Bei dieser Fahrt handelte es sich um eine selbstorganisierte Paddeltour von Zeltplatz zu Zeltplatz mit Autoan- und -abreise sowie einer Radtour zum Müritz-Nationalpark.
Teilnehmer: Norbert und Michael, Marius und Claus
So. 18.7.99 (16 km)
Um 4:57 Uhr morgens holte uns Norbert vom Frühstück weg. Gepäck eingeladen und los
ging's. Die Autobahn bis Hannover war total leer, in Hannover-Lahe abgefahren und
kurz am Sonnenstand orientiert (die Orte auf den Schildern gab der WWW-Map-Guide
nicht her). Dann fuhren wir durch die südliche Heide auf langen geraden
Bundesstraßen, überall gab es "Neue Kartoffeln". In Gifhorn-Neuhaus standen plötzlich
zwei nagelneue russisch-orthodoxe Kirchen mir goldenen Zwiebeltürmen an der Straße.
Weiter ging es über Salzwedel, Arendsee, Wittenberge, Perleberg, Pritzwalk, dann
auf kleinen Straßen über Sewekow, Mirow, Wesenberg, Klein-Quassow zum Campingplatz
Havelberge am Woblitzsee.
An der Rezeption stand man bereits Schlange. Die Zelte
stellten wir gleich am Platz für Wasserwanderer auf. Wir bekamen auch gleich zwei
schöne Alu-Wanderkanadier, während die Kajaks bereits alle ausgeliehen waren.
Nach
dem ersten Bad im See paddelten wir nach Neustrelitz durch einen schönen Kanal mit
Schleuse. Vor Neustrelitz kamen wir an einem "S(k)lawendorf" vorbei. Neustrelitz
besichtigt, eine junge (1733), aber reiche Stadt; klassisch angelegt, Schloßkirche
und Schloßgarten (aber kein Schloß), Orangerie, Luisentempel. Und ein schöner
Marktplatz, wo wir auch einkehrten, Eisbecher und Steak mit Kräuterbutter aßen
(jedes Gericht 5 DM!).
Später zurück gepaddelt, noch mal gebadet, es wurde langsam
dunkel. Obwohl wir auf der Live-Veranstaltung des Campingplatzes noch zwei Lübzer
tranken, konnte ich die erste Nacht im Zelt schlecht schlafen.
Mo. 19.7.99 (20 km)
Marius war früh wach, weil die Sonne aufs Zelt schien,
aber vor acht Uhr war der Laden noch nicht offen. Als ich
Viertel vor acht aus dem Waschhaus kam, bildete sich bereits eine Riesenschlange,
die auch nicht kleiner wurde. Schließlich holte Norbert mit dem Rad Brötchen aus
Wesenberg, doch das dauerte auch bis fast halb elf.
Dann mußten wir uns noch abmelden, so konnten wir erst kurz vor zwölf
Uhr ablegen – und das bei deeeer Hitze!
Die Boote fuhren aber prima. In Wesenberg legten wir wieder an (privat),
gingen in den Ort, aßen leckeres Eis (mit ganzen Kirschen) und kauften im plus ein
(auch Kirschen).
An unserer Anlegestelle noch ein wenig gebadet, dann weitergefahren
bis Priepert. Im letzten Haus des Ortes relativ vornehm gegessen.
Als wir danach
weiterpaddelten, war die Schleuse in Strasen bereits geschlossen, obwohl es erst
zehn vor acht war. Eine Umtragemöglichkeit gab es ebenfalls nicht, so zelteten wir
wild direkt neben der Schleuseneinfahrt. In den Ort gegangen, wie in Priepert hatte
die Kirche keinen Turm. Telefoniert (Gewitter in Paderborn),
dann bei Gerd und Dirk das letzte Bier
getrunken, einer von beiden wußte auch, wo es morgens frische Brötchen gibt.
Di. 20.7.99 (21 km)
Um halb acht wurde das leere Blechschiff mit Holz beladen, tong tong tong, da waren
wir wach. Norbert hatte aber bereits Brötchen geholt (Extralob!). Gemütlich
gefrühstückt, noch Wasser und Blöd-Zeitung geholt, während Norbert die
Fischzuchtanlage besichtigte.
Als wir dann gegen zehn Uhr loswollten, schnitt uns
Lothar mit seiner "Archimedes" den Weg ab. Marius und ich
begrüßten ihn an Bord.
Und als wir dann schließlich (eine Ladung später) in der Schleuse
waren, kam das Gewitter, das man schon am Abend vorher sehen konnte. Unter der
Brücke nach der Schleuse gewartet (ca. eine Stunde). Dann fuhren zwei nette Mädchen
im Bikini mit Sombrero vorbei, das war für uns das Signal zum Weiterfahren.
Kurz vor Canow bei einem leckeren Imbiß (eigentlich Döner) Frikadellen und Bockwurst
mit super Bratkartoffeln und allerletzten Fritten gegessen. In Canow gab's keine
Fischbrötchen (nur ganze Fische), weiter über den Labussee mit leichtem Gegenwind
gepaddelt (das Wetter wurde immer besser), am Outdoor-Cafe-Campingplatz vorbei
zur Diemitzer Schleuse. Nach dem Schleusen machten wir eine schöne Badepause in
Fleeth, aßen noch ein Eis, und fuhren dann durch den romantischen Kanal zur Fleether
Mühle, wo die Boote umgetragen werden müssen. Die Radler von unserer Badestelle
waren bereits da.
Dann kam der beste Teil des Kanals, mit vielen "Krokodilen" –
leider viel zu kurz! Der Rätzsee lag in praller Sonne und forderte von uns das
letzte.
Auf dem (FKK-) Campingplatz waren wir noch bekannt (im Computer), nach dem
Zeltaufbauen gingen wir natürlich zu "Inges Quelle" (Inge schreibt: Inge's), tranken
Nordbräu und aßen Bockwurst und Frikadelle. Abends noch Getränke auf dem Campingplatz
getrunken, weil's so billig war (1,5 l Cola 1,80 DM, 0,5 l Bier 1 DM). Vorher
aber noch schön gebadet.
Beim Abtrocknen sagte einer zu mir: "Wie weit muß man
eigentlich noch wegfahren, bis man keinen mehr aus Paderborn trifft?" Es war Kai
vom ADFC, unterwegs mit einem Freund per Kajak. Beim Schlummertrunk mußten wir uns
unter einen Baum verziehen, weil es tröpfelte.
Mi. 21.7.99 (21 km Kanu, 18 km Rad)
Nachts hatte es mehrfach geregnet. Sicherheitshalber unter dem Baum gefrühstückt,
der uns bereits gestern abend Schutz gegeben hatte. Doch dann kam die Sonne raus
und trocknete unsere Zelte. Von Kai verabschiedet (nach Probesitzen im Kajak)
und losgepaddelt durch den sehr schönen Drosedower Bach auf den Gubenow-See.
Hinter dem Klenzsee wurde es ganz wild romantisch, ganz schmal ging es in den
See, wo man das Umtragemanöver startet. Hier trafen wir das Pärchen mit dem Hund
und dem schneeweißen Kanadier wieder. Wir stärkten uns erst, dann trugen wir die
Boote und das Gepäck die 200 Meter bis zum Plättlinsee. Hinter uns setzten jede
Menge Schulkinder ein.
Der Plättlinsee ist total ruhig und motorbootfrei, sein
einziger Ausgang ist die Schwanhavel. Da wir starken Rückenwind hatten, setzte
Marius sein Handtuch als Segel.
Die Schwanhavel war der Höhepunkt unserer bisherigen Paddelerfahrung: im
Naturschutzgebiet durch schöne Wälder oder meterhohes Schilf und so eng, daß wir
bei Begegnung anhalten mußten. Unterwegs rasteten Paddler am Ufer, die Wasser
gebrauchen konnten und uns dafür Kuchen anboten, bei einem solchen Tausch geben
wir unseren letzten Tropfen.
Auf der Havel vor der Schleuse überholten wir zwei Sechssitzer-Schlauchboote,
die sich von uns ziehen lassen wollten. Sie waren seit Wochen vom Plauer See bis
hierher gepaddelt.
In Wesenberg gingen wir gleich wieder zur Eis-Konditorei. Kuchen,
Kaffee und Eis gegessen (Kirsche war leider alle), dann das historische Ortszentrum
besichtigt und auf den Burgturm gestiegen.
Schließlich noch über unseren Heimatsee bei starkem Rückenwind gepaddelt, Zelte
aufgebaut und Boote abgegeben, die Fahrräder vom Auto geholt.
Nach ein wenig Baden
fuhren wir auf Marius Vorschlag mit den Rädern nach Neustrelitz zu dem Bistro
am Marktplatz, wo jedes Gericht nur 5 DM kostete (und gar nicht so schlecht war).
Fünf Kilometer vor Neustrelitz gab es sogar einen sehr schönen Radweg durch den
Wald entlang der Bahnstrecke. Draußen gegessen, obwohl der Verkehr heute doch
wesentlich stärker als am Sonntag war.
Nach der Rückfahrt genehmigten wir uns
noch je ein Getränk im Campingplatz-Restaurant, so übertreiben wie letzten Abend
wollten wir es nicht wieder. Sternenklarer Himmel, herrlich geschlafen.
Do. 22.7.99 (49 km Rad)
Früh aufgestanden, gleich baden gegangen. Wir wollten erst unterwegs frühstücken,
weil wir uns die Schlange vor dem Laden nicht antun wollten. Zelte zusammengepackt
und das Auto beladen, auch mit den Fahrrädern. In Wesenberg Brötchen gekauft, die
wir dann in Mirow auf der Liebesinsel (über Brücke von der Schloßinsel erreichbar)
mit Tee und Kakao vertilgten.
Dann starteten wir von dort zu einer Fahrradtour in
den Müritz-Nationalpark. Bis Granzow fuhr man Straße, doch dann mußten wir auf
einer Sandpiste fahren, in der wir mehrfach steckenblieben. So verkürzten wir die
Rundfahrt nach Boek (statt Speck), unterwegs wurden wir noch von einem Schild
"Adlerbeobachtungsstation" irregeleitet, von wo wir durch mehrfaches
Räder-über-den-Zaun-heben wieder auf einen Plattenweg kamen.
In Boek wurden wir im
Schloßrestaurant nicht bedient, so fuhren wir zum Imbiß auf den Campingplatz, doch
der hatte Mittagspause, so zurück zum Imbiß neben dem Schloßrestaurant. Die Bedienung
beschrieb uns den Weg zum nächsten Aussichtspunkt, den wir danach anfuhren.
Statt Wasservögeln waren jedoch nur jede Menge Windsurfer zu beobachten.
Zurück nach Mirow fuhren wir dann aber über Straßen (den selben Weg wie damals
mit der "Archimedes-Tour") am Militärflughafen
vorbei und durch Lärz.
In Mirow noch einen schönen Pott Kaffee getrunken und dann die Heimfahrt
angetreten, zunächst den gleichen Weg über Wittstock, Perleberg und Wittenberge,
unterwegs einige Störche gesehen. In Seehausen nicht nach Salzwedel abgebogen,
sondern geradeaus nach Ziegenhagen, wo wir bei Carmen gut essen wollten. Zunächst
war nur Jürgen da, dann kamen Carmen und Kai vom Zahnarzt zurück und schließlich
kam auch noch Sylvia. Allen ging es gut, und wir haben lange erzählt.
Wir mußten
aber weiter, sie brachten uns noch zum Auto und winkten. Das Wetter war immer noch gut,
erst direkt bei Hannover begann es zu regnen und hörte auch bis Paderborn nicht mehr
auf. Gegen 23 Uhr lud uns Norbert vor der Haustüre ab, wo es bei einem kühlen Veltins
einiges zu erzählen gab.
Fazit: Wir können uns fast nicht vorstellen, daß es noch schönere
Paddelreviere gibt, aber wir werden es sicher noch einmal versuchen. Auf jeden Fall
konnte man in dieser Ruhe und wunderschönen Landschaft perfekt abschalten.