Eine selbstorganisierte Radtour mit Zugan- und -abreise, übernachtet wurde in einem Hotel
Teilnehmer: Leo, Vera und Reinhard, Michaela und Otto, Gisela und Hans-Günter, Angelika und Claus
Corona:
Vorbereitung:
Da wir bei unserer letzten Halden-Tour nicht alle (schönen)
Halden erreichen konnten, wollten wir die Tour in diesem Jahr mit den Halden Rheinpreußen
sowie Tiger & Turtle ergänzen. Beide Halden liegen in der Nähe von Duisburg, so dass wir
Duisburg als festen Standort wählen und zweimal im selben Hotel übernachten konnten –
sowie ohne (größeres) Gepäck fahren konnten. Vervollständigen ließ sich das ganze durch
Niederrhein-Touren (Moers) sowie Landschaftspark Duisburg-Nord.
Am letzten Tag wurde der RS1 (Rad-Schnellweg 1) befahren und in Essen der RRX bestiegen.
Die Radwegverbindungen arbeitete ich mit Hilfe des NRW-Routenplaners aus.
Alle Routen wurden auf ein Fahrrad-Navi ("Clausigator")
übertragen. Die Routen wurden zusätzlich auf dem Smartphone gespeichert.
Die Unterkunft (Mercure-Hotel Duisburg) war in Ordnung, gute Fahrradunterstellmöglichkeit,
lediglich Schwimmbad und Sauna waren wg. Corona noch nicht geöffnet.
Do. 3.6.21 (35 km Route)
Die Wettervorhersage hatte sich in den letzten Tagen (vor allem für den Westen)
dramatisch verschlechtert, von allen Seiten gab es Unwetterwarnungen. Trocken zum Bahnhof
sollten wir aber auf jeden Fall kommen.
Und obwohl wir sogar vor der Zeit am Bahnhof ankamen, waren bereits alle Teilnehmer
versammelt. Fahrkarten brauchten wir auch nicht aus dem Automaten zu lassen,
da ein Vielfahrer für alle mit seiner App buchen konnte. So blieb noch Zeit für
ein Schwätzchen und Getränkekauf, aber eben alles mit Maske. Der Zug (RE11, RRX)
wartete bereits auf uns, da Paderborn seine Endstation ist. Wir waren gespannt, wie voll
es wohl werden würde, doch bis Anfang des Ruhrgebiets hatten wir einen Wagen ganz für uns alleine.
Weit vor Hamm bekamen wir Gesellschaft in Form einer sehr netten Kontrolleurin (Wuppertalerin), die
mangelns Gästen sich fast eine halbe Stunde mit uns unterhielt. Nicht einkriegen
konnte sie sich jedoch darüber, dass wir ausgerechnet Duisburg als Ziel hatten. Dabei
empfanden wir das nach Recklinghausen-Süd und Bottrop schon als Aufstieg (zumindest
hat der MSV Duisburg den Abstieg aus der 3. Bundesliga knapp vermieden).
Ohne Umzusteigen ist eine Zugfahrt von Paderborn nach Duisburg genau so bequem
wie eine Zugfahrt von Paderborn nach Schloß Neuhaus. Ausgeruht kamen wir am
Hauptbahnhof Duisburg an. Unser Hotel liegt nur 300 m vom Bahnhof, hier meldeten
wir uns kurz und ließen ein paar Gepäckstücke zurück, um dann die erste Tagestour zu beginnen.
Am Innenhafen wollten wir Plätze für das Abendessen reservieren, doch das ist hier nicht
üblich, wir sollten einfach früh kommen, und es gab auch ein großes Angebot und alle
hatten bereits geöffnet.
Habe ich eigentlich erwähnt, dass es immer noch nicht regnete und eigentlich auch
gar nicht nach Regen aussah. Nach Umrundung des Innenhafens (Five Boats, Landesarchiv NRW,
Schwanentorbrücke) ging es durch die Stadt auf geradem Weg Richtung Angerpark. Dabei
kamen wir auch beim Theater am Marientor vorbei, vor dem sich das Duisburger Impfzentrum
und eines der Testzentren befindet. Zum Einchecken im Hotel muss man (wenn man noch nicht
durchgeimpft ist) einen negativen Test vorlegen, deshalb hatten die meisten von uns sich hier
angemeldet, jedoch mit Termin 17 Uhr. So ging's erst mal weiter Richtung Rhein, der im Stadtteil
Wanheim erreicht wird. Auf einer schönen Bankgruppe mit Rhein-Aussicht legten wir eine
erste Rast ein und stärkten uns mit mitgebrachten Kraftspendern. Und siehe da: für uns
kam die Sonne durch und zwang uns zum Eincremen.
Zum Angerpark mit "Tiger & Turtle" muss man wieder etwas vom Rhein weg. Auf die Halde
gelangt man über einen wunderbaren spiralförmigen Schotterweg. Naja und die Landmarke oben
ist einfach nicht zu übersehen. Seit 2011 ist sie fertig und besteig-/begehbar, aber
leider seit Corona nicht mehr, da man auf ihr keine 1,5 m Abstand (bei Begegnungen) halten
kann.
Wieder am Fuß der Halde kommt man an den Angerbach. Da das Navi (Garmin) noch nicht betriebsbereit war, befragten wir Radfahrer nach der Richtung zum Rhein. Da hatten wir Pech: sie zeigten genau in die falsche Richtung, so blieb uns die neue Aussichtsplattform verwehrt. Nachdem wir den Angerbach verlassen hatten, durchquerten wir eine Drei-Seen-Platte, die jedoch hinter dichten Hecken meistens gut versteckt war. Doch die nachfolgende Sechs-Seen-Platte hatte es in sich: ein ordentlicher Berg (Wolfsberg) sowie zwischen Wolfsee und Masurensee eine spektakulär hohe Fußgängerbrücke mit wunderbarer Aussicht auf Seen und Jachthafen.
Gleich nördlich der sechs Seen beginnt der Stadtteil und die
Sportstätten Wedau, ebenfalls mit sehr viel Wasser (und natürlich auch dem Fußballstadion).
Lange Zeit konnten wir auf einer schmalen Landzunge zwischen Regattastrecke
und Bertasee entlang fahren. An der Nordseite des Bertasees befindet sich eine große
Skulpturenwiese, in der uns besonders die Negativbäume faszinierten. Am Ende der
Regattastrecke lief das Eins-gegen-Eins-Sprint-Halbfinale im Einerkajak, zu
dem wir gerade zurechtkamen. Für uns Radler ging's dann in den großen Duisburger Stadtwald
(mit Berg: Kaiserberg), den wir an der L78 (nach Mülheim) wieder verließen. Hier
halb im Wald (und noch auf dem Berg) befindet sich der bekannte Duisburger Zoo, die
Giraffenköpfe sollen oben heraus geguckt haben.
Von hier rollt man gemütlich hinunter zum Hotel, denn dies ist bereits die Straße, an
dem es sich befindet. Vorher trafen wir aber noch auf eine Eisdiele mit auffällig langer
Schlange (naja, wir waren ja noch dicht beim Zoo), das ist immer ein Zeichen für gute
Qualität. Wir reihten uns ein und genossen ein leckeres Eis (auf der Hand).
Die beiden Durchgeimpften durften im Hotel bereits Einchecken, die
anderen fuhren weiter bis zum Testzentrum (kommunal), in dem bis auf die elektronische
Anmeldung noch alles auf Papier abgewickelt wird, d. h. auch 20 Minuten auf das
Ergebnis warten.
Nach Zimmer beziehen und Duschen trafen wir uns zum Essen. In Anbetracht der Wettervorhersage gingen wir lieber zu Fuß zum Innenhafen, vorbei an Grachten mit großen Kois in allen Farben. An Innenhafen fanden wir auch problemlos überdachte Plätze im Freien im Bolero, einem mexikanischen Restaurant. Vom Essen und vom Trinken (Cocktails) her war dies ein Glücksgriff, so dass wir es lange aushielten. Eine optionale Fahrt zum beleuchteten Landschaftspark Duisburg-Nord wurde mangels Interesse abgeblasen. Stattdessen machten wir noch einen Spaziergang um den beleuchteten Innenhafen mit tollen Ansichten und viel Kunst. Auf dem Rückweg zum Hotel begann es plötzlich zu blitzen und zu tröpfeln, so dass wir uns noch unterstellen mussten. Doch da heute keine Aussicht auf Besserung bestand, hüpften wir von Dachüberstand zu Dachüberstand bis zum Hotel. Das war auch gut so, denn jetzt ging es richtig los. Es goss so stark, dass wir kaum die Fahrräder ins Hotel holen konnten. Die Zimmer waren schön ruhig, doch aufgrund des guten Essens und Trinkens war es trotzdem eine unruhige Nacht.
Fr. 4.6.21 (71 km Route (etwas unvollständig))
Die Sonne lachte vom Himmel (über die Wettervorhersage).
Gespannt waren wir auf das Corona-Frühstück, zumal wir auch gestern einen
Frühstückszettel mit unseren Wünschen ausgefüllt hatten. Doch in der Realität
gab es ein ganz normales Büffet, lediglich Servierlöffel und -zange wurde nur eines
pro Pärchen ausgegeben und die Sitzplätze entsprachen den Abstandsregeln. Das Büffet
war in Ordnung, auf Müsli- und Obstseite noch verbesserungsfähig, andererseits gab
es wunderbares Rührei mit gebratenem Speck.
Nach dem Frühstück ging's ab auf die Räder, wieder vorbei an
Rathaus und Salvatorkirche zum Innenhafen, der diesmal auf der Straßenbrücke
überquert wurde. Die nächsten Überquerungen waren Ruhr und Hafenkanal, der die
Verbindung vom Rhein zu den meisten Duisburger Binnenhäfen herstellt. Kurz darauf folgt der Vinckekanal,
der den alten Stadtteil Ruhrort zu einer Art Halbinsel macht. Vorbei am
"Haus der tausend Fenster" fuhren wir direkt am Kanal entlang, hier beginnen auch
die Hafenrundfahrten (sehr empfehlenswert). Für uns interessanter war das Museumsschiff
"Oscar Huber" sowie die "Horst-Schimanski-Gasse". Nun mussten wir uns wieder
auf Brückenhöhe hochschrauben, um auf der Friedrich-Ebert-Brücke (zwei auffällige
Brückentürme) den Hafenmund, den Rhein sowie einen Eisenbahnhafen zu überqueren.
Kurz danach konnten wir den Radweg an der vielbefahrenen Straße wieder verlassen.
Nach einigen Vorortstraßen befanden wir uns plötzlich mitten im Johannenhof,
einer denkmalgeschützten, niedlichen Arbeitersiedlung. Auf dem zentralen begrünten
Platz blühte gerade der Salbei violett, das lechzte geradezu nach Gruppenfoto.
Nun wurde das niederrheinische Moers angesteuert, der Innenstadt näherten wir uns
über den Park des Grafschafter Schlosses.
In der Fußgängerzone der Altstadt war gerade Wochenmarkt, so dass größere Besichtigungen unterblieben, auf jeden Fall wollten wir aber Veras legendäre Eisdiele finden, in der es nur zwei Sorten Eis gab (Erdbeer, Vanille). Und tatsächlich: am Ende der Fußgängerzone lag sie! Das Eisangebot war um eine dritte Sorte (Ananas, später noch Schokolade) erweitert worden. Und noch eine Neuerung: man kann die Kugel auch mit Sahne nehmen. Dazu wird das Hörnchen mit der Eiskugel in Sahne gedreht. Ein äußerst leckerer Hochgenuss!
Die Moerser Innenstadt wird fast noch komplett von einem Stadtgraben mit Bastionen
umschlossen. Wir verließen diese schöne Stadt nun nach Norden, um zur Halde
Rheinpreußen zu gelangen, auf der als Landmarke eine riesige Grubenlampe
thront. Für die Auffahrt hatte uns der NRW-Radroutenplaner leider den direkten
Fußweg vorgegeben, dabei gibt es auch schöne Serpentinen-Schotterwege. Auf halber Höhe
gingen daher die meisten zu Fuß weiter. Familie Schnüll fand jedoch einen passablen
Fahrweg und kam per Rad oben an. Die Aussicht von der Halde besteht aus viel
Industrie, aber auch viel Grün und Blau (sprich Waldsee und Rheinschleife). Habe ich
schon erwähnt, dass heute strahlend blauer Himmel war, der Sonnenschutzmittel
zur Voraussetzung machte?
Jetzt wollten wir wieder auf die andere Rheinseite, doch hier gibt es nur eine
Autobahnbrücke (A42). Doch in die Brücke ist ein gut befahrbarer, kreuzungsfreier
Radweg integriert. Natürlich war es auf der Brücke aufgrund der vorbeirasenden
Autos und LKWs sehr laut, doch auf der anderen Seite ging es gleich auf den Rheindeich,
auf dem wir uns Richtung NO von der Autobahn entfernten. Am Fuß des Alsumer Bergs
(Beecker Halde) war es Zeit für eine weitere Rast. Dann ging es vorbei am großen
Thyssen-Krupp-Werk zum schillernden Stadtteil Duisburg-Marxloh. Wenn man nicht wüsste,
dass man sich noch in Duisburg befindet, würde man sich in einem türkisch-arabischen
Zentrum wähnen. Mit fast 60 % Ausländeranteil stellt Marxloh sicher einen Rekord
in Deutschland auf.
Durch Duisburg-Hamborn fuhren wir nun zum Landschaftspark
Duisburg-Nord, den wir jedoch (von Norden kommend) nicht als solchen erkannten.
Nach einer etwas unklaren Abbiegesituation bogen wir auf einen wunderbaren breiten
Radweg, der "Grüne Pfad". Hier kommt man sehr schnell voran ...
Nach weiteren fünf Kilometern fragte endlich mal einer, wie weit es noch wäre. Bei
der Orientierung auf dem Smartphone stellte ich fest, dass der Landschaftspark
längst vorbei war. Ein Fahrrad-Navi ist halt doch nur eine Krücke. Da die Stecke
hier so schön war, entschlossen wir uns, zurück zu fahren und weitere zehn Kilometer
auf unser heutiges Tagespensum drauf zu packen. Im Landschaftspark, der natürlich
sehr eindrucksvoll war, erwartete uns eine weitere Enttäuschung: der besteigbare
Hochofen (Hochofen 5) war gesperrt, obwohl er in GoogleMaps als offen gekennzeichnet
war. So fehlte hier wie bei Tiger & Turtle der "Höhe"-Punkt.
Am Ende der dritten Befahrung des "Grünen Pfads" machte das Fahrrad-Navi auch noch
schlapp (unzureichender Akku), ab jetzt wurde nach Handy orientiert. Vorbei am
Stadion von RW Oberhausen kamen wir nun zum Rhein-Herne-Kanal, wo unser Kanal-Matadori
aufdrehte. Doch kurz danach waren wir schon vor einer außergewöhnlichen
Brücke: die "Slinky Springs to Fame", eine komplett in eine
Spirale gepackte Brücke mit farbigen, weichen Belägen. Beim Darübergehen
fängt die Spirale an zu schwingen (Räder müssen geschoben werden).
Auf der anderen Kanalseite befindet ein großer Spielplatz und das niedliche Schloss Oberhausen. Hier lenkte uns ein "Pipi-Kaka"-Schild derartig ab, dass einem die Kette absprang und ein Teil der Gruppe anschließend in die falsche Richtung weiter fuhr. Doch im Zeitalter des Smartphones ist das ja kein großes Problem, kostet nur etwas Zeit. Und von der hatten wir noch genug. Wir fuhren nun von Norden nach Oberhausen (Alte Mitte) hinein, passierten den Hauptbahnhof und näherten uns dem Altmarkt, auf dem sich unser heutiges Restaurant "Gdanska" befindet, natürlich polnische Küche und polnisches Bier! Obwohl wir zu früh waren, wussten wir, dass es bereits geöffnet war, und unsere beiden Tische standen auch für uns schon (nebeneinander) bereit. Jeder fand für sich auch etwas Leckeres. Und auch das polnische Bier (Tyskie) schmeckte wunderbar. Da die Portionen nicht allzu riesig waren und zudem alles sehr preiswert war, wurde auch beim Nachtisch noch kräftig zugelangt. Wir hatten mit Heidelbeeren gefüllte Pirogen – aber bitte mit Sahne!
Als danach mein Blick so über den Altmarkt schweifte, bemerkte ich darüber eine
äußerst dunkle Wolke: höchste Zeit auch mal einen Blick auf die Wetter-App zu richten.
Dort sah es auch gar nicht gut aus. Und wir mussten ja noch bis Duisburg mit dem
Rad zurück (ca. 10 km). Es wurde zum Aufbruch geblasen, das "Gdanska" ist perfekt
organisiert und konnte sehr schnell abrechnen, so kamen wir noch gut trocken los.
Doch in Duisburg-Obermeiderich erwischte es uns: es gewitterte und goss richtig los, wir konnten
uns gerade noch in einer überdachten Einfahrt unterstellen. Hier wurde Regenkleidung
angelegt, wobei einer auch noch die Regenjacke vergessen hatte. Bei den angenehmen Temperaturen
war das gerade noch verkraftbar. Außerdem wurden Wetter-Apps befragt, ob noch Hoffnung
bestünde, trocken weiter zu fahren. Die Hoffnung bestand nicht, das Gewitter hatte
sich festgesetzt. So wuchs unser Plan, beim nächsten Abschwellen des Starkregens
einfach loszufahren, viel mehr als sechs Kilometer konnte es ja nicht mehr sein.
Das ganze klappte auch hervorragend, eine Schrecksekunde gab es allerdings noch:
auf der Ruhrbrücke (schöne Bogenbrücke) schlug ein Blitz ganz dicht bei uns ein,
zum Glück ohne Folgen. Pech hatte zur gleichen Zeit eine Radfahrerin in Düsseldorf
(Luftlinie nur 20 km entfernt),
die vom Blitz getroffen wurde, vom Fahrrad fiel und dann von einem Auto überrollt
und schwer verletzt wurde, puh!
Ziemlich nass kamen wir am Hotel an, brachten die Räder ins Trockene und in Sicherheit,
duschten und legten uns selber trocken. Solch ein erfüllter Tag verlangt noch nach einem
würdigen Abschluss, so trafen wir uns trotz Dauerregens noch einmal, um in der
nahegelegenen Fußgängerzone ein Bierchen oder einen Cocktail zu trinken. An die optionale
Fahrt zum beleuchteten Tiger & Turtle war bei diesem Wetter sowieso nicht zu denken. Vom Hotel
kommt man überdacht durch das City-Palais (mit Casino) zur Fußgängerzone. Die Lokale
im City-Palais sagten uns nicht zu, obwohl es hier trocken war, aber das City-Palais
wird um 22 Uhr sowieso geschlossen. Doch in der trüben verregneten Fußgängerzone gab es einen
Volltreffer: hier hatte (vor dem "Wicküler") eine Cocktailbar mit Restaurant
gerade neu eröffnet. Ein Teil der Gruppe gefiel das so gut, dass sie blieben bis es schloss ...
Auf jeden Fall war der Schlaf in der zweiten Nacht schon viel besser.
Sa. 5.6.21 (23 km Route)
Bei Regen wollten wir heute gleich nach dem Frühstück mit dem Zug nach Hause
fahren, doch wenn Engel reisen ... es regnete nicht, lediglich ein bisschen
dunstig und trüb. So konnte der dritte Tag ebenfalls wie geplant ablaufen. Das Frühstück war
genau wie gestern, doch heute waren wir hier ja schon Frühstücks-Profis. Dann hieß
es packen und auschecken, und wir nahmen die Route nach Essen in Angriff. Dazu muss
man erst auf einem Radweg an der Landstraße nach Mülheim. Dabei kommt man wieder
am Verianum (Veras Universität) und am Zoo vorbei, man durchquert den Stadtwald,
an dessen Ende die Grenze zu Mülheim ist. In Mülheim überquerten wir auf der (hohen)
Brücke die Ruhr, um dann bei der ersten Gelegenheit runter an die Ruhr zu fahren.
Hier sieht man auch schon den "Wasserbahnhof", das ist der einzige, den ich kenne.
Alles ist eingebettet in eine schöne Ruhranlage (rechts-ruhrisch). Hinter dem
Wasserbahnhof kann man über ein Pumpwerk und eine Fuß-/Radweg-Brücke auf die
andere Seite fahren, was wir auch spontan taten. Dort gibt es einen wunderbaren
Steg direkt an oder über der Ruhr (Gerbersteg), der auch mit dem Rad befahrbar ist.
Durch den Stadthallengarten konnten wir uns wieder zur Straßenbrücke hochschwingen,
denn wir mussten ja recht-ruhrisch weiter. Diesmal verließen wir die Brücke nach
links und kamen über Ruhrpromenade und Stadthafen wieder zur Ruhr. Hier lag die
alte Eisenbahnbrücke direkt vor uns, auf der der Radschnellweg 1 (RS1) die Ruhr überquert.
Bei dem RS1
handelt es sich sozusagen um eine kreuzungsfreie "Fahrrad-Autobahn". Das Ziel
ist, dass Studenten der Uni Dortmund, die in Duisburg wohnen, mit dem Rad
zur Uni fahren können.
Der Fahrradaufzug war ebenfalls leicht zu finden und beförderte alle nach
oben auf den RS1. Nach einer kurzen Probefahrt in die neue Richtung (Uni Mülheim,
Bahnhof Speldorf, hier endet er derzeit) nahmen wir die richtige Richtung (Essen)
in Angriff. Ein Autobahntempo wurde nur deshalb nicht erreicht, weil bei einer
Mitfahrerin ein Karkassenschaden am Vorderrad eine dicke Beule erzeugte und ein
höheres Tempo daher zu gewagt war.
In Essen-Schönebeck (kurz vor der Helmut-Rahn-Sportanlage) mussten wir den schönen
RS1 verlassen, das erzeugte doch einige Proteste. Doch belohnt wurden wir durch
einen ebenfalls sehr guten und ebenfalls auf einer alten Bahnstrecke verlaufenden
Radweg ("Gruga-Weg"), der uns direkt zum Gruga-Park mitten in Essen führte. Am
auffälligsten war bei der Vorbeifahrt das Hundertwasserhaus (Ronald McDonald Haus).
Da der Park am Hang liegt und der Grugaweg bewaldet ist, sah man sonst nicht viel,
ist aber sicher einen Besuch wert. in Rüttenscheid verließen wir auch diesen
Radweg und näherten uns über kleine Straßen dem Folkwang-Museum. Hier hatten
wir wieder Glück: ein Besuch war ohne Termin möglich. Leo und ich teilten uns
(nacheinander) die Bewachung der Räder, so konnte ohne großen Aufwand jeder das
Museum besuchen. Eintritt kostet das Museum nicht, denn Herr von Bohlen und Hallbach
hat bereits für alle Besucher bezahlt. Ein Schmankerl ist die große Video-Wand
in der Eingangshalle, die die Eingangshalle live wiedergibt, jedoch von oben
nach unten durchlaufend etwas zeitversetzt. Auch die Dauerausstellung ist immer
wieder sehenswert.
Leider konnten sich die Letzten etwas spät vom Museum trennen, so dass nun zum Bahnhof
etwas geeilt werden musste. Und wir kamen auch genau auf der Seite an, von der
Rolltreppen hoch zu den Gleisen führten. Prompt gab es zwei Unfälle, weil eine
Rolltreppe im Mittelteil doch steiler wird, als man vorher annimmt. Immerhin
konnte beim zweiten Unfall der Notstopp betätigt werden. Oben angekommen das
nächste Malheur: keine Ankündigung für unseren Zug, obwohl er laut Abfahrtplan
hier losfahren sollten. Ich wollte mich gerade auf den Weg zur Information
machen, da näherte sich (unangekündigt!) ein Zug unserem Gleis. Gottseidank
war es unser RRX. Einhellig waren wir der Meinung, dass dies eine Unverschämtheit
der Deutschen Bahn war, die Konkurrenz nicht anzukündigen. Jetzt musste es
auch noch schnell in den Zug gehen. Zwei Räder kamen in eine Einstiegsplattform,
mit den anderen stellten wir das Fahrradabteil bis auf einen schmalen Gang zu.
Ich konnte mir das Geschimpfe der Schaffnerin schon vorstellen. Und so kam es auch.
Als sie dann aber unsere Geschichte gehört hatte, war sie allerdings sehr
verständnisvoll.
Obwohl dieser Zug etwas voller als der am Donnerstag war, blieb er äußerst
pünktlich und wir gelangten wohlbehalten nach Paderborn. Vor dem Bahnhof
trennten wir uns, weil einige fast hier wohnten, einige nach Hause und andere gleich zum Testen
fuhren. Denn für das Abschlussessen hatten wir einen Tisch in der Stadtschänke
Jassas (drinnen) bekommen. Wg. Corona trafen wir uns diesmal ohne zusätzliche
Gäste (Nicht-Mitfahrende, Kinder) und genossen die leckeren griechischen
Spezialitäten, die weitgehend in die Mitte gestellt wurden und sich so jeder von
jedem nehmen konnte. So fand auch diese ungewöhnliche und aufregende Tour den
würdigen Abschluss!
Fazit:
Auf dieser Fahrt beeindruckte die Vielfalt der Kulturen. Zwischen den Extremen
Duisburg-Marxloh und dem beschaulichen Moers liegt ein breites Spektrum in diesem
außergewöhnchen Lebensraum. Genauso abwechselungsreich ist die Landschaft: zwischen
hässlicher, aber eindrucksvoller Industriekultur stößt man immer wieder auf
herrliche Natur (Sechs-Seen-Platte, Stadtwald, Rheinufer, verschiedene Parks). Mit
der verhinderten Besteigung von Tiger & Turtle und Hochofen 5 fehlten zwar die
"Höhe"-Punkte, wir waren jedoch froh, dass wir die Reise überhaupt duchführen
konnten. Und Duisburg ist eine Reise wert!