehmen. Etwas Donner ließ uns wieder aufbrechen (das Wetter blieb aber fein). Schließlich hatten wir jetzt einen Fernseher und konnten uns so ein Bild von den Überschwemmungen an der Elbe machen. Außerdem war heute Bundesliga ...
Auf den Tipp unserer Wirtin gingen wir zum Essen in das Fischer-Hus (Zander), in das wir noch oft wiederkehren sollten. Auf der Strandpromenade machten wir den Abendspaziergang bis Kühlungsborn-Ost, dabei kommt man auch an den Konzertgärten-West und -Ost vorbei, wo am Samstagabend natürlich mächtig Programm war. In Kühlungsborn-Ost geht man die Strandstraße auf und ab, dann gingen wir an der Ostseeallee nach -West zurück. Wir nahmen uns vor diese doch recht große Entfernung nicht mehr ohne Fahrrad zurück zu legen. Im Konzertgarten-West kehrten wir noch ein, die Veranstaltung war zwar zu Ende, aber man bekam noch Lübzer vom Fass.

So. 18.8.02 (7 km)
Ein leckeres Frühstück gab es, dazu noch auf dem Balkon. Lange blieben wir dort sitzen. Dann gingen wir zum Strand, diesmal durch den Campingplatz, um etwaige Bekannte zu treffen. Am Strand gingen wir dann wieder vor bis zum "Schloss am Meer", überall gab es herrliche Aussichten.
Nach dem Sonnen- und Ostsee-Baden holten wir uns ein Fischbrötchen mit Räucherfisch im Fischer-Hus, machten einen Mittagsschlaf, gingen wieder baden und fuhren abends mit dem Rad durch den Stadtwald nach Kühlungsborn-Ost zur Windmühle, in der ein Restaurant war. Es war zwar voll besetzt (immer ein gutes Zeichen), aber draußen in der Abendsonne bekamen wir noch einen Tisch zwischen den Familien mit Kindern.
Zum bevorstehenden Sonnenuntergang fuhren wir zur Seebrücke. An der Strandstraße gibt es mehrere gute Eisdielen, an denen wir nicht mit leeren Händen vorbei gehen konnten. Per Rad kamen wir (im Dunkeln) relativ flott zurück (Ostseeallee) und setzten uns noch etwas auf die eigene Terrasse.

Mo. 19.8.02 (52 km)
Münster von Bad Doberan Gleich nach dem Frühstück fuhren wir zum Bahnhof Kühlungsborn-West, um mit dem "Molli" über Kühlungsborn-Ost und Heiligendamm nach Bad Doberan zu fahren. In Bad Doberan fährt der Zug mitten durch die Stadtstraßen und die Fußgängerzone. Am Bahnhof konnten wir gleich die Bahnsteige für unsere Rückreise inspizieren. Dann radelten wir zum Münster, das nicht ganz im Zentrum liegt (ehemaliges Kloster). Auf die einstündige Führung mussten wir auch noch etwas warten, sie lohnt sich aber. Recht spät konnten wir danach erst losradeln – und schlugen prompt die falsche Richtung ein.
Über einen Berg und eine Plattenbausiedlung konnten wir das wieder korrigieren. Die angekündigte Wegstrecke waren Betonplatten aus Russland, sprich mit herausstehenden Eisen zum Anheben. Wenn man sich konzentriert, kann man allerdings recht angenehm darauf fahren. Es folgten gute Nebenstraßen bis Elmenhorst – und es war mächtig heiß. Wir kehrten im Brummitreff ein, um etwas zu essen und vor allem zu trinken.
Aus Respekt vor den schlechten Wegstrecken fuhren wir dann an der Hauptstraße bis Diedrichshausen, ab hier gibt es einen Radweg bis Warnemünde-Zentrum, vorbei an der Kirche, bis zur Holzbrücke vor dem Bahnhof an der Hafenpromenade. Hier war es schön wie immer, heute allerdings auch sehr voll. Nachdem wir ein großes Eis gegessen hatten, bestiegen wir den Leuchtturm, von dem man eine herrliche Aussicht auf die Stadt, den Hafen und den riesigen Strand hat.
Den Rückweg nach Kühlungsborn starteten wir an der Strandpromenade, hinter der Stadt fuhren wir dann auf dem Wanderweg direkt auf der Steilküste (12,3 m), aber im Wald. Alle paar hundert Meter muss man hier anhalten und die jeweils neue Aussicht genießen. Als der Wald aufhörte, kam noch ein Stück abbrechende Steilküste bis Ostseebad Nienhagen. Hier mussten wir noch mal Getränke nachfassen. Als Höhepunkt folgte danach der Nienhagener "Geisterwald": verschlungene halbtote Bäume bis an die Kante der Steilküste (im DDR-Fernsehen eine beliebte Filmkulisse).

Geisterwald bei Nienhagen

Vor Heiligendamm ist ein längeres freies Stück, hier dürfen die Autos auch bis an den Strand fahren, dementsprechendes Chaos herrschte an der Straße hinterm Strand. Heiligendamm selbst ist häßlich: bis auf eins tote Häuser, dazu eine riesige Baustelle. Aber bei dieser Hitze mussten wir uns noch mal abkühlen und so gingen wir hier in die Ostsee.
Hinter Heiligendamm fährt man noch mal durch einen schönen Wald (durch den auch der "Molli" kommt). Nachdem man die Baustelle am Yachthafen umrundet hat, ist man auch schon in Kühlungsborn(-Ost). Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fuhren wir gleich zur Fischkiste an der Strandstraße (Edelfischspieß). Danach die gewohnte Zeremonie: Sonnenuntergang auf der Seebrücke. Mit einem Eis in der Hand hörten wir einer interessanten Straßenmusikband zu. Dann brachten wir die Räder nach Hause und machten noch einen Spaziergang zu den Collonaden in Kühlungsborn-West.

Di. 20.8.02 (0 km)
Mein Geburtstag! Angelika hatte extra ein Buch aus Paderborn hertransportiert, dazu gab es eine Rose aus Frau Wirtins Garten. Heute machten wir einen Ruhetag, sprich: lange auf dem Balkon gesessen, dann Baden, Fischbrötchen, Einkaufen, Mittagsschlaf, Baden, Duschen, Sonnenuntergang fotografieren. Dabei trafen wir Frau Hennemeyer, unsere ehemalige Vermieterin aus Paderborn. Zum Essen gingen wir in die "Scholle", ein rustikales Fischrestaurant. In den Tagesthemen mussten wir uns wieder viele Bilder von den Überschwemmungen an der Elbe angucken. Eigentlich unvorstellbar bei dem schönen Wetter hier.

Mi. 21.8.02 (28 km)
Nach dem Frühstück dauerte es doch noch etwas, bis Mutter und Vater auf das Fahrrad kamen. So war es schon ziemlich heiß. Zuerst fuhren wir nach Westen, bis die Straße in einer Sandwüste zwischen Dünen und Riedensee endete. Am Kägsdorfer Strand mussten wir bereits an der Fischbrötchen-Bude Flüssigkeit nachfüllen. Über Kägsdorf fuhren wir dann hoch zum Leuchturm auf dem Bastorfer Signalberg (78,6 m). Von Bastorf runter und wieder rauf nach Hohen Niendorf, wo ein mächtiges altes Gutshaus auf Renovierung wartete. Jetzt ging's wieder bergab zur Straße hinter der Kühlung, von dieser wieder hoch über den Dornbusch-Pass (106 m) nach Wichmannsdorf. Das dortige Schloß sah ebenfalls verlassen aus. Da wir den Ausgang nach Diedrichshagen nicht fanden, entschlossen wir uns, direkt nach Kühlungsborn zurückzukehren, um uns in der Ostsee abzukühlen. Doch dazu musste die Kühlung überwunden werden (109,5 m). Und dies war ein denkbar schlechter Radweg: erst gewaltiger Schotter, dann DDR-Panzerplatten (löchrig). Zudem ist der Kühlungswald hier besonders schmal und bot nur bei der Abfahrt etwas Sonnenschutz.
Erst der schöne Kühlungsborner Stadtwald kühlte richtig und so aßen wir (zum letzten Mal) eines dieser leckeren Fischbrötchen im Fischer-Hus.
Auch nach dem Mittagsschlaf hatte es noch nicht abgekühlt, das besorgte dann jedoch die erfrischende Ostsee (20 °), in der ich mehrmals länger schwamm.

Schloss am Meer

Das letzte Abendessen wollten wir eigentlich auch im Fischer-Hus essen, doch draußen wie drinnen war alles besetzt: so ging's ab zur "Scholle" (klar, hier gab's Scholle). Der Abendspaziergang führte dann zum Sonnenuntergang am Strand, zur recht belebten Herrmannstraße und wieder an die Ostseeallee. Im "Zum harten Törn" gab es dann den Schlummertrunk.

Do. 22.8.02 (28 km)
Geli wachte sehr früh auf, weil sie sich Sorgen um die Elbeüberquerung machte. Doch diese Sorge war unbegründet, weil die Rückfahrt über Hamburg ging. Nach dem letzten Frühstück auf unserem Balkon verabschiedeten wir uns von unserer netten Wirtin und radelten eine Stunde früher als vorgesehen zum Molli-Bahnhof, um eventuell in Rostock noch disponieren zu können. Die Fahrt mit dem Molli ist immer wieder ein Vergnügen, heute saßen wir im Nostalgie-Wagen (auf bequemen Holzbänken). Von Bad Doberan nach Rostock fuhren wir modern im Radlerabteil. Rostock selbst hat einen blöden Bahnhof, vielleicht ist das aber nach dem Umbau besser. Für unseren IC von Binz/Rügen nach Basel war keine Änderung angezeigt und er traf sogar etwas vor der Ankunftszeit ein. Er war riesig lang und voll, so dass wir froh waren, hier reserviert zu haben. In den über viereinhalb Stunden konnte ich bequem meine Krimi zu Ende lesen, zwei Mahlzeiten einnehmen und mich mit anderen Fahrgästen unterhalten.
Vor dem Umsteigen in Osnabrück graute uns etwas, da wir von Gleis 2 auf Gleis 11 mussten und dafür nur 11 Minuten (bei Pünktlichkeit) zur Verfügung stand. Doch auch diese Sorge war unbegründet, denn Gleis 2 kreuzt Gleis 11 und die nette Frau von der Bahnhofsmission fuhr uns im Fahrstuhl runter.
Als wir dann im letzten Zug glücklich saßen, köpfte ich eine gut gehütete Dose Lübzer Pils auf diese gelungene Reise. Auf der Radfahrt vom Paderborner Bahnhof nach Elsen erwischte es uns dennoch: genau in den Minuten mußte ein kleiner Regenschauer runterkommen. Doch was soll's, wir wussten ja schon gar nicht mehr, wie sich Regen anfühlt.

Fazit: Wismar und Kühlungsborn sind städtebauliche und landschaftliche Perlen an der Ostsee. Der Ostseeradweg dazwischen führt überwiegend über Straßen und wird erst hinter Kühlungsborn (Richtung Warnemünde) richtig schön. Von der Qualität hinter Warnemünde konnte ich mich auf einer früheren Ostsee-Radtour schon überzeugen. Bei allen anderen Radwegen kann man noch große Überraschungen erleben, hier zählt mancher Kilometer dreifach!

Schweinebrücke in Wismar


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