Eine selbstorganisierte Radtour mit Zugan- und -abfahrt nach Uelzen, übernachtet wurde in Hotels in Uelzen, Hitzacker und Lüneburg
Teilnehmer: Michaela und Otto, Susanne, Vera und Reinhard, Angelika und Claus
Vorbereitung:
Die Schönheit des Wendlands war sowohl Vera und Reinhard als auch uns (Angelika und
Claus) bekannt, trotzdem gab es noch viel zu entdecken. Zuerst sollte es eine
Mammutgruppe mit neun Leuten werden, doch Johannes musste doch zu Hause aufpassen,
so waren wir acht. Am Wochenende vor der Abfahrt erkrankte Lennart, so dass auch
Hans Günter passen musste. So hätten wir eigentlich in Lüneburg alle im gleichen
Hotel schlafen können. Wg. der laufenden Fußball-WM in Deutschland war nämlich
in Lüneburg kaum eine Unterkunft zu bekommen, daher hatten wir uns schon aufgeteilt.
Die Route wurde ausgearbeitet und abgefahren anhand des Aldi-Kartensets
"19 regionale Radtouren-Karten 1:100000.
Zur Vorbereitung gehörte aber auch die Feier zum 10jährigen Bestehen der Genuss-Radlergruppe am 6.6.06 bei Schirmers mit historischen Dias.
Mi. 14.6.06 (7 + 1 km)
Unser erster Zug fuhr um 15:15 Uhr vom Paderborner "Haupt"-Bahnhof los, schon auf
dem Hinweg trafen wir Vera, Reinhard kam direkt von der Firma, der Rest verteilte
sich bereits auf Bahnhof und Bahnsteig. Fahrradplatz war kein Problem, wie würde
es wohl im Metronom ab Hannover ("Keine Reservierung in der Woche") werden?
Diese Sorge erwies sich als völlig unbegründet: ein langer Zug mit hochmodernen,
klimatisierten Doppelstock-Wagen, von denen zwei komplette untere Hälften für
Fahrräder zur Verfügung standen. Susanne wollte ihr Rad nicht aus den Augen lassen,
Vera, Reinhard und wir beide genossen von oben die Aussicht auf die Lüneburger
Heide (mit Eschede).
Der berühmte Hundertwasser-Bahnhof von Uelzen war zwar immer noch nicht ganz fertig,
aber das waren nur noch Bodenarbeiten auf den Bahnsteigen. Vor allem der häßliche
Metallzaun war spurlos verschwunden. Wir verließen den Bahnhof durch die Unterführung
und schickten die Kommission (Susanne und Angelika) los, das Restaurant "Arte" im
Hundertwasser-Bahnhof zu begutachten. Spontan schloss sich Vera an: jetzt hieß es für
die anderen "Warten". Schließlich kehrte die Kommission mit guten Nachrichten zurück:
sogar eine Großbild-Leinwand war vorhanden (denn um 21 Uhr spielte Deutschland gegen
Polen).
Dann radelten wir zum Hotel ("Senioren-Residenz"), verstauten die Räder in
der Tiefgarage und die
Packtaschen im Zimmer und trafen uns zu einem Spaziergang durch die kleine
Fußgängerzone vorbei an einem edlen Liegerad-Geschäft Richtung
Hundertwasser-Bahnhof. Der Bahnhof liegt zwischen den Gleisen,
ist aber auch durch eine Straßenunterführung zu erreichen. Im "Arte", das offen mit
dem Rest des Bahnhofs verbunden ist, entschieden wir für einen Innentisch am Fenster,
an dem alle fünf Minuten ein Güterzug vorbei donnerte und richtige Bahnhofsatmosphäre
aufkommen ließ. Passend zum Fußballabend bestellten wir Welt-Freundschaftsplatten
mit Spezialitäten verschiedener teilnehmenden Länder. Die Wartezeit benutzen wir
zur Innenbesichtigung des Hundertwasser-Bahnhofs. Vor allem mit seinen schönen,
abwechselungsreichen Säulen hatte Friedensreich nicht gespart, auch die
Bahnhofstoiletten waren eine Augenweide.
Drei Minuten vor neun hatten wir die Platten geputzt und wechselten vor die
Großbild-Leinwand. 91 Minuten war Polen nicht verloren, dann fiel doch noch das
erlösende 1:0 für Deutschland. Unsere Jubelrufe lockten das Bahn- und Putzpersonal
sowie die Polizei an, die kurz danach mit uns den Abpfiff bejubelten. Auf unserem
Rückweg in die Stadtmitte war längst der Autocorso bestehend aus vier bis sechs
Autos, einem Lieferwagen, einem Fahrrad und drei Polizeiwagen unterwegs, bis auf
letztere alle mit riesigen Deutschlandfahnen. Am anderen Ende der Fußgängerzone
wollten wir noch einen Blick auf den Autocorso werfen, hier befand sich auch das
sehenswerte Rathaus und andere schöne Häuser.
Die Nacht war zunächst laut (nicht wg. der Mitbewohner) und sehr heiß.
Do. 15.6.06 (100 km)
Das Fühstück hatten wir aufgrund der langen Tagesetappe bereits um halb acht bestellt.
Ein großer Tisch stand für uns bereit und das Frühstück war lecker. Außer uns waren
aber wohl keine Hotelgäste, sondern nur echte Senioren vorhanden.
Gegen halb neun verließen wir die Senioren-Residenz, Michaela brauchte noch Luft,
der Laden mit den edlen Liegerädern hatte aber noch zu, auch die Tankstelle hatte
nichts passendes, aber ein herrenloses Damenrad lieh uns dann seine Pumpe. Unter
leichtem Tröpfeln verließen wir Uelzen entlang der B71. In Groß-Liedern bogen
wir von der Bundesstraße ab, nicht ohne dass uns ein Autofahrer vor Sturzregen warnte.
Auf kleinen Nebenstraßen radelten wir über Hanstedt II nach Rosche, ein kleines Stück
Radweg an der B493, dann ging es richtig in die Provinz. Kurz hinter Dallahn machten
uns Feldarbeiter auf die Unpassierbarkeit unserer Strecke aufmerksam, so dass wir
über Dalldorf und Meußließen Richtung Kreisstraße nach Clenze schwenkten. In diese
Straße war eine rasante Abfahrt mit Serpentinen eingebaut, solche Höhenunterschiede
hatten wir hier eigentlich nicht erwartet.
Das malerische Stadtbild von Clenze fanden wir nicht heraus, dafür einen Laden mit
Batterien für Michaelas Fahrradcomputer. Hinter Clenze ging es auf eine sehr schöne
Nebenstraße, auf der sich hinter Beesem und Bülitz mit Luckau der erste angedeutete
(ovale) Rundling befand. Am Ortsausgang wurde auf einen Ort verwiesen, der nicht
auf meiner Karte verzeichnet war. Und plötzlich wandelte sich die Straße zuerst
in eine Sandpiste, dann in russische Betonplatten (noch mit Haken dran). Auch ein
Wachturm stand am Wegesrand. Nach langer Ruckelfahrt tauchte ein trostloser Ort auf:
Seebenau. Nun fing es auch noch an zu schütten, wir hielten, ich drehte meine Karte
um und sah die Bescherung: wir waren nach Süden gerollt und nahezu an der Bundesstraße
kurz vor Salzwedel in der Altmark. Es gab keine andere Möglichkeit, als diese
Folterstrecke zurück zu fahren. Am Wegweiser stand zwar nur drei Kilometer bis Luckau,
doch das war ein Witz, alle Insider wissen, dass es in der DDR Gummikilometer gibt,
um den Feind zu verwirren. Wenigstens hatte der Regen wieder aufgehört und bei
Luckau waren wir auch wieder auf dem rechten Weg.
Der übernächste Ort war Schreyahn und erwies sich als der schönste und besterhaltene
Rundling. Auch das "touristische" Satemin war sehr sehenswert und am Ortsende fanden
wir auch, was wir suchten: ein Cafe, noch dazu in einem Künstlergarten unter hohen
Bäumen. Kaum hatten wir uns gesetzt, kam die Sonne heraus und die nette Wirtin brachte
uns Erfrischungen, Pötte mit Milchkaffee und Baiser-Stachelbeertorte (auch für
den "Jungen Mann").
Das kurze Stück bis Lüchow schafften wir mit links, in der netten, aber nicht
autofreien Innenstadt überquerten wir das erste Mal die Jeetzel, der Fluss, der für
die Insellage und die Hochwasserprobleme von Hitzacker verantwortlich ist. Von
Lüchow aus gings nach Norden auf einer schnurgeraden Kreisstraße durch die Lucie.
Die weit auseinander liegenden Orte waren Seerau, Zadrau und Groß Heide. In Klein
Heide wechselten wir auf eine andere Nebenstrecke und rollten so direkt in das
Stadtzentrum von Dannenberg. Vera fand auch gleich das Rathaus mit "Froschzimmer",
gegenüber war das "Trauzimmer": Sei kein Frosch, trau' dich!
Die unten gebliebenen hatten längst die Eisdiele entdeckt, die Angelika und mich
schon einmal 2003 vor dem Zusammenbrechen gerettet hatte. Das Eis war noch immer
genau so gut und so konnten wir gut gestärkt die letzte Etappe angehen, erst an der
Bahn bis Pisselberg, dann wollte keiner auf unbefestigte Strecken fahren, so steuerten
wir direkt den zweiten Elbedeich bei Predohlsau an. Hinter Nienwedel kamen wir auf
den vorderen Elbedeich und sahen zum erstem Mal die Elbe. Aber auch Hitzacker kam
ins Blickfeld sowie die dahinter liegenden Berge, ein traumhafter Anblick!
Leider war die direkte Zufahrt zur Altstadt wg. Bauarbeiten gesperrt, vermutlich
noch aufgrund des kürzlichen Frühjahrshochwassers. So mussten wir die Altstadt umfahren
und ließen uns auch noch auf die Autozufahrt zum Hotel "Waldfrieden" ein, die
natürlich über den höchsten Berg führte. Doch dann lag der "Waldfrieden" vor uns,
mit traumhafter Aussicht auf die Elbe. Wir wohnten im Gästehaus gegenüber, ein altes
schönes Fachwerkhaus, alle Zimmer mit Balkon. Ein kurzer Blick auf die Speisekarte
genügte, dass wir uns zum Essen anmeldeten, auch das war eine gute Entscheidung!
Nach dem Duschen setzten wir uns in der Abendsonne
auf die Aussichtsterrasse mit Elbeblick und ließen
es uns gut gehen, zudem gab es auch mein Lieblingsbier von "drüben": Lübzer. Alle waren
froh, die 100 Kilometer geschafft zu haben und genossen auch das leckere Essen. Am
auffälligsten war Veras großer Teller voller roter Flusskrebse.
Nach dem Essen bestiegen wir den nebenan liegenden Weinberg. Von hier oben hat man
eine traumhafte (fast schon "kitschige") Aussicht auf die Elbe, Elbauen und vor allem
auf Hitzacker!
Jetzt wollten wir uns in die Altstadt stürzen, doch vorher kommt man noch an lauschigen Plätzen sowie an der Riesenkastanie vorbei, die auch wieder etwas ausgeschlagen hatte. Da unten die Elbe ganz nah ist, hielten wir kurz die Hände rein und merkten, dass sie ausgesprochen warm war. Ein schönes Lokal sahen wir auch gleich am Yachthafen, doch wir wollten erst durch die Altstadt (zumal wir auch eigentlich schon genug Bier intus hatten). Vorbei am Rathaus gingen wir bis zur Drawehner-Torschänke, wo es auch eine kleine Fotoausstellung vom Hochwasser gab. Doch dann zog es uns zum Lokal am Yachthafen, aber leider waren alle Tische auf der Aussichtsterrasse besetzt. Nun was macht das schon, wenn man in der eigenen Unterkunft etwas Vergleichbares hat. So gab es zum Abschluss noch ein herrliches Lübzer!
In der Nacht gab es ein größeres Unwetter, einige Schäden sahen wir am Folgetag.
Fr. 16.6.06 (70 km)
Im "Waldfrieden" gab es das beste Frühstück der Tour, danach bereiteten wir ohne Hast
die Abfahrt vor, nicht ohne die aus drei Männern (Aufwärmprogramm) bestehende
Radlergruppe ausgiebig über ihre Pläne ausgefragt zu haben (sie fuhren
elbaufwärts). Für uns ging es nun durch die Klötzie, dem Gebirge nordwestlich von
Hitzacker, das Angelika und mir auf unserer Elbetour zu
anstrengend war. Und tatsächlich ging es rauf und runter und rauf und wieder runter.
Mit einem zwei Kilometer langen Abstecher durch den Wald umfuhren wir eine Senke.
In Tiemesland ging es noch einmal richtig in Wald und Berge, so dass eine lange
Strecke das Rad geliebt werden musste. Entschädigt wurden wir durch eine längere
Abfahrt auf geteerter Straße nach Drethem.
Jetzt verließen wir die Elbuferstraße nicht mehr, obwohl der Elberadweg noch einmal
durch die Berge führte. Durch kleine Elborte rollten wir nach Neu Darchau, wo es eine
größere Fährverbindung über die Elbe gibt. Wir blieben aber auf der Südwestseite der
Elbe auf einem Radweg an der Straße. Den leichten Gewinn an Höhe verloren wir auf
einer schönen Waldabfahrt.
In Alt Garge stimmten wir ab, ob wir weiter der Straße folgten ("Bei Hochwasser diese
Route benutzen!") oder einen unbefestigten Weg durch die Elbauen nahmen. Die Mehrheit
wählte Abwechselung und so kamen wir durch ein vor kurzem noch überschwemmtes Gebiet –
mit neu aufgeschütteten Wegen.
Dann war endlich Bleckede erreicht, wir fuhren quer durch die Stadt und den Schlosspark
in den Schloss-Innenhof. Hier machten wir eine längere Rast, Angelika und Otto
bestiegen den Aussichtsturm. Zu dem Museum hatte trotz halben Preises keiner so
recht Lust.
Über wunderbar zu fahrende kleine Straßen verließen wir Bleckede durch das Bleckeder Moor. Erst kurz vor Scharnebeck ging es wieder auf eine größere Straße oder an ihr entlang. Das "malerische Stadtbild" von Scharnebeck fanden wir zwar nicht, dafür eine andere Attraktion: eines der größten Schiffshebewerke der Welt! 38 Meter werden hier kleine und große Schiffe in riesigen wassergefüllten Trögen auf das neue Niveau des Elbe-Seitenkanals gebracht. Dadurch dass wir vorher noch Kaffee und Eis genascht hatten, kamen wir gerade zurecht, als einer der gewaltigen Fahrstühle (mit einer kleinen Yacht) nach oben abzischte. Wir selbst fuhren danach auch hoch an den Kanal (auf einer Wartungsstraße) und konnten noch das kleine Boot beim Verlassen des Trogs beobachten.
Nun ging's am Kanal entlang – und die Post ab! Erst nachdem wir fast an Lüneburg
vorbei waren, konnte ich die anderen bremsen. Ein freundlicher Herr beschrieb uns
einen schönen Weg in die Stadt, dazu mussten wir aber mehrere Kilometer am Kanal
zurückfahren.
Wir waren schon im Stadtwald nahe der Innenstadt, als ein Gewitterregen losbrach und
uns noch in Regenklamotten zwang. An einer Tanke stellten wir uns kurzzeitig unter,
doch der Regen ließ nur wenig nach. Aber sonst wäre die schöne Stadteinfahrt (auch
noch durch Kloster Lüne) auch gar nicht zum Aushalten gewesen. Am Stint fuhren wir
in die innerste Altstadt, das Lüneburger Stadtfest war trotz des Regens schon
in vollem Gange. In der berühmten Straße "Am Sande" war auf der Bühne bereits die
erste Rockband, und Buden standen in zwei Reihen. Trotz des weiterhin starken Regens
war es sehr voll, so dass wir nicht immer fahren konnten.
Wo "Am Sande" in die Heilig-Geist-Straße übergeht, war auch gleich die "Kutscherstube",
in der fünf von uns sieben übernachten sollten. Für den
alten Wirt war die interessanteste
Frage, wie sich die fünf auf die zwei Räume aufteilen wollten.
Für Angelika und mich hieß es weiter durch den strömenden Regen bis zur Uelzener
Straße, wo das leicht verstaubte Parkhotel auf uns wartete. Das Hotel hatte seine
beste Zeit offensichtlich hinter sich und auch die Dusche wurde nicht recht warm.
Da es immer noch regnete, machten wir uns per Bus und mit einem aus dem Hotel
ausgeliehenen alten Schirm auf den Weg zu den anderen.
Gleich neben der Kutscherstube befand sich das Brauhaus Mälzer mit einer einladenden
Speisekarte, so entkamen wir schnell dem Regen. Das leckere Essen und das frisch
gebraute Bier servierte uns eine schwarze Perle, die mit einem besonders eleganten
Hüftschwung die Treppen hoch eilte. Danach, es hatte aufgehört zu regnen,
stürzten wir uns in das Getümmel. Die
beiden Bands am Sande waren noch nicht genau unser Geschmack, so ging's weiter
zum Stint, wo ein DJ dröhnte.
Wir gingen statt dessen durch ein schönes Stadttor
und über eine Ilmenau-Brücke zum Rathaus, wo Susanne schon von weitem rief: die
Band kenne ich aus dem Capitol! Es war Crush, eine hervorragende Bon-Jovi-Coverband.
Von dem Sänger Ede Schönleber mit seinen Super-Musikern hörten wir leider nur noch
die letzten drei vier Stücke ...
Über eine Jazzband in einem Klostergarten arbeiteten wir uns langsam zum Höhepunkt
vor, dem Kalkberg, von dem man – man höre uns staune – Lüneburg von oben sehen kann.
Weil es mittlerweile dunkel geworden war, machte
sich eine leichte Müdigkeit bemerkbar,
und wir nahmen noch einen letzten Absacker im Brauhaus Mälzer. Da Angelika und ich noch
einen guten Fußmarsch vor uns hatten (vorbei an etlichen guten Bands), gingen wir
etwas früher als die anderen, die nur nach nebenan mussten.
Trotz der Ausfallstraße haben wir hervorragend geschlafen.
Sa. 17.6.06 (41 + 7 km, Susanne ein wenig mehr)
Samstags scheinen in Lüneburg die Bäcker nicht zu arbeiten, denn sowohl bei uns als
auch in der Kutscherstube gab es aufgebackene Brötchen. Dabei war das Frühstück
ansonsten sehr gut. Den Wirt der Kutscherstube interressierte viel mehr, wer denn nun
zu dritt im Zimmer gewesen war ("Ach, das ist wohl die Mutter!").
Recht pünktlich um halb zehn trafen wir uns vor der Kutscherstube und verließen
Lüneburg über Am Sande entlang der B216 (immer leicht bergauf). Am Elbe-Seitenkanal
klinkten wir in diesen ein und lieferten uns manches Wettrennen mit Lastkähnen
("Pankgraf") und Yachten – nicht ohne einmal unsere beladenen Räder eine steile Treppe
hinunter tragen zu müssen. Ansonsten war es bretteben, kein Schiffshebewerk und
keine Schleuse war in Sicht.
Unseren Kanalmatador Otto erwischte kurz vor Bad Bevensen ein Plattfuss, der aber
leicht zu lokalisieren und zu beheben war. Die Wartezeit verkürzte uns eine
einheimische Frau, die auf ihrer Radtour wilden Spargel (weiß und grün) gestochen hatte
und ihn uns roh zum Naschen anbot. Doch was der Bauer nicht kennt ...
Dann ging die etwas eintönige Kanalfahrt weiter. Bei Bad Bevensen stimmten wir ab,
ob wir durch den Badeort fahren sollten – oder weiter am Kanal, um möglichst den zwei
Stunden früheren Zug in Uelzen noch zu bekommen. Die Mehrheit hatte Heimweh und so
suchten wir den schnellsten Weg nach Uelzen. Das war gar nicht so einfach, denn als
wir nach der erfragten Beschreibung vom Kanal abbogen (auf eine Landstraße), führte
diese im Zickzack zwar nach kurzer Zeit nach Uelzen, doch nach 400 m war Uelzen
schon wieder zu Ende – und wir waren immer noch in Sichtweite des Kanals.
Uns blieb nichts anderes übrig als weiter zu fahren, Natur, Natur und Natur folgte.
Endlich kamen wir auf eine größere Straße, doch immer noch kein Hinweis auf Uelzen,
nur auf Oldenstedt. Als dann doch das Uelzener Ortsschild auftauchte, waren wir
sichtlich erleichtert. An Stadtrand wurde uns noch mal der beste Weg zum Bahnhof
beschrieben, und wenige Minuten vor Abfahrt des (früheren) Zuges erreichten wir ihn
auch. Dass es keine Abfahrtstafeln gab und ich den Bahnsteig im Reisezentrum erfragen
musste, nahm uns den letzten Rest Wartezeit. Aber wenigstens war wieder das riesige
Fahrradabteil des Metronom gähnend leer. Und dank Veras Sauerkirschen in weißer
Schokolade hatten wir eine sehr angenehme Fahrt auf der oberen Aussichtsetage.
Als wir in Hannover den Metronom verließen, war es empfindlich kalt, so dass wir alle
Jacken und lange Hosen anzogen. Reinhard, Vera und Susanne kauften für uns (und sich)
Verpflegung, die wir dann in Ruhe im Zug essen wollten. Doch der Bahnsteig füllte
sich enorm und der Zug kam vom Flughafen auch schon ziemlich voll. Bei der Einfahrt
verkündete der Lautsprecher, dass nur der vordere Teil bis Paderborn fährt, so
mussten wir über den vollen FIFA-WM-Bahnhofs-Bahnsteig durch alle Leute quälen.
Das Fahrradabteil war bereits voll: überwiegend mit sitzenden Leuten, von denen
wenigstens einige bereit waren, aufzustehen. Wir verteilten uns auf mehrere
Plattformen und kamen so mit Mühe doch alle mit. So wurde auch diese Zugfahrt
noch zu einem kleinen Abenteuer.
Ab Hameln entspannte sich die Lage zusehends, weil die Hamelner sich nicht nur in
den hinteren Teil gesetzt hatten, der hier abgekoppelt wurde. Wir bekamen alle
Sitzplätze und verspeisten unseren Kuchen.
Pünktlich rollten wir in Paderborn ein. In der Schönwetterecke Deutschlands war es
sonnig und warm, also wurden die Jacken wieder abgelegt. Michaela und Otto
verabschiedeten sich nach Schloss Neuhaus, der Rest rollte noch zusammen nach Elsen.
Zur Abschlussfeier hatten wir uns im "Piccola Posta" verabredet, dem besten Italiener
von Schloss Neuhaus. Der Zufall wollte es, dass heute Abend Italien gegen die USA
antreten musste. Das Essen und das Bier waren hervorragend, die einzige Enttäuschung
war die italienische Fußballmannschaft, die nicht über ein 1:1 hinaus kam. Und das
bei neun gegen acht Spielern (drei Platzverweise). Susannes Sohn Sebastian sah
das Spiel nebenan und kam bei jedem Tor berichten. Rechtschaffen müde machten sich
alle früh auf den Heimweg.
Fazit:
Wir haben bewiesen, dass wir 100 Kilometer schaffen können. Also können wir in
Zukunft kürzere Etappen wählen!
Das Wendland eignet sich gut zum Radwandern, obwohl es auch kräftige Höhenunterschiede
aufweist. Höhepunkte der Tour waren die schönen Orte, allen voran Hitzacker und
Lüneburg, die Rundlinge bei Lüchow sowie die eindrucksvolle Elbelandschaft.