Eine selbstorganisierte Radtour, übernachtet wurde in Hotels
Teilnehmer: Leo, Vera und Reinhard, Henning, Michaela und Otto, Hans-Günter, Angelika und Claus
Vorbereitung:
Orte in Radentfernung von Paderborn haben den Vorteil, dass man keine Räder
in den Zug wuchten muss und keine betriebsablaufbedingten Verspätungen der
Bahn hinnehmen muss. Doch solche Orte sind mittlerweile rar: wir kennen fast
alle! Allerdings kann man die schönsten Orte auch ruhig mehrfach besuchen –
und die Stadt Soest gehört auf jeden Fall dazu! Soest hatte sogar einen eigenen
Stand auf dem Paderborner Fahrradtag. Und von dem bekam ich zwei entscheidende
Tipps: vom Möhnesee nicht auf der alten Eisenbahnstrecke (auch nett!) in die
Stadt zu fahren, sondern durch ein Naturschutzgebiet nördlich von Körbecke
(Weidelandschaft Kleiberg, ehemaliger Truppenübungsplatz). Diesen Tipp
befolgten wir und wurden durch eine wunderschöne Strecke belohnt. Den anderen
Tipp, im Pilgrimhaus zu essen, befolgten wir nicht, unsere Alternative war
tatsächlich enttäuschend.
Den anderen Übernachtungsort Brilon kannten nur Angelika
und ich, der Almeradweg von Paderborn nach Brilon ist grenzwertig für eine
Tagestour, Beschreibungen sprechen nicht ohne Grund nur von der Richtung
Brilon-Paderborn ...
Alle Routen wurde mit Hilfe des
Outdooractive-Tourenplaners ausgearbeitet und auf ein Fahrrad-Navi ("Clausigator")
übertragen. Auf ein Karten-Backup wurde erstmals komplett verzichtet.
Außerdem wurden die Unterkünfte vorab bestellt, was weder in Brilon
noch in Soest Probleme bereitete. Beide Hotels erwiesen sich als sehr gut.
Do. 15.6.17 (65 km Route)
Die Tour begann, wie die letzte Genussradlertour geendet hatte: mit einem gemeinsamen
leckeren und gesunden Essen bei Vera und Reinhard, diesmal der Tageszeit
entsprechend als Frühstück. Nach diesem perfekten Tourstart bestiegen wir unsere
Räder und fuhren rüber zum Alme-Radweg, der hier östlich der A33 verläuft. Bis
Wewer ist er noch nicht so toll, doch ab Wewer fährt man einfach schön durch
das Almetal. Borchen und Alfen werden nur am Rand gestreift, erst in Niederntudorf
kommt man wieder richtig durch einen Ort (Schlegel-Kunst am Bahnhof). Es folgt
wieder ein längeres Stück durch die Natur, auch Wewelsburg wird nur am Rand
gestreift, der Radweg verläuft unterhalb der Burg im Tal.
Auf alten Steinbrücken
wird hier die verzweigte Alme malerisch überquert, das lädt zum Fotografieren
ein. Den Stundensatz der professionellen Kamerafrau konnten wir uns jedoch
nicht leisten, so mussten Hans-Günters Selbstauslöserkünste her.
In Ahden teilten wir uns unfreiwillig, doch im Handyzeitalter ist das kein
größeres Problem: wir verabredeten uns in der Eisdiele in Büren. Auf der
weiterhin sehr schönen Strecke passierten wir auch kurz vor Brenken die
Ruine der Niederburg. Der nächste Ort ist bereits Büren, doch unsere beiden Raser
trafen erst nach uns ein. Das Eis im Eiscafé "Roma" war wieder köstlich. Leider
klagte Henning über Knieschmerzen und die eigentlichen Berge kamen jetzt erst.
So wurde ein Taxi bestellt und er wurde samt Rad nach Brilon befördert. Wie
sinnvoll das war, stellte sich bald heraus.
Hinter Weine und Siddinghausen folgt ein längeres Waldstück und nun ging es auch
stetig bergan. Ich habe noch nicht erwähnt, dass heute der bisher heißeste Tag
des Jahres war und uns die Zunge ganz schön aus dem Hals hing. Doch allzu lange
durften wir uns nicht ausruhen, denn ab 18 Uhr waren Gewitter angekündigt. Ca.
vier Kilometer vor Alme ist der schöne Radweg zu Ende und man muss auf der Landstraße
radeln. Diese ist zwar nicht stark befahren, aber bei dem heutigen Feiertag
waren viele Motorräder auf dieser kurvenreichen Strecke unterwegs.
Am Ortseingang von Alme befindet sich das gepflegte Schloss Alme (Privatbesitz, nur von außen zu besichtigen). Eine weitere Sehenswürdigkeit von Alme sind die Almequellen, hier vereinigen sich ca. 100 Quellen in einem Quellteich.
Ab jetzt wurde es richtig steil, dazu noch auf einer (sonnigen) Landstraße
quälten wir uns bis Wülfte hoch, eine Rast am Wasserwerk Alme inbegriffen.
An der St. Anna-Kapelle in Wülfte (ab hier ging's zum Glück bergab) bemerkte
Hans-Günter einen Platten am Hinterrad, der sich jedoch nicht auf die Schnelle
lokalisieren ließ. So hieß es: aufpumpen und dann sofort lossprinten! Das
klappte auch perfekt – bis auf den Umstand, dass wir uns alle aus den
Augen verloren. Da am Ortseingang von Brilon immer noch genügend Luft da
war, warteten wir und erklommen dann gemeinsam den Stadtkern von Brilon.
Die große Kirche mit dem dicken Kirchturm (St. Petrus und Andreas) reizte
mich sofort, doch das lohnte nicht sehr, auch der Turm war nicht zu besteigen.
So wurde geduscht und dann der Flüssigkeitsverlust aufgefüllt: in der langsam
verschwindenden Sonne vor unserem Hotel Starke am Marktplatz – und zwar in
Form eines hervorragenden alkoholfreien Weizens!
Doch bereits das zweite Bier
musste drinnen eingenommen werden, denn pünktlich um 18 Uhr begann es
leicht zu regnen und es donnerte auch etwas. Hans-Günter hatte in dieser Zeit
ein Schlauchloch geflickt, nur musste er noch zwischen Essenbestellung und
dem Servieren schnell duschen ...
Unser bestellter Tisch konnte bereits früher eingenommen werden, da Hotel und Restaurant
nicht sonderlich ausgebucht waren. Dabei war das Restaurant noch wie vor
12 Jahren hervorragend und es gab sogar zwei Grüße des Hauses – allerdings
nur einen für unsere beiden Jugendlichen, die doch beide auch vollwertig bestellt
hatten.
Nach dem Essen war das Gewitter vorbei, und wir machten noch eine kleine
Besichtigungstour (Derker Tor), bevor wir im benachbarten Irish Pub einkehrten
und einen lustigen Abend mir dem Spiel "Codename" und gemischtem Guinness
verbrachten. Die wenigen anwesenden Iren übertrafen wir an Lautstärke erheblich,
ebenso wie die zahlreich anwesenden Briloner.
Fr. 16.6.17 (59 km Route)
Der Tag begann mit einem hervorragenden Frühstück (danke, Hotel Starke!), doch dann wurde es
chaotisch: sowohl Otto als auch Hans-Günter hatten vor dem Frühstück den Reifendruck
des geflickten Rades geprüft. Als wir eigentlich abfahren wollten, war er jedoch
wieder vollkommen platt. Und kurz danach kam Otto mit einem platten Vorderrad
um die Ecke. Wir vermuteten sofort: Sabotage – und es wurde wieder aufgepumpt.
Zur Sicherheit sollte im unten liegenden Fahrradgeschäft ein Schlauch mitgenommen
werden (nachträglich: ein Glück!). Warum
auch immer zog sich das endlos hin. Und als Hans-Günter endlich stolz
mit einem neuen Schlauch das Geschäft verließ, war der Reifen wieder platt. Nun
holte er sich ordentliches Werkzeug im Laden und wechselte den Schlauch. Als er
komplett fertig war, bemerkte Otto, dass sein Vorderrad ebenfalls wieder platt
war. So wurde die ganze Prozedur ein weiteres Mal wiederholt.
Mit fast zwei Stunden Verspätung begann unsere heutige Tour. Hennings Knie
machte nach kurzer Probefahrt gut wieder mit. Zudem ging es heute die ganze
Zeit (mit einer Ausnahme) bergab, und auch die Temperaturen waren bei knapp
20° sehr angenehm. Ein wenig störte die Windvorhersage: starker bis stürmischer
Wind aus West der Stärke 4 bis 5, dazu Böen bis Windstärke 7! Doch der
Möhnetal-Radweg ging kontinuierlich bergab, zudem führte der Radweg
auf der ehemaligen Bahnstrecke fast immer am Waldrand entlang, so dass
wir den Gegenwind kaum spürten.
Erste Sehenswürdigkeit des Tages war einer der berühmtesten Nachtclubs Westfalens:
"Club Elite Girls" in Heidberg, leider wg. Betriebsferien geschlossen, aber schließlich
war ja auch noch nicht Nacht ...
Der nächste Ort Rüthen thront hoch oben über dem Möhnetal, so ließen wir
ihn dort liegen und rollten weiter nach Belecke. Nach einer kurzen Rast
(ohne Besichtigung) ging's zum nächsten Ort mit Besichtigung:
Sichtigvor (kein Schreibfehler!). Hier machten wir einen Abstecher zum Schloss der ehem. Deutschordenkommende.
Auf dem Weg dorthin kommt man noch an einem Kettenschmiedemuseum vorbei.
Das Schloss ist nur von außen zu besichtigen, sehr schön ist auch die
dazugehörige Pfarrkirche St. Margaretha, die offen war. Die Bänke im
Park drumherum luden zur Rast ein, bevor eine anstehende Beerdigung uns
von diesen schönen Plätzen vertrieb.
Jetzt war es auch nicht mehr weit bis zum Möhne-Stausee, der eine
ereignisreiche Geschichte aufweist und über dessen Hauptstaumauer wir
bereits einmal gefahren waren. Diesmal
hatten wir uns für das Südufer entschieden, das erstens sehr schön
und zweitens bis zum Biberstraßen-Deich vollkommen autofrei ist.
Danach führt der Radweg an der Süduferstraße entlang, bietet aber
weiter schöne Aussichten auf den See und die Villen am steilen Ufer.
Die Fußgängerbrücke über den See bei Körbecke darf auch mit Rädern
befahren werden, an einem normalen Freitag bei mittelmäßem Wetter
ist das überhaupt kein Problem. Und von dieser Brücke hat man die
beste Aussicht auf alle drei See-Teile sowie auf Nord- und Südufer.
Und gleich auf der Nordseite (Körbecke) lud eine Yachtschule mit
Café-Restaurant zur Einkehr mit bestem Seeblick ein. Wenn jetzt
noch die Sonne herausgekommen wäre, hätten wir es vor Glück gar nicht
mehr ausgehalten. Doch stattdessen verfinsterte sich der Himmel und
es kamen sogar wenige Tropfen.
Schnell wurde es wieder heller und wir brachen auf Richtung Soest.
In Körbecke und kurz danach geht es steil bergauf, denn man muss den
Haarstrang erklimmen. Belohnt wird man durch eine lange Abfahrt fast
bis Soest, dabei durchquerten wir die letzte Sehenswürdigkeit vorher:
die Weidelandschaft Kleiberg, ein Naturschutzgebiet auf einem ehemaligen
Truppenübungsplatz. So ziemlich in der Mitte ist ein wunderbarer
Aussichtshügel, von dem wir Wildpferde und Wasserbüffel mit Jungtieren
beobachten konnten.
Der Weg nach Soest hinein klappte dank Navi völlig problemlos und
schon ging es unterhalb der Wallmauer entlang der Gräfte bis zum
Jakobitor, wo sich das älteste Gasthaus Westfalens befindet: das
Pilgrimhaus, unsere heutige
Unterkunft. Wir sollten sogar mit einem kleinen Umtrunk begrüßt werden.
Doch wir wollten erst die Pferde/Räder versorgen und danach hatten
wir es selbst vergessen. Außerdem waren unsere Zimmer (bzw. Wohnungen)
über mehrere Häuser verteilt (alle sehr gut!), so dass wir uns für
den um 18:30 Uhr bestellten Tisch im Brauhaus Zwiebel sogar noch
etwas beeilen mussten. Angelika und ich schafften trotzdem vorher
noch einen kleinen Stadtrundgang.
Das Brauhaus Zwiebel war dieses Mal eine ziemliche Enttäuschung:
es war brechend voll und dementsprechend laut, wir hatten einen
riesigen Tisch, an dem man kaum sein Gegenüber verstand geschweige
denn jemand am anderen Ende. Dass Hans-Günter hier noch Besuch von
seinen Soester Bekannten bekam, kriegten nur die direkt daneben
sitzenden mit. Und das Essen war auch nicht der Hit, zumindest nicht
bei allen (kein Vergleich zu Hotel Starke gestern). Worüber man
nicht meckern konnte, war aber das Bier, egal ob Hell oder Original
Dunkel. So verließen wir recht bald nach dem Essen das Lokal und
Vera hatte noch Lust auf eine Stadtführung – und wollte auch
wissen, wo der Bahnhof ist.
Da es sich um die längsten Tage des Jahres handelt, war es noch hell
und wir gingen im Zickzack durch die große Soester Innenstadt und
nahmen dabei die meisten Sehenswürdigkeiten mit. Als wir den Bahnhof
sehen konnten, dämmerte es erst. Den Rückweg zum Pilgrimhaus wählten
wir dann über die Wallmauer, die unbeleuchtet ist und auf der es jetzt
doch schon ziemlich dunkel war. Doch das Pilgrimhaus ist sehr schön
angestrahlt und lud noch zu einem Foto ein. Die Müden gingen jetzt
ins Bett, es soll aber auch noch Absackerbiere gegeben haben.
Sa. 17.6.17 (45 + 15 km Route)
Im wunderschönen Fachwerk-Ambiente des ältesten Gasthauses Westfalens
trafen wir uns alle zum ebenfalls hervorragenden Frühstück, außer uns
waren zwei weitere Radlergruppen großzügig in den Räumlichkeiten verteilt.
Nach dem Frühstück (es nieselte ein wenig) wurde Leo zum Bahnhof gebracht,
denn er hatte heute ein Meisterschaftsspiel im Hockey. Wir trafen uns dann
um 10:15 Uhr auf dem Soester Marktplatz, nachdem Geli und ich vorher den
Wochenmarkt am Rathausplatz besucht hatten.
Die Route aus Soest heraus führte genau über diesen Wochenmarkt, doch dank
Navi konnte eine Umfahrung gefunden werden. Auf der Osthofenstraße ging's
dann zu Soests einzigem erhaltenen Stadttor, dem Osthofentor. Danach hat man
die Stadt praktisch schon verlassen und der Nieselregen
hörte auch auf. Ist man am Ostfriedhof und Stadtpark
vorbei, beginnt fast schon Bad Sassendorf, der Ort mit dem höchsten
Altersdurchschnitt Deutschlands. Die Sehenswürdigkeiten sind hier Kurpark
mit Gradierwerk (von innen begehbar) und Voliere sowie Schloss Haus
Sassendorf. Letzteres ist jedoch völlig abgeschottet, so dass man nur
fragmentarische Blicke durch eine hohe Hecke erhaschen kann.
Die kleine Innenstadt besteht im wesentlichen aus Kurkliniken und ist schnell durchquert. Die nächsten Orte der Hellweg-Route hatte noch keiner von uns je gehört, doch (vorbei an "New York") kommt dann schon Erwitte, dessen große Kirche St. Laurentius bereits von weitem grüßt. Sie ist auch von innen sehr sehenswert. Nebenan liegt das alte Rathaus direkt neben einem schönen Fachwerk-Hotel.
Doch noch ein weiterer
Höhepunkt wartete in Erwitte auf uns: Schloss Erwitte (Wasserschloss),
in dem sich ebenfalls ein Hotel befindet. Auf der Schlosstreppe machte ein
lustiger Hotelgast schöne Fotos von uns – und verschwand dann mit
Hans-Günters Kamera (im Spaß).
Kaum ist man aus Erwitte heraus, beginnt schon Bad Westernkotten, und
zwar von seiner schönsten Seite, dem Kurpark. Hier machten wir erst mal
die Lunchpaket-Rast und bewanderten dann Gradierwerk, Barfuß-Pfad,
Wassertretbecken und Kräuterspirale. Susanne hatte recht: Bad Westernkotten
ist noch schöner als Bad Sassendorf.
Nachdem der kleine Ort durchquert ist, kommt man auf schönen geteerten kleinen Straßen über Bökendorf und Langeneicke nach Störmede, wo wir wenigstens eine Blick auf das Rittergut werfen wollten. Tatsächlich war gerade wieder eine Hochzeit im Rittergut. Das älteste Gebäude der Anlage ist jedoch das Torhaus.
Gleich hinter Störmede liegt Geseke, das am nördliche Innnenstadtring
gestreift wird. Ab hier führte uns das Navi über schöne geteerte
Feldwege direkt in die Bohmkesiedlung von Verne, wo Susanne und
Johannes mit Kaffee und Kuchen (und Klöckner-Kir-Royal!) auf uns
warteten. Den Kir Royal verpassten Vera und Reinhard, da sie schon
vorfahren mussten, um den jüngeren Sohn noch abholen zu können. Wir
anderen hatten uns so vollgegessen und -getrunken, dass wir das
Abschlussessen im Piccola Posta für dieses Mal getrost streichen
konnten, ohne dass der Kalorienhaushalt in den Negativbereich
pendelte.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Rieksmeiers machten wir uns
auf die letzten ca. 15 Kilometer, die immer wieder schön zu radeln sind.
Erst in Elsen verabschiedeten wir uns von Hans-Günter sowie von
Hillebrands, die jeweils noch ein kurzes Stück zu radeln hatten.
Fazit:
Diese selbstausgedachte Verbindung dreier Radwege erwies sich als besonders
schön und abwechselungsreich. Allerdings sollte man überlegen, in umgekehrter
Richtung zu fahren, das nimmt dem Alme-Radweg die Schärfe. Gut gefallen
haben uns beide Übernachtungsorte und -stätten, aber auch die vielfältigen
Besichtigungsmöglichkeiten an allen drei Radrouten. Das Wetter war uns
wieder gnädig, bis auf den kurzen Nieselregen in Soest gab es keinerlei
Grund zur Klage. Und mit dem Frühstück bei Schnülls sowie dem Kaffeetrinken
bei Rieksmeiers gab es einen perfekten Tourstart und ein perfektes Tourende!